#1 Erfahrungsbericht: Mit TallinkSilja von Rostock nach HEL
Verfasst: 15. Sep 2010 18:13
Ich bin Anfang September zum ersten Mal mit TallinkSilja von Rostock nach Helsinki gefahren. Ich war Fußpassagier und hatte ein Bett in einer Damenkabine gebucht.
Gesamtfazit: in Ordnung, aber einige Mängel. Mit Begleitung wahrscheinlich ein nettes Erlebnis, aber als Einzelreisende(r) langweilig.
Die Details:
Nach Rostock bin ich bin dem Zug gekommen...8 Stunden Fahrt mit der Deutschen Bahn (inkl 3x Umsteigen) schlauchen, deshalb war ich bei meiner Ankunft in Rostock Seehafen schon nicht in bester Laune. Der Bahnhof am Seehafen wirkt sehr verlassen, eine Unkrautwüste in der Pampa. Der Fußweg zum Terminal ist nicht ausgeschildert. Überhaupt ist das ganze Terminal ein kleines, billiges Blechgebäude. Im Obergeschoss gibt es einen Aufenthaltsraum für die Fußpassagiere. Hier hieß es noch einmal 3 Stunden Warten, was meine Laune nicht gerade steigerte
. Es war nämlich tierisch langweilig und im Hafen gab es nichts zu sehen. Die Schiffe legten irgendwo weiter entfernt hinter Absperrungen an, sodass man die Ankunft des Schiffes leider nicht verfolgen konnte.
Gegen 23 Uhr kam dann ein Minibus, der die Fußpassagiere einsammelte. Das Gepäck wurde im Kofferraum verpackt, da haben auch die TallinSilja Mitarbeiter mitgeholfen. Mit dem Minibus ging es dann an Bord, da es keine Gangway gibt. Ich machte mich sofort auf den Weg zur Kabine - eine 4-Bett Innenkabine auf Deck 9. Die Kabine war sauber und gepflegt, aber sehr eng. Gespannt wartete ich auf meine Bettnachbarn, aber niemand kam. Als nach 2 Stunden immer noch niemand da war, dachte ich, ich hätte das Reich für mich alleine. Aber zu früh gehofft: Es buchte dann nachträglich doch noch jemand ein Bett, eine ältere Frau. Somit waren wir zu zweit in der 4er Kabine. Das war platzmäßig noch in Ordnung, aber schon eng. Möchte nicht wissen, wie es mit 4 Personen wäre. Leider schnarchte diese Frau ununterbrochen und ich machte in der ersten Nacht fast kein Auge zu. Da hätte ich auch gleich den Schlafsessel buchen können...
Der zweite Tag war dann auf See. Das Schiff hatte ich schon am Vorabend ausgiebig besichtigt - viel zu erkunden gibt es da nämlich nicht. Die öffentlichen Räume konzentrieren sich vorwiegend auf Deck 7 und sind nicht besonders groß. Insgesamt gibt es kaum etwas zu tun. Ein Unterhaltungsprogramm wurde nicht geboten, es wurden nur den ganzen Tag deutsche Schlager vom Band gespielt. Der Miniladen mit langweiligem Angebot hatte nur 2 Stunden geöffnet. Das Buffetrestaurant hatte ebenfalls nur während der Buffetzeiten geöffnet. Aber das nutzte ich ohnehin nicht, da es mir zu teuer war. Neben der Bar gibt es eine Art Kiosk, dort bekommt man belegte Brote, Joghurt und Getränke - zum Apothekenpreis (0,5l stilles Wasser 2€) und nicht unbedingt sehr appetitlich (matschige aufgewärmte Baguettes in Plastikfolie). Ich weiß auch nicht, ob es überhaupt etwas für Vegetarier gab. Ich nahm ein belegtes Roggenbrot und durch die Plastikfolie sah es aus, als ob nur Käse und Tomaten/Salat drauf wäre...aber falsch gedacht: Über und unter der Käsescheibe befand sich Salami
. Ansonsten gibt es noch die Sauna zwei Decks höher, die hat aber auch nur zu besonderen Zeiten auf und kostet 4€. An der Rezeption kann man Zeitschriften kaufen (Preis wie an Land) und wohl auch Gesellschaftsspiele leihen. Das Außendeck ist leider blöd geschnitten: Es gibt kein anständiges Sonnendeck, sondern nur furchtbar zugige Bereiche an den Seiten der Schiffe. Dort stehen noch nicht einmal Stühle, sondern nur diese unbequemen steinharten Bänke, in denen die Rettungswesten sind. Dort länger zu sitzen ist leider entsetzlich unbequem.
Das hört sich nun alles ziemlich negativ an, aber man muss hervorheben, dass das Schiff wirklich top-gepflegt ist
. Alles sieht noch aus wie neu (ich bin mit Superfast VII gefahren, die wurde 2001 gebaut. Es gibt aber neuere Schiffe, die sehen schon wesentlich heruntergekommener aus) und ist sehr sauber. Immerhin, da kann sich Finnlines eine Scheibe von abschneiden. Die Besatzung ist estnisch und ist wirklich sehr sprachgewandt. Alle Durchsagen waren in Deutsch, Finnisch, Estnisch und manchmal auch Russisch/Englisch (wie sie gerade Lust hatten...die Reihenfolge der Sprachen war auch immer anders
) und auch an der Rezeption sprachen die Angestellten gut Deutsch, Finnisch und Russisch (letzteres konnte ich beobachten).
Die Passagiere waren alle ziemlich gesittet und zivilisiert (naja...es gab eine Ausnahme, ich wurde tatsächlich Zeugin eines fremdenfeindlichen Angriffs eines finnischen Familienvaters auf einen arabischen Familienvater. Das war echt heftig
). Deutsche, Finnen und Russen waren alle gut vertreten. Saufereien gab es nicht, aber das wundert mich auch nicht. Wer saufen will, fährt auf Kreuzfahrt nach Stockholm oder Tallinn, aber nicht auf einer langweiligen, teuren Fähre nach Deutschland.
Insgesamt war es echt langweilig, sich die Zeit zu vertreiben. Denn es gab ja nichts zu erkunden und ich kannte niemanden. Es waren zwar auch erstaunlich viele junge Leute an Bord, aber die waren zu 99% "verkabelt". Fast alle hatten ihren Laptop dabei, surften in Facebook oder hörten Musik. Ins "Gespräch" (falls man das so nennen kann), kam man maximal über die Steckdose, denn immer wenn man sich in die Nähe der Steckdose setzte, kam jemand und fragte, ob man diese unbedingt brauche oder ob er/sie ihren Laptop dort anschließen könnte. Schöne neue Welt... in Facebook surfen kann man doch auch zu Hause - meine Meinung.
Irgendwie schlug ich den Tag aber mit Lesen herum und nach einer weiteren Nacht (natürlich wieder mit Schnarchkonzert
) erreichten wir am nächsten Morgen pünktlich um 7:00 den Hafen von Vuosaari in Helsinki. Endlich
!
Hier noch mal die Pros und Cons in Kürze:
:
- gepflegtes, sauberes Schiff
- sprachgewandte Besatzung
- keine Saufkundschaft
- ruhig und stressfrei
- enge Kabinen
- kein vernünftiges Sonnendeck
- kein Unterhaltungsprogramm, keine Abwechslung, keine Essensalternativen - einfach langweilig
- Apothekenpreise
Gesamtfazit: in Ordnung, aber einige Mängel. Mit Begleitung wahrscheinlich ein nettes Erlebnis, aber als Einzelreisende(r) langweilig.
Die Details:
Nach Rostock bin ich bin dem Zug gekommen...8 Stunden Fahrt mit der Deutschen Bahn (inkl 3x Umsteigen) schlauchen, deshalb war ich bei meiner Ankunft in Rostock Seehafen schon nicht in bester Laune. Der Bahnhof am Seehafen wirkt sehr verlassen, eine Unkrautwüste in der Pampa. Der Fußweg zum Terminal ist nicht ausgeschildert. Überhaupt ist das ganze Terminal ein kleines, billiges Blechgebäude. Im Obergeschoss gibt es einen Aufenthaltsraum für die Fußpassagiere. Hier hieß es noch einmal 3 Stunden Warten, was meine Laune nicht gerade steigerte

Gegen 23 Uhr kam dann ein Minibus, der die Fußpassagiere einsammelte. Das Gepäck wurde im Kofferraum verpackt, da haben auch die TallinSilja Mitarbeiter mitgeholfen. Mit dem Minibus ging es dann an Bord, da es keine Gangway gibt. Ich machte mich sofort auf den Weg zur Kabine - eine 4-Bett Innenkabine auf Deck 9. Die Kabine war sauber und gepflegt, aber sehr eng. Gespannt wartete ich auf meine Bettnachbarn, aber niemand kam. Als nach 2 Stunden immer noch niemand da war, dachte ich, ich hätte das Reich für mich alleine. Aber zu früh gehofft: Es buchte dann nachträglich doch noch jemand ein Bett, eine ältere Frau. Somit waren wir zu zweit in der 4er Kabine. Das war platzmäßig noch in Ordnung, aber schon eng. Möchte nicht wissen, wie es mit 4 Personen wäre. Leider schnarchte diese Frau ununterbrochen und ich machte in der ersten Nacht fast kein Auge zu. Da hätte ich auch gleich den Schlafsessel buchen können...

Der zweite Tag war dann auf See. Das Schiff hatte ich schon am Vorabend ausgiebig besichtigt - viel zu erkunden gibt es da nämlich nicht. Die öffentlichen Räume konzentrieren sich vorwiegend auf Deck 7 und sind nicht besonders groß. Insgesamt gibt es kaum etwas zu tun. Ein Unterhaltungsprogramm wurde nicht geboten, es wurden nur den ganzen Tag deutsche Schlager vom Band gespielt. Der Miniladen mit langweiligem Angebot hatte nur 2 Stunden geöffnet. Das Buffetrestaurant hatte ebenfalls nur während der Buffetzeiten geöffnet. Aber das nutzte ich ohnehin nicht, da es mir zu teuer war. Neben der Bar gibt es eine Art Kiosk, dort bekommt man belegte Brote, Joghurt und Getränke - zum Apothekenpreis (0,5l stilles Wasser 2€) und nicht unbedingt sehr appetitlich (matschige aufgewärmte Baguettes in Plastikfolie). Ich weiß auch nicht, ob es überhaupt etwas für Vegetarier gab. Ich nahm ein belegtes Roggenbrot und durch die Plastikfolie sah es aus, als ob nur Käse und Tomaten/Salat drauf wäre...aber falsch gedacht: Über und unter der Käsescheibe befand sich Salami

Das hört sich nun alles ziemlich negativ an, aber man muss hervorheben, dass das Schiff wirklich top-gepflegt ist


Die Passagiere waren alle ziemlich gesittet und zivilisiert (naja...es gab eine Ausnahme, ich wurde tatsächlich Zeugin eines fremdenfeindlichen Angriffs eines finnischen Familienvaters auf einen arabischen Familienvater. Das war echt heftig


Insgesamt war es echt langweilig, sich die Zeit zu vertreiben. Denn es gab ja nichts zu erkunden und ich kannte niemanden. Es waren zwar auch erstaunlich viele junge Leute an Bord, aber die waren zu 99% "verkabelt". Fast alle hatten ihren Laptop dabei, surften in Facebook oder hörten Musik. Ins "Gespräch" (falls man das so nennen kann), kam man maximal über die Steckdose, denn immer wenn man sich in die Nähe der Steckdose setzte, kam jemand und fragte, ob man diese unbedingt brauche oder ob er/sie ihren Laptop dort anschließen könnte. Schöne neue Welt... in Facebook surfen kann man doch auch zu Hause - meine Meinung.
Irgendwie schlug ich den Tag aber mit Lesen herum und nach einer weiteren Nacht (natürlich wieder mit Schnarchkonzert


Hier noch mal die Pros und Cons in Kürze:

- gepflegtes, sauberes Schiff
- sprachgewandte Besatzung
- keine Saufkundschaft
- ruhig und stressfrei

- enge Kabinen
- kein vernünftiges Sonnendeck
- kein Unterhaltungsprogramm, keine Abwechslung, keine Essensalternativen - einfach langweilig
- Apothekenpreise