Da wir in all den Jahren in denen wir Finnland besuchten unsere Finnischkenntnisse, die sich immer noch im untersten Level befinden nicht besserten (von nix kommt bekanntlich nix

) und man in Finnland ja recht gut mit Englich weiter kommt (war vor 40 Jahren nicht selbstverständlich) habe ich den von Tenhole verlinkten Artikel mit Google Translate übersetzen lassen.
Ja, da werden Erinnerungen wach! Unsere allererste Überfahrt nach Finnland unternahmen wir im Juni 1977, nur einen Monat nach Indienststellung der Finnjet. Überall roch es noch nach frischer Farbe bzw. neu. Die bis heute schnellste Autofähre auf der Ostsee benötigte im Sommer auf der Strecke Travemünde > Helsinki nur etwas über 22 Stunden. Ein absoluter Rekord. Zum Vergleich: heute, 43 Jahre später wirbt die Finnlines-Reederei mit einer Überfahrtsdauer von „nur“ 29 Stunden auf der gleichen Strecke, immerhin 7 Stunden mehr. Dieser Rekord zollte aber auch seinen Tribut. So verbrauchten die Gasturbinen derart viel Diesel, sodass das Schiff sehr unwirtschaftlich unterwegs war und über all ihre Dienstjahre nur rote Zahlen schrieb. Da nutzte es auch nichts, dass die Finnjet nachträglich und zusätzlich mit einem normalen Schiffsdiesel ausgestattet wurde, der außerhalb der Saison die Finnjet antrieb, welches dann für eine Strecke 36 Stunden benötigte.
Fortan war für uns die Finnjet stets die erste Wahl wenn es nach Finnland ging. Wir haben auch die Verbindung Kiel > Göteburg und Stockholm > Helsinki genutzt. Gespart hatten wir damals als vierköpfige Familie nichts. Die Spritkosten für die Strecke Göteborg > Stockholm, zusätzliche Mahlzeiten in Schweden und an Bord… Das läppert sich. Und dann die quakenden Kinder („wann sind wir endlich da?“) Und so sind wir in den Folgejahren stets nur mit der Finnjet gefahren. Aber im Jahr 2005 war dann Schluss. Die letzten Jahre lief die Finnjet auch nicht mehr Travemünde an sondern Rostock. Zudem verlief die Fahrt mit einem Zwischenstop in Tallinn. Die aufkommenden Billigflüge zwischen Deutschland und St. Petersburg beendeten dann schließlich die Finnjet-Ära.
Nach wiederholtem Eigentümerwechsel und Einsatz als Notunterkunft in Louisiana nach einem Hurrican wurde das Schiff schließlich im Jahr 2008 verkauft und in Alang, Indien abgewrackt. Verschiedene, kapitalkräftige Investoren bemühten sich zwar mit Kräften das Schiff zu erhalten (es gab bereits einen Liegeplatz in Turku); letztlich scheiterte das Vorhaben aber aus verschiedenen Gründen.
Schade!
Die Finnjet bot im Gegensatz zu den derzeit auf der Ostsee verkehrenden Fähren fast Kreuzfahrtcharakter. Wer die Finnjet noch kennengelernt hat würde die heute auf der Route Travemünde > Helsinki verkehrenden Schiffe der Finnline als „Holz-DDR-Klasse“ bezeichnen. Auf der Finnjet begann der Urlaub regelmäßig, sobald man an Bord war und sich in der Kabine eingerichtet hatte. Auf den derzeitigen Finnlines-Fähren hingegen guckt man hingegen häufig auf die Uhr und hofft darauf, dass man bald am Ziel ist.
Ein Manko der Finnjet bleibt mir aber bis heute noch in Erinnerung: Der Gasturbinenantrieb sorgte bei voller Fahrt für regelmäßig auf- und abschwellende Vibrationen, die auf dem gesamten Schiff hör- und spürbar waren. Wurden in den Bars die leeren Gläser vom Personal zu dicht auf den Theken abgestellt wurden diese nicht selten „musikalisch“. Das ist jetzt allerdings meckern auf hohem Niveau. Wer auf anderen Schiffen nicht unterwegs war merkte das warsch. gar nicht.
Ach ja, schön war die Zeit…
Es gibt ja hier auch noch einen alten Finnjet-Thread:
viewtopic.php?f=5&t=1703&sd=d
Wikipedia kennt die Finnjet natürlich auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Finnjet