Peter
mir klar, warum auch dort gegen den Filz in der Politik und deren Folgen niemand aufmuckt.Aber so ist das heute. Jeder kümmert sich nur noch um sich selbst. Es wächst eine Ellbogengesellschaft heran, in deren Köpfen kein Platz für Sentimentalitäten wie Umwelt- und Naturschutz mehr ist. Jeder denkt nur noch an sich selbst und wie er trotz finanziellen Beschneidungen seinen Lebensstandard halten oder noch verbessern kann. Früher kamen Anstöße zum Nach- und Umdenken aus den Universitäten. Studenten gingen für und gegen alles Mögliche auf die Straße und rüttelten die Bevölkerung aus ihrer Lithargie. So entstand z.B. die Partei "Die Grünen" Ende der siebziger Jahre. Es handelte sich dabei um einen Zusammenschluss verschiedener sozialer, überwiegend studentischer Bewegungen. Die heutige Bildungspolitik an unseren Universitäten, die für eigenes Experimentieren und Probieren kaum noch Raum läßt, stattdessen nur noch nach der Trichtermethode Wissen vermittelt und als Dankeschön fürs Brav- und Fleißigsein akademische Micki-Maus Titel wie Master und Bachelor verleiht, läßt die Köpfe der meisten Studenten heute abschalten. Das Jagen nach den begehrten, da notwendigen Kreditpunkten ist wichtiger geworden als irgendwelche gesellschaftspolitische Fragestellungen. Auch gibt es keine Gemeinsamkeit unter den Studenten mehr (meine Beobachtung). Der Anteil von Einzelkämpfern scheint an den Unis heute größer zu sein als an den allgemeinbildenden Schulen, und ist wohl von der Politik auch so gewollt. Warscheinlich ist das auch in Finnland so. Wenn dem so ist, dann ist
Svea
SunnyDu hast so recht! Es dreht sich alles nur darum, möglichst schnell fertig zu werden, möglichst viele Scheine im Semester zu sammeln, die Ferien mit Praktika vollzuknallen und Vetternwirtschaft zu betreiben. Und in der Freizeit arbeiten dann immer mehr, um sich die Studiengebühren finanzieren zu können (derzeit 675€ in Göttingen ).
Man hat überhaupt keine Zeit, sich tiefer mit Themen zu befassen, die einen interessieren, da der finanzielle und gesellschaftspolitische Druck so groß ist.
In den Lehrveranstaltungen gilt es meist nur stumpf Massen an Unterrichtstexten zu lesen und für die Klausuren auswendig zu lernen, statt sich mit einem Thema mal intensiver zu befassen .
Mich wundert nur, dass es in Skandinavien nicht besser ist mit dem Engagement, da dort die Rahmenbedingungen zum Studieren ungleich besser sind (in Schweden und Dänemark bekommt man als Student Geld vom Staat - in Deutschland läuft es umgekehrt ) . Aber wahrscheinlich liegt es an den Mickey-Maus-Studiengängen (das Wort gefällt mir, Peter ).
SveaWas ist denn Bafög - kein Geld vom Staat? Ich finde zumindest die Bedingungen die über Jahre bestand hatten (zinslos, Rückzahlung erst 5 J. nach Abschluss, geringe Raten, Befreiung in Härtefällen) doch schon vom Sozialsystem vorbildlich. Heutzutage natürlich nicht mehr so toll
Mein Mann hat sein Studium durch ein Privatkredit (opintolaina) zu vergünstigten Bedingungen finanziert (machen fast alle Studenten), denn von KELA Geld konnte man schon damals kein Studium finanzieren. Find ich an sich eine gute Einrichtung, auch wenn man es irgendwann verzinst zurückzahlen muss.
Ich kann mich nicht beklagen - hab mit viel Amtsgangaufwand mein Studium mit Bafög (zinslos!) finanziert (hab keine gutbetuchten Eltern und musste mir auch alles selbst erarbeiten, aber bin stolz drauf). Hätte ich besonders gute Leistungen erbracht oder alles auf einen Schlag bezahlt, wäre noch eine Reduzierung um gut 50% möglich (kann durchaus fünfstellig sein!). So gutmütig sind die finnischen Banken, die opintolainaa leisten ganz sicher nicht...
Ich konnte mir meinen Studienplan so einrichten, dass ich halbwegs in der Regelstudienzeit fertig geworden bin, obwohl mir mein Nebenjob sehr viel Zeit und Energie geraubt hat (weniger Party gemacht, als in Finnland so üblich ). Damit bin ich immer gut gefahren. In Finnland haben wir auch in unserer Firma sehr viele Personen, die ihr Studium in die Länge ziehen, aber schon mit beiden Beinen im Beruf stehen. Find ich an sich nicht so schlimm, so sammelt man Erfahrungen.
Was nützt Bafög, wenn man Studiengebühren bezahlen muss ?
Außerdem ist das Bafög vom Leistungsumfang sehr viel geringer als das Studiengeld, das man zum Beispiel in Schweden bekommt (unabhängig vom Einkommen der Eltern, für 11 Semester, keine Rückzahlung, Auslandsaufenthalte werden finanziert).