
Am 9. Juni feiern die Åländer ihren nationalen Feiertag, genauer, sie feiern die ersten Zusammenkunft des offiziellen Lagtings am 9. Juni 1922. Was aber heute groß gefeiert wird, war damals absolut ungewollt und von "oben" diktiert. Anlässlich des heutigen Feiertages mal eine kleine Chronik vom entstehen des besonderen politischen Status' von Åland.

Eine Chronik von 1917 bis 1922
Åland – vom Wunsch zur Wiedervereinigung mit Schweden zur ungewollten Selbstverwaltung
Seit jeher war Åland ein Teil Schwedens, bis zum 14. Jahrhundert gehörten die Inseln zum Linköping Stift, im Anschluss zum Åbo Stift und ab dem 17. Jahrhundert war Åland ein administrativer Teil von Åbo län. So war es bis zum verlorenen Krieg Schwedens gegen das russische Zarenreich. Ab 1809 gehörte Åland (als westlicher Vorposten) zum russischen Zarenreich, eingegliedert in das Großfürstentum Finnland. Als im Februar 1917 (jetzt: März 1917) die russische Revolution stattfand und damit das Ende der Zarenherrschaft besiegelt war, begann man noch im Frühjahr in verschiedenen Kreisen auf Åland über eine Wiedervereinigung mit Schweden zu diskutieren. Bis heute ist nicht geklärt, wo der Gedanken zu Wiedervereinigung mit Schweden geboren wurde, klar ist aber, dass die Idee auf Åland und bei åländischen Studenten in Stockholm kursierte.
Aus dieser Zeit stammt auch der auf Åland bekannte Satz von Johannes Salminen: "När en grupp på 30.000 söker sin egen väg talar man överlägset om "separatism", när tre miljoner för samma sak spelar man Finlandia" (Wenn eine Gruppe von 30.000 ihren eigenen Weg sucht, spricht man überlegt von "Separatismus", wenn drei Millionen eine Sache machen, spielt man Finlandia).
Schon im April 1917 fand ein erstes heimliches Treffen aller gleich gesinnter Kreise auf dem Hof Grelsby bei Markusböle, Finström, statt. Dort wurde man sich schnell einig, dass man die schwedische Regierung für diese Sache gewinnen wollte - jetzt, wo die Wirren in Russland durch die Februarrevolution groß waren.
Am 28.08.1917 lud man zu einer interkommunalen Versammlung in der Volkshochschule ein, unter dem Vorwand, man wolle über die Errichtung von Feuerwehren sprechen. In Wahrheit ging es bei der Diskussion aber um die Wiedervereinigung mit Schweden. Einstimmig wurde beschlossen, dass die "alte schwedische Landschaft Åland mit Schweden wiedervereinigt werden soll" und das eine Unterschriftenliste dem König vorgelegt werden soll.
Dieses Treffen in der Volkshochschule mit dem dort gefällten Beschluss war ein wichtiger Punkt, dem die Juristenkommission des Völkerbundes (heute: Vereinte Nationen) später große Bedeutung zumaß.
Als heimliche Maßnahme sollte die Unterschriftenaktion möglichst unentdeckt von den russischen Behörden und möglichst schnell über die Bühne gehen. An Weihnachten 1917 wurden die Listen verteilt und schon am 29. Dezember war die Unterschriftensammlung beendet, mit 7.135 Namen. Eine überwältigende Mehrheit von 96,2% der Bevölkerung sprach sich für eine Wiedervereinigung mit Schweden aus. Noch am gleichen Tag wurde durch eine Versammlung in der Volkshochschule die endgültige Fassung des Briefes an den schwedischen König festgelegt. Der Versammlung legte fest, dass Verfasser Julius Sundblom, Carl Björkman, Johan Jansson, J. E. Nordström, Johannes Eriksson und Erik Karlsson Ramsdahl dem König die Adresse übergeben sollten. Am 3. Februar 1918 fand die Übergabe beim schwedischen König statt.
Im Jahre 1918 festigte sich der Kreis, der einen Wiederanschluss an Schweden wollte, in der Bevölkerung. Als Finnland 1918 beschloss, das „Ålands län“ aus der Taufe zu heben, entstand der Gedanke, eine eigene Gesetzstiftende Versammlung zu gründen. Verschiedene Quellen deuten darauf hin, dass die Idee aus Schweden kam. Vor allem Carl Björkman arbeitete trotz des Risikos, erwischt zu werden, eifrig für diese Idee. Der Plan war nämlich illegal und aus finnischer Sicht ein Staatsverrat.
Im Januar 1919 reiste Julius Sundblom mit einer Delegation zur Friedenskonferenz nach Paris um hier die Pläne Ålands zu Wiedervereinigung mit Schweden darzulegen. Auf Vorschlag Schwedens sollte eine offizielle Volksbefragung auf Åland zur Staatszugehörigkeit stattfinden, der wiederum widersetzte sich Finnland vehement. Am 29. Juni 1919 fand die zweite, aber offizielle Volksbefragung zur zukünftigen Staatszugehörigkeit von Åland statt. 9.735 Personen stimmten für eine Wiedervereinigung mit Schweden, das sind 96,4% der Bevölkerung. Nur 461 Personen verneinten die Frage nach einer Wiedervereinigung mit Schweden.