Autofahren im Winter

[Tuisku]

Wie sind eure Erfahrungen betreffend Autofahren in Finnland im Winter? Bricht beim ersten Schneefall jeweils der ganze Verkehr zusammen (wie in Mittel- und Südeuropa), oder sind die Finnen geübte "Winterfahrer"?

Was mich auch noch interessieren würde: Wie sieht es mit den Spikes aus? Ist es geregelt, wann man mit Spikes fahren darf? Muss man beim fahren mit Spikes auf etwas bestimmtes achten? Kann man mit Spikes auf schneebedeckter Fahrbahn ganz normal fahren, oder muss man trotzdem jederzeit damit rechnen zu rutschen?

[Olli]

Der Verkehr bricht nicht direkt zusammen. Es gibt natürlich einige, die Trotz Schneewarnung, wie vor 2 Wochen, noch ohne Winterreifen fahren und den Fahrstil dann nicht anpassen. Das gibt dann jede Menge Unfälle. Ich bin ausgerechnet an dem Tag aus Deutschland gekommen und mußte mit meinen 2 Monate alten Sommerreifen durch den Schnee. Für 340km habe ich 6 Std. gebraucht, denn ich weiß mit einem Auto im Winter umzugehen. Ich übe auch ein wenig, sobald der Winter kommt. Platz habe ich genug. Ich suche dann immer den Punkt, wo der Wagen in der Kurve ausbricht. Erleichtert das fahren.

Spikes sind Reifen mit Metallstiften gespickt. Diese sind ca. 0,5 mm lang. Im Stadtverkehr witzlos, denn dort reichen einfache Winterreifen. Bei uns auf dem Land schon eher, da die Straßen nicht immer geräumt oder vereist sind. Mein Kumpel fährt den ganzen Winter normale Winterreifen und seinen Wagen bin ich auch im Winter schon einige Tausend Kilometer gefahren und wenn ich keinen Hinterradantrieb hätte, würde ich normale Winterreifen aufziehen. Die kannst Du das ganze Jahr über fahren.
Winterreifen haben eine andere Gummimischung und ab +7Grad sollte man schon wechseln. Die haften besser.
Auf schneebedeckter Fahrbahn kannst Du ganz normal Deine 100 fahren, Du kannst aber auch rutschen. Solange kein Glatteis ist fahre ich wie im Sommer.

Spikes sind KEINE ANTIRUTSCHGARANTIE.

Beim aufziehen der Spikes ist die Fahrtrichtung zu beachten (Pfeil auf dem Reifen)

Es gibt natürlich Vorschriften für Spikes. Die betreffen den Wechsel im Frühjahr. Es gibt meistens im April einen Tag, ab dem sie nicht mehr gefahren werden dürfen. Das wird aber je nach Wetterlage von der Polizei bekannt gegeben.

Mit Spikes kannst Du auf nacktem Asphalt in Kurven schnell rutschen!

Winterreifenpflicht ist in den Monaten Dezember, Januar und Februar. Das gilt seit diesem Jahr auch für Touristen.

[Klaus]

Gilt das mit den Spikes für ganz Finnland oder gibt es für Åland eine Ausnahme? Da fällt doch im Vergleich zu Finnland relativ wenig und selten Schnee. Durch die Ostsee werden die Temperaturen dort sehr gemildert.

[Naali]

Auch in der Stadt würde ich Spikes empfehlen. Sicherlich reicht zum Beispiel in Helsinki normale Winterreifen, da die Stadt sehr groß ist und auch ebenmäßig sowie nicht gerade in Nordfinnland. Hier in Lahti sieht es beispielsweise aber schon anders aus. Es gibt viele Steigungen (und Dank des Landrückens auch viel Schnee) und frühmorgens dauert es auch etwas, bis es geräumt ist. Auch ist auf der Straße oft eine dünne Eisschicht (der Schnee taut und gefriert dann wieder) und man fährt mit Spikes deutlich sicherer. Man sieht hier kaum jemand ohne sie.
Erlaubt sind Spikes ab Anfang November bis Mitte April. Falls die Straßenverhältnisse (z.B. Nordfinnland) aber schlecht sind, darf man sie natürlich länger/früher benutzen.
Wenn die Spikes an den Reifen schon stark abgenutzt sind, kann man sie ganz entfernen und die Reifen zum Beispiel noch als Sommerreifen benutzen.
Wie Olli schon sagte, kann man mit Spikes ganz normal fahren...aber sie sind auf keinen Fall eine Sicherheitsgarantie zum kopflosen rasen.

Fahren auf winterlichen Straßenverhältnissen ist man hier gewöhnt, zum Beispiel hat man schon in der Fahrschule ein spezielles Winterfahrtraining.

[sunny1011]

Finnen behaupten von sich selbst, jedes Jahr den Winter aufs Neue zu entdecken. Das kann ich nicht bestätigen. Kleine Probleme, Staus auf den Kehä gibt es schon, aber das ist nix im Vergleich zu Deutschland (mein Trauma 9 Stunden auf der A1 zwischen Bergischen Land und Dortmund, kein Mobiltelefon, 7,5 Stunden bis zur nächsten Ausfahrt, also hat es sich nicht gelohnt um 22:30 mehr runterzufahren, sondern weiter warten - und das bei 5 mm Schnee :rolleyes:). Nach dem ersten Italienbesuch möchte ich mich zum örtlichen Fahrstil jetzt nicht äussern. :rolleyes:

Ich hab es überlebt, jeden Tag 110 km nach Helsinki mit einer Rostlaube (Mazda Bj.87) zu fahren. Die Spikes sind mir dann immer um die Ohren geflogen. Mit meinem Pösö 405 kam ich nur einmal nicht schlecht ins Schleudern, war kein Schnee, sonder Reif und es lag ein wenig an meinem Manöver . Ist aber nichts passiert. Aber nun hab ich ein zuverlässiges Auto. Auf Spikesreifen möchte ich nicht verzichten, auch in der Helsinkigegend. Die Richtlinie ist, sie spätestens 1 Woche nach Ostermontag (?) zu Sommerreifen zu wechseln. Ich bin mir nicht sicher. Das kann ja auch in März treffen, hm? Mann kann sich aber auch noch im Mai mit einem Lapplandbesuch rausreden. Seit Jahren wird spekuliert, Spikes im Süden zu verbieten. Wegen Åland bin ich mir nicht sicher.

Ich finde das Fahren im Winter nicht besonders stressig. Muss es eh jeden Tag tun. Der einzige Nachteil - das Reaktionsvermögen der Fahrer lässt in der Dunkelheit nach. Das Aufwachen vor dem Antreten des Weges zur Arbeit wäre empfehlenswert (Nova ausschalten!). Wieso bitte können es keine zwei Autos bei einem grün Durchgang schaffen? 80 Ich bin aber ein flitziger Mensch, nix für gemütliche Skandinavier...

[sunny1011]

Naali schrieb am 18.11.2005 07:49
Fahren auf winterlichen Straßenverhältnissen ist man hier gewöhnt, zum Beispiel hat man schon in der Fahrschule ein spezielles Winterfahrtraining.

Das gibt es auch in Deutschland. Hab selbst auf dem Nürburgring mitgemacht. Alle Witterungen und Situationen werden simuliert. Ist ja allerdings keine Pflicht.

[Naali]

Fand ich immer schade, dass es keine Pflicht ist. Habe selber auch mal so ein Training mitgemacht und man lernt wirklich eine ganze Menge. Vor allem kann man Extremsituationen einfach auch mal ausprobieren und man wird beraten.

Bis jetzt habe ich noch nichts gehört, dass Spikesreifen im Süden evtl. verboten werden. Ich kann mir auch ehrlich gesagt kaum vorstellen, dass sich sowas durchsetzen würde.

Hmm..was ist sonst noch zu sagen..achja..bei Spikesreifen sollte man unbedingt auf die Marke achten. Mein Auto war beim Kauf 2-fach bereift und natürlich waren die Winterreifen mit Spikes. Alerdings lösen sich die Spikes nach und nach vom Reifen. Sehr ärgerlich natürlich..bei den noch vorhandenen Spikes sieht es jetzt zwar so aus, als ob sie bleiben..aber es fehlen halt einige. Also lieber vorher beraten lassen...hätte der Vorbesitzer meines Autos auch machen sollen *seufz*

[sunny1011]

@ Naali

Sicherheitstraining bei DEKRA oder ADAC macht zusätzlich zum Lerneffekt noch vieeeel Spass ) . So ein simulierter Elch oder plötzlich aus dem Boden rausschiessendes Wasser sind schon was Feines!

Na gut, manchmal kocht das Kühlwasser über oder man hat die aufgesparten Reifenprofilmilimeter doch noch an einem Tag verbraten und ein Reifenkauf danach ist unabdingbar (war bei mir der Fall) ;) .

Ich hab allerdigs noch ohne ABS gelernt. Die zwei Gruppen: mit und ohne ABS wurden separat beraten. Da gibt es klare Unterschiede. Bei ADAC kostet der Tagesspass 140 Euro. Wir hatten das in D von der Firma als Teambuilding Event. Davor hab ich durch einen Verein eine Miniversion absolviert. Diese war günstiger.

Es lohnt sich vor allem vor dem Auswandern nach FIN

Die Diskussionen über Spikes im Süden kenne ich schon seitdem ich hier bin (von meinem Mann übersetzt, denn da hab ich noch nix verstanden). Eben, es wird schwierig und hoffentlich klappt's nicht - sieht ganz danach aus. "Zu wenig" Schnee als Grund kann schlecht gemessen werden. Spikes sind cool

[Naali]

Das Sicherheitstraining wurde damals an eine Klasse der Schule verlost und unsere hatte gewonnen *g*. So war das Ganze kostenlos Hat wirklich enorm viel Spaß gemacht und man hat unheimlich viel gelernt. Auch wenn ich mich am Anfang wirklich zusammenreißen mußte und das Auto in eine Extremsituation bringen.Man ist ja dann doch eher vorsichtig, wenn man sowas noch nie gemacht hat
Was ich schade fand..aus meiner Klasse war ich das einzige Mädel, das mitgemacht hat. Der Rest stand lieber am Rand und guckte zu bzw fuhr auf der Rückbank mit.
Naja..egal..alleine unter Männern war auch ganz lustig

Autos wurden übrigens gestellt..so konnte ich meins schonen ;)

[Sapmi]

Also ich hab auch mal vor vielen Jahren ein ADAC-Sicherheitstraining mitgemacht, also sind wir hier schon 3 weibliche Ex-Teilnehmer. Bei mir damals waren aber auch hauptsächlich Kerle dabei (soweit ich mich erinnern kann).
Ich würde das aber auch gerne mal wieder machen.

[Olli]

Noch ein kleiner Tip von mir, wenn man in ländlichen Gegenden unterwegs ist.

Was man im Auto haben sollte:

Eine Schaufel
Einen Thermo-Overall
Evt. Ersatzhandschuhe
Evt. Sand
Masinol
Starthilfekabel
Abschleppseil
Warnweste
Streichhölzer
Taschenlampe (nicht im kalten Auto lassen, denn die Batterien entladen sich)

Bei Autos mit Hinterradantrieb Zusatzgewichte auf der Hinterachse. Ich habe 4 Betonplatten a' 25kg.

Man ist schnell mal im Graben gelandet, was aber kein Beinbruch ist.
Was aber, wenn es Nachts ist, oder auf einer wenig befahrenen Straße?

Masinol ist für den Tank, denn wenn die Temperaturen auf Null Grad ansteigen bildet sich Wasser im Tank. Bei erneutem Frost friert es und die kleinen Eiskristalle verstpfen den Vergaser. Der Motor will nicht mehr und schon steht man da.
Also, Masinol in den Tank, 2 min. warten und schon geht's weiter.

[Naali]

Also Masinol habe ich noch nie gebraucht ?(

Im Graben bin ich auch noch nie gelandet (bin halt eine gute Fahrerin :] )..aber wenn, dann würde ich wohl eher den Abschleppdienst anrufen als eine Survival Ausrüstung ins Auto zu packen...hihi! Ersatzbirnen, ein kleines Pannenhilfeset usw habe ich allerdings schon dabei. Eine Warnweste habe ich auch..habe ich damals gekauft, als ich mit dem Auto nach Österreich (Pflicht dort) gefahren bin. Gute Sache

Wozu denn eigentlich die Zusatzgewichte? Habe ich, ehrlich gesagt, noch nie gehört *g*

[sunny1011]

Danke Olli, aber ich sag's wie Naali. Ich würde mir als Frau helfen lassen
Hat schon mal überraschend gut geklappt, als ich auf einem 500 m Weg von zuhause plötzlich ohne Sprit da stand. Sowas ist mir noch nieee passiert, und doch hat sofort ein junger Finne angehalten.

Masinol haben wir desöfteren bei meinen alten Kisten gebraucht. Das wäre aber das Äusserste, was ich selbst machen könnte - Masinol reinkippen.

[Naali]

Hmm..ein paar Sachen für den Winter mache ich auch selber. Dazu gehört Reifen wechseln (gehe aber aus Faulheit auch öfter in die Werkstatt dafür *g*), die Gummiteile des Wagens einfetten, Flüssigkeitsstände kontrollieren usw. Das wars auch eigentlich schon..für den Winter mache ich eigentlich gar nichts spezielles..nur eben Winterreifen und Frostschutzmittel für die Flüssigkeiten (Scheibenwaschanlage z.B.)

Mein Cousin ist vorletztes Jahr an Weihnachten eine Panne passiert. Er war auf dem Weg von den Schwiegereltern (haben Bauernhof mitten im Nirgendwo) zum Weihnachtsfest unserer Familie und blieb mit drei Kindern + Ehefrau im Schneesturm liegen. Bis zum 24.Dezember gab es keinen Schnee..aber ausgerechnet dann an diesem Tag schneite es zum ersten Mal und dann so richtig Mein Cousin brachte das Auto nicht zum laufen und der Pannendienst mußte es mitnehmen da Reparatur vor Ort unmöglich. Mein Onkel fuhr dann hin zum Abholen und kam nach 3 Stunden wieder...war lustige Weihnachten..wir starteten etwa um 22 Uhr mit dem Fest und eeendlich gab es dann auch was zu essen. Das Auto hat er mittlerweile verkauft *g*

[sunny1011]

Ja, hab ich notgedrungen auch früher gemacht ;) Aber da mein Mann gerne am Auto bastelt und ehelich eine Gegenleistung gegen meine gute Küche versprochen hat, lass ich ihm den Spass . Also neuerdings für mich: Schlüssel umdrehen, losfahren, tanken. Und es ist auch gut so (frau wird faul...).