Finnland-Forum

Mariehamn ist die Hauptstadt des autonomen Inselreiches Åland. Die Stadt hat knapp 11.000 Einwohner, damit sind gut 40% der Inselbevölkerung in der einzigen Stadt der Inseln wohnhaft.

Das Åland kulturell und traditionell zu Schweden gehört, sieht man am besten an der Bauweise der Häuser. Selbst in Mariehamn ist ein großteil der Häuser aus Holz, im traditionellen schwedischen oder åländischen Stil, die meisten von ihnen sind in den Farben rostrot-weiß angemalt.

An Sehenswürdigkeiten gibt es in Mariehamn viel zu entdecken. Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit ist die Pommern, der einzige noch fahrtüchtige 4-Mast-Bark der Welt, der im Westhafen (Västerhamn) vor Anker liegt und als Museum eingerichtet ist. Von da aus kann man zwischen der Norra Esplanadgatan und der Storagatan durch eine herrliche Lindenallee zur Torggatan, der Einkaufsstraße und Fußgängerzone spazieren. Nicht umsonst heißt die Stadt auch "Stadt der 1.000 Linden". Am anderen Ende der Fußgängerzone, an der Nygatan findet man das Haus von Jussis Keramik, wo man selbstgeblasene Gläser und selbstgetöpfertes Keramik kaufen und bewundern kann. Nebenan ist die Bagarstugan 7 hantverkare, ein Ausstellungs- und Verkaufsraum von 7 åländischen Handwerkern. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Sjökvarteret (Seequartier) an der Östra Utvarten am Osthafen (Österhamn). In einem Museum kann man Objekte sehen, die im Zusammenhang mit dem ursprünglichen Schiffs- und Bootsbau stehen. Ein Spektakel der besonderen Art findet täglich im Westhafen von Mariehamn statt. Um 14 Uhr treffen hier die beiden großen Vikingfähren ein, die um 14:30 Uhr wieder abfahren. Zur gleichen Zeit laufen die beiden großen Siljafähren ein, die die beiden auslaufenden Vikingfähren im Westhafen treffen.

Ja, ist eine wunderschöne Stadt! Kann ich auch nur empfehlen.

Was aber die kulturelle und traditionelle Zugehörigkeit zu Schweden angeht, könnte man es auch so ausdrücken, dass Åland voll und ganz dem schwedischsprachigen Kulturgebiet gehört, ohne zu Schweden gehören zu müssen. Das schwedischsprachige Kulturgebiet umfasst ja nicht nur Schweden, sondern auch die Schärengebiete von Finnland, und zum Schärengebiet von Finnland gehört ja auch Åland.

Die Frage über Åland finde ich aber generell gesehen sehr interessant. Einerseits betonen Åländer häufig, dass sie keine Finnen seien. Auf der anderen Seite seien sie auch keine Schweden, sondern einfach Åländer. Sie machen sozusagen ein ganz eigenes Volk aus. Insofern ich dies von einigen åländischen Studienkumpeln richtig mitbekommen habe, wollen die Åländer aber auf gar keinen Fall an Schweden angeschlossen werden, sondern zu Finnland gehören, denn ihre Autonomie haben sie ja erhalten, um die Stellung der schwedischen Sprache und Kultur bewahren zu können. Wenn Åland an Schweden angeschlossen werden sollte, wäre die schwedische Kultur und Sprache auf Åland ja nicht mehr gefährdet, und damit käme wohl auch die Autonomie zu ihrem Ende. Eine Alternative wäre natürlich vollkommene Unabhängigkeit.

Genau, Risto. Den Punkt habe ich auch schon oft da oben gehört. Man hätte damals, wenn Åland zu Schweden gekommen wäre, nie einen autonomen Status erhalten, und somit hätten die Åländer heute nicht ihre eigene Nationalität. Heute kämpft man auf Åland lieber für den (dringend nötigen) Ausbau der Autonomie (z. B. eigene Besteuerung, wie es sie in anderen autonomen Gebieten Europas längst gibt) als sich bei Schweden anzuschließen. Notfalls, falls es mit Finnland gar nicht mehr klappt, würde man lieber in die Unabhängigkeit gehen. So sehr sich die Åländer auch an Schweden anlehnen und sich zu Schweden zugehörig fühlen, so sehr fühlen sie sich auch als eigenes Volk, als Åländer.

Es ist schon sehr interessant, dass die Åländer ihre Autonomie in letzter Zeit dazu nutzen, immer mehr mit ihrem "Beschützer" Schweden zusammenzuarbeiten. So soll in Zukunft der ganze Strom für die Inseln aus Schweden kommen und die Dienstleistungszusammenarbeit mit Schweden ausgebaut werden. Schon heute wird über die Hälfte der Dienstleistungen, die auf Åland nicht zu haben sind, aus Schweden bezogen.

Man könnte es auch so sehen, dass ein Anschluss an Schweden in Wirklichkeit die schwedische Kultur (und sogar die Sprache) auf Åland noch mehr gefährden würde, als die Zugehörigkeit zu Finnland. Als Teil des Finnlands besteht auf Åland das "hembygdsrätt", aber als Teil des schwedischen Königreichs würde es wohl dieser Recht nicht mehr geben, denn der Zweck dieses Rechts - die schwedische Sprache und Kultur zu schützen - wäre dann zumindest offiziell nicht mehr vorhanden. In Wirklichkeit wäre es eher umgekehrt: in Schweden gibt es ja zahllosen Einwohner mit ausländischer Herkunft (schon im Jahre 2003 war es 12% der Gesamtbevölkerung!), und Jedermann, der in Schweden wohnt, würde wohl theoretisch ab dem ersten Tag nach dem Anschluss nach Åland dann umziehen dürfen, wenn er das nur selber will. Allmählich würde Åland eine multikulturelle Landschaft werden (multikulturell ist ja im grossen und ganzen bereits das ganze Schweden). Solange Åland entweder zu Finnland gehört oder alternativerweise ein unabhängiges Land wird, wird die schwedische Sprache und Kultur (und die Åländer als ein einheitliches Volk) besser geschützt sein, als wenn Åland zu Schweden gehören würde.

Egal was aber mit Åland in Zukunft passiert, finde ich es wichtig, dass die Åländer das selber mit einer Volksabstimmung entscheiden dürfen.