Finnland-Forum

Hallo,
ich habe hier im Forum gelesen, dass sich viele die finnische Sprache erst später neben deutsch als Muttersprache, englisch, fanzösich usw. angeeignet haben. Mich würde zum einen interessieren wie die einzelnen Vorgehensweisen waren (Abendschule, Online-Sprachkurs...) und zum anderen wie lange es dann gedauert hat, bis man mit seinen Kenntnissen wirklich etwas anfangen konnte.

Ich weiß, dass finnisch nicht gerade die einfachste Sprache und jedesmal wenn ich in Finnland bin schlag ich mich mit englisch und manchmal auch mit schwedisch (hab ein Jahr in Schweden studiert, wodurch noch ein paar Brocken hängen geblieben sind) durch.

Ich habe Anfang diese Jahres schon einige Monate in Finnland gearbeitet und musste feststellen, dass vieles sei es im Beruf oder sonstigem sozialen Leben an einem vorbeigeht und mann immer trotz netten Kollegen/Feunden außen vorsteht...
So habe ich mir nun fest vorgenommen meine mageren finnisch Kenntnisse auszubauen, da ich jetzt wieder ab Oktober in Fi arbeiten und leben werde...

Nun würden mich eure Erfahrungen interessieren, was die besten und effektivsten Möglichkeiten sind, neben dem Beruf (vollzeit), finnisch zu lernen. Ich hatte mir vor einiger Zeit auch schon einen Online-Sprachkurs auf CD gekauft, jedoch kam dabei noch nicht all zu viel dabei raus (Ok, ich war jetzt ach nicht der stebsamste Schüler )

Vielen Dank.
Grüßle

Ich glaube, pauschal kann man das nicht sagen, da es verschiedene Sprachlern- und Lerntypen gibt. Natürlich ist Übung in div. Sprachenlernen hilfreich, aber nichts macht mich so allergisch, wenn mir Leute sagen, "aaach ja, das ist ja deine siebte Sprache, die du lernst, daaa wirst du's schnell lernen!". Finnisch ist anders! Und ich hab's nicht aus Vorliebe, sondern aus Notwendigkeit gelernt - Kommunikation ist mir bekanntlich wichtig und alle anderen fanden immer die Leute, bei denen man hier nuuuur Englisch braucht. Ich nicht! Selbst in englischsprachigen Arbeitsumgebung gibt es "nicht-ausgesprochenes" oder "soziales" auf Finnisch und da bleibt man draussen. Ich finde, dass die Sprache wichtig für die Integration ist Neuerdings bin ich zu Parties eingeladen, bei denen ich die einzige Ausländerin bin. Und auch in meinem neuen Job: die Produktentwicklungsgruppe von mehr als 130 Leuten sind nur Finnen und doch hab ich den Job bekommen.

Von mir kann ich sagen, ich hab in D angefangen Finnisch zu lernen, aber ein VHS Kurs (3. Semester) hilft nicht wirklich weiter im Leben: eine grammatische Grundlage ist enorm wichtig. Finnisch ist keine Sprache, um sie zu lernen wie der Schnabel gewachsen ist. Zwar hab ich nie den mir zustehenden Integrationskurs in Anspruch genommen (da ich sofort berufstätig war), aber davon würd ich mir nicht zuviel versprechen. Eine akademische und dennoch praktische Grundlage bieten die Abend- und Intensivkurse des Kielikeskus der Uni Helsinki http://www.helsinki.fi/kksc/language.se ... suomi.html die in sechs Stufen unterteilt sind. Die Kursbuchauthorin ist eine der Lehrerinnen und Sprachforscherinnen, Marjukka Kenttälä "Kieli käyttöön". Parallel auch an der Sommeruniversität http://www.kesayliopistohki.fi/sivut/1/488 scheinen die Kurse gut organisiert zu sein (für Tageskurse). Das Integrationszentrum Caisa in Helsinki ist auch sehr vielseitig. Riksu hat hierzu Erfahrungen (ist aber momentan beschäftigt mit Umzug) http://www.caisa.fi/ Andere, besonders an der kansalaisopisto (entsprechend VHS) sind schleppend und langweilig. Den Alltag kann man so sicher bewältigen, aber beruflich Sprachfertigkeiten zu erlernen ist da sicher nicht drin. Finnische Lern-CDs und Verbdatenbanken hatte ich in den ersten Januarwochen als ich umgezogen bin durch und kann nur sagen: sie fördern Depressionen

Sprachkurse hab ich teilw. neben dem Job in den ersten zwei Jahren belegt (alle sechs Kurse), nach Jahren hat sich dann der Knoten gelöst (verstanden hab ich immer mehr, aber halt nicht gesprochen, weil die "Bausteine" in der Praxis fehlen). Nach knapp 5 Jahren, nachdem mir die Möglichkeit fehlte, Finnisch im (früheren) Beruf einzusetzen, hab ich mich in meinem Fach (bzw. einem neuen Fach, e-Learning design und später usability engineering) fortgebildet - es war kein Kurs für Ausländer, sondern reguläres Studium und ich war die einzige exotischeStudentin. Auf Ablehnung bin ich nicht gestossen und meine Anstrengungen (neben Fach auch die Fachsprache zu lernen) wurden immer belohnt und schliesslich eröffneten neue Karrierewege. Natürlich ist es anstrengend, nebenbei zu studieren, aber das Studium selbst fand ich inhaltlich nicht so anspruchsvoll wie in Deutschland und mein Job hat mich damals längst nicht ausgefüllt, also war es angenehm und nützlich, eben weiter zu lernen.

Als gelernte Übersetzerin hatte ich natürlich sehr hohe Ansprüche an mich gestellt und tue es immer noch Bei dieser Sprache ist der Aufenthalt im Land unentbehrlich, find ich. Man muss sich einfach damit "berieseln" lassen. Nie fand ich den Unterschied zwischen gesprochen und "Buchsprache" so gross wie im Finnischen (Worte verändern, abhacken, verbinden, verkürzen), was vielleicht nicht besonders ästhetisch ist, aber Realität. Der Stress, mal was sagen zu müssen ist langsam (sehr langsam) verschwunden. Ich weiss, dass es meilenweit von perfekt ist, aber der Alltag fällt mir nicht mehr schwer. Schliesslich auch ein Job mit Finnisch im Arbeitsalltag war die höchste Belohnung, die ich eigentlich nicht für möglich gehalten habe, nachdem ich die finnische Einstellung Ausländern (nicht Touristen, sondern im Land lebenden) kennengelernt habe . Aber es ist möglich und fühlt sich sooo toll an!

Die meisten Finnen freuen sich, dass man versucht ihre Sprache zu sprechen (egal wie, nicht perfekt!), auch wenn mein Umkreis recht jung und international oriertiert ist. Es gibt auch noch welche, die Dir den Eindruck geben, sie können Dich üüüüüberhaupt nicht verstehen, Du bist grün, hast drei Augen und ein Antennsche. Ich rate: nicht runterziehen lassen!

Du wirst noch halbwegs in der Zivilisation verweilen, in Järvenpää? Na dann findest Du sicher gute Lernmöglichkeiten und oft unterstützen das die Arbeitgeber!

Da Du ja sofort mit Deiner Arbeit beginnst, wird Dir wie von Sunny beschrieben nur die Art der ueblichen Sprachkurse zur Verfuegung stehen.
Es scheint, dass sunny von dem vom Arbeitsamt angebotenen Integrationskurs nicht viel hält, obwohl sie ihn wie sie sagt nicht selber besucht hat. In HML wird der Kurs von Viittakiven opisto durchgefuehrt und ich kann nur sagen es ist mit 5 Stunden täglich plus min. 2 Std. Hausaufgaben während rund 3 Monaten nicht irgend ein larifari Kurs.

Zu meiner Schande muss ich sagen, dass meine fin. Sprache nach 12 Jahren immer noch sehr lausig ist. Wenn ich muss und nicht anders kann wie auf meiner Solotour im Kevo letzte Woche wo ich nur Finnen traf, kann ich mich auf niedriegerem Niveau unterhalten. Ich habe alle verstanden und man verstand mich. Man war auf jeden Fall erfreut, dass ich mir die Muehe gab ihre Sprache zu sprechen. Da ich aber nicht arbeiten muss (Gott sei's gedankt) und zusätzlich noch im Wald lebe, fehlt mir einfach der Wortschatz und vor allem die Praxis.
Alle meine Bekannten aus dem damaligen Sprachkurs sprechen heute die Sprache recht gut, muessen sie doch bei deren Arbeit fin. sprechen.

Tenhola hat geschrieben: Es scheint, dass sunny von dem vom Arbeitsamt angebotenen Integrationskurs nicht viel hält, obwohl sie ihn wie sie sagt nicht selber besucht hat. In HML wird der Kurs von Viittakiven opisto durchgefuehrt und ich kann nur sagen es ist mit 5 Stunden täglich plus min. 2 Std. Hausaufgaben während rund 3 Monaten nicht irgend ein larifari Kurs.

Ich sag nicht, ich halte davon nicht viel, sondern dass ich mir nicht viel davon versprechen würde (je nach Gemeinde). Ich war in den Tests für den Integrationskurs dabei, bekam die Unterlagen und hatte ein Dejavu - wir wurden getestet, wie gut oder schlecht wir Finnisch bereits beherrschen (ich konnte damals so gut wie gar nix), viele sprachen schon recht gut und waren 5-7 Jahre in Finnland, aber trotzdem sollte nur eine Gruppe entstehen . Genauso war es in dem Integrationskurs, den mir Deutschland nach der Aussiedlung geboten hat - Vollzeit, Hausaufgaben, Land & Leute, aber ein Nachteil ist, wenn sowohl Fortgeschrittene als auch Anfänger und insbesondere Anfänger (Polen), die gar kein Bock auf Deutsch hatten, dabei sind . Der Lehrer hat mir schon in die zweite Stunde Stern und Spiegel (also die Zeitschriften ) mitgebracht. Klar hätt ich damals in einer angemessenen Gruppe besser gelernt. Das stand mir aber als noch-nicht Akademiker nicht zu (Goethe Institut). Mein Bruder hat eine Toppausbildung vom deutschen Staat bekommen, weil er ja schon nach dem Studium war. Viele hatten die Arbeitsamtmassnahme in D nur mitgemacht, um Geld zu kassieren. Finnische Kurse sind mehr und mehr auf Kulturelles aus und es ist gut so, aber selten kann man es sich leisten, am Anfang Vollzeit die Schulbank drücken, das ist die Realität. Man muss auch von etwas leben. Da Mako direkt anfängt zu arbeiten, ist leider nur nebenberufliches drin wenn man es überhaupt nebenbei zeitlich schafft.

Ich meine die Entstehung der sprachlichen Integrationskurse entstand damals auch nicht unbedingt für Leute die hierher kamen um zu arbeiten oder einfach hier zu leben, sondern für Flüchtlinge (Pakolaiset). In meinem Kurs zB. war ich der einzige Europäer neben ein paar Russinen. Der Hauptteil der Kursteilnehmer waren von der UN nach Finnland geleitete Flüchtlinge. Es ist ja nicht nur der Sprachkurs, sondern es wird ja auch noch eine Arbeitslosenentschädigung plus Tagesspesen bezahlt.
Ich kann nur für HML sprechen, aber hier wurden die Kursteilnehmer wohl nach Testergebnis der einen oder anderen Klasse zugeteilt.

Linduli hat geschrieben:Auch auf die Gefahr hin, dass ich euch langsam mit dem Thema nerve:
Ich hoffe, ich bin nicht zu neugierig, wenn ich euch frage, wie und wo ihr gut genug finnisch gelernt habt, um in FInnland Fuß fassen zu können?
Denn sowohl für ein Studium als auch für einen Job werden ja sehr gute Sprachkenntnisse vorausgesetzt.
Vielleicht bringt mich das ja noch auf eine neue Idee, wenn ich mal höre, wie ihr das bewältigt habt.

Hier gibt es ein paar Anregungen. Vieles hängt vom Bedarf, Finnisch zu lernen, dem eigenen "Sprachkopf", Motivation, Übungsmöglichkeiten und -mut usw.

Erst mal will ich mich ganz doll entschuldigen, dass ich nochmal ein neues Thema damit eröffnet habe. Ich habe zwar vorher das Forum durchgeguckt, aber das hier ist mir wohl leider durch die Lappen gegangen. Sorry!
Also das klingt ja sehr spannend und auch ermutigend. Meine Motivation ist riesig und mit Sprachen komme ich eigentlich gut zurecht (habe Latein, Englisch, Italienisch und Französisch gelernt und die VHS-Schwedisch-Kurse werden leider von Semester zu Semster abegsagt, weil ich die einzige Teilnehmerin bin . Gut, Finnisch ist etwas ganz anderes, aber ich bin seit 7 Jahren dran (ok, es gab einige Unterbrechungen gezwungenermaßen) und habe immer noch nicht die Lust daran verloren, im Gegenteil, mein Wissenshunger wächst von Tag zu Tag. Besonders freut es mich zu hören, dass der Versuch, die Sprache zu erlernen, von den Finnen auch honoriert wird.

Linduli hat geschrieben:Erst mal will ich mich ganz doll entschuldigen, dass ich nochmal ein neues Thema damit eröffnet habe. Ich habe zwar vorher das Forum durchgeguckt, aber das hier ist mir wohl leider durch die Lappen gegangen. Sorry!

Macht ja nix, man kann ja als Neue/r nicht immer das richtige Suchwort wissen, und dafür sind wir ja da, alle Beiträge, die schon waren auswendig zu lernen und entsprechend Ordnung halten. Der Beitrag ist ja auch nicht im Sprachbereich gelandet...

Linduli hat geschrieben:Besonders freut es mich zu hören, dass der Versuch, die Sprache zu erlernen, von den Finnen auch honoriert wird.

Find ich auch.

Ellu hat geschrieben: Wie war das eigentlich mit der Sprache? Bestimmt am Anfang schwierig, oder ?
Und wie lange bräuchte man um die Sprache zu erlernen, ist es überhaupt möglich, wenn man nicht Finnland ist?

Hat sich wahrscheinlich nichts dabei geändert (s.o), der Anfang für meine Erwartungen viel zu langsam (hab schon einige Sprachen davor studiert), selbst im Land dauert es so lang bis man einen Satz zusammenschustern kann. Verständnis ging relativ schneller. Die meisten Fortschritte hab ich gemacht, seitdem ich auf der Arbeit 99,9% Finnisch benutze, also im letzten Jahr vgl. zu den 7 Jahren davor. Na, vielleicht nicht viel mehr inhaltlich gelernt, sondern die Hemmschwelle bewältigt. Ich denke mir, dass auch wenn ich dabei Fehler mache oder auch nicht einwandfrei muttersprachich ausspreche, bin ich mutig genug, zu kommunizieren und manch anderer bekommt nicht mal Englisch oder Schwedisch gebacken. Übung macht den Meister.