OB1 schrieb am 03.07.2005 18:40
Ich habe auch in Deutschland super Erfahrungen mit meinen Chefs gemacht, das ist wohl branchenabhängig. In den Medien Betrieben war es meistens super, in anderen eher steril.
Ich ebenfalls. In Deutschland habe ich in einem grossen, amerikanischen Unternehmen in der R&D Branche von Studi bis zur Dipl.-Übersetzerin und nach dem Studium gearbeitet. Es war sehr international, mein Chef war ein wunderbarer, recht junger, dynamischer Typ (Deutscher) und dort begrüsste ich vor allem mit Männern zu arbeiten. Bei zuviel Frauen gibt es fast immer Zickenterror. Er wusste es, Anerkennung und Motivation zu vermitteln. Ich habe viel von ihm gelernt.
Naali schrieb am 03.07.2005 13:58
Das Verhältnis Chefs/Mitarbeiter hier sind sehr viel positiver als in Deutschland. Es ist eher freundschaftlich und man hat nicht das Gefühl, er sitzt mehrere Stufen höher.
Ich arbeite im medizinischen Bereich und kann über meine Chefin nur Positives berichten. Sie hat immer ein offenes Ohr und man braucht nicht mit einem miesen Gefühl in ihr Büro gehen. Natürlich wird geduzt und man redet sich mit dem Vornamen an. Auch wird auf das Arbeitsklima viel Wert gelegt. Wir haben oft Mitarbeiterbesprechungen und Umfragen. Die Einarbeitung von Krankenpflegeschülern, Praktikanten und neuen Mitarbeitern ist wirklich vorbildlich. In Deutschland gab es dies in meinen Arbeitsstellen nie..weder Mitarbeiterbesprechungen noch dieses gute Miteinander zwischen Chef und Angestellten. Auch hatte ich dort noch nie so ein gutes Arbeitsklima und als neue Mitarbeiterin in D hatte ich bei der Einarbeitung ziemliche Probleme.
Da ich heutzutage in Finnland selbst Vorgesetzte von 17 Personen bin, finde ich die Arbeitsumgebung grundsätzlich angenehmer
. Das Team - beruhend auf Gegenseitigkeit - bringt sehr viel Loyalität und Vertrauen entgegen, vor allem in Krisensituationen. Die meisten sind Finnen in meinem Team. Finnen legen sehr viel wert auf eine respektvolle Arbeitsumgebung, Motivation, Menschlichkeit und "Commitment". Das ist aber nicht immer die Realität im privaten Sektor. Es ist zu hart für mich, gegen meine Werte zu handeln, daher ist das mittlere Management nicht einfach.
Es mag sein, dass Schulungen, Einarbeitung und eine stressfreie Umgebung im öffentlichen Dienst einfacher sind. Im privaten Sektor ist es ein täglicher Kampf ums Überleben. Leider kann man auch hier nicht pauschalisieren, dass es in einer finnischen Firma klappt.
Positiv aufgefallen: im Falle einer Beförderung werden Finninnen nicht so schnell zu Mitstreitern. Man akzeptiert einfach, dass jemand nicht mehr gleichgestellt, sondern Vorgesetzter ist. Kann genauso weiterhin locker miteinander umgehen, vergisst aber nicht die "Chefdistanz". Neid gibt es (fast) nicht. Das hat aber eher mit der Persönlichkeit und nicht mit der Nationalität zu tun. Natürlich dutzt man sich. Wir benutzen wg. der internationalen Umgebung sowieso Englisch.
Selbst kann ich nicht sagen, dass es immer eine flache Hierarchie gibt. Das Verhältnis mit meiner Chefin (unsere höchste Managementebene) hat mehrmals zu einem Zusammenbruch geführt und grenzt an Mobbing, oft verbunden mit dem Hass gegenüber Deutschen - unmissverständlich ausgedrückt. Werde aber trotzdem nicht generalisieren, dass es überall so zugeht.