"Der Anfang war gut" ist der neue Film der finnischen Filmemacherin Susanna Salonen. Susanna Salonen ist in Berlin wohnhaft und wurde 1966 in Lahti geboren. Sie kam 1973 mit ihren Eltern und der jüngeren Schwester Annika nach Lübeck. Damals wollte der Vater seine Deutschkenntnisse verbessern und der Aufenthalt war nur für ein Jahr geplant. Aber es wurden 15 Jahre. 15 Jahre, die viel veränderten und wo am Ende die Scheidung stand.
Riitta, die Mutter, trat Mitte der 80er Jahre eine Reise nach Malta an. Dort traf sie dann auf Mario und sie verliebte sich in ihn. Mario war drauf und dran nach Australien auszuwandern. Es wurde geheiratet und Riitta ging mit ihm dorthin. Die Töchter blieben in Deutschland..alles sah ganz nach einer Flucht aus: Sie machte eine Pauschalreise nach Malta und blieb 15 Jahre weg.
Aber auch in Australien fand Riitta ihr Glück nicht. Die Ehe wurde wieder geschieden und Riitta schlug sich mit unterbezahlten Jobs durch. Sie fühlte sich nicht mehr wohl, war alleine und so trieb die Sehnsucht nach den Töchtern und ein besseres Leben sie wieder zurück nach Deutschland. Ende 50 war Riitta nun und die Hoffnung auf einen Job waren natürlich auch in Deutschland dahin. Zumal sie immer wieder in ihrem Leben "Eingebungen" gefolgt war und so wie sich diese änderten, so änderten sich auch ihre Jobs. Vier Jahre schlug sie sich in Deutschland durch...am Ende stand Hartz IV im Raum. Aber auch das Gefühl der Heimatlosigkeit stieg. Aber Heimat? Was ist das? Gleich nach der Schule ging Riitta in die Schweiz. Dann der Tod des Bruders, ein schrecklicher Schicksalsschlag. Die Rückkehr nach Finnland. Dann die schnelle Heirat mit Hannu, der Umzug nach Deutschland, dann nach Australien, später wieder zurück nach Deutschland. Über 30 Jahre war sie aus Finnland weggewesen. Ihre Muttersprache hatte sie nie vergessen..trotzdem wollte sie kein Finnisch sprechen. Es war ungewohnt und fremd.
Riitta packte zwei Koffer und ging zum Flughafen. Dann landete sie in ihrer alten Heimat Finnland. Doch ist es ihre Heimat? Keiner hieß sie willkommen. Sie hauste bei ihrem sozial etwas auffälligen jüngeren Bruder und schlug sich wieder mit Jobs durch.
Der Film begleitet Riitta von ihren letzten Wochen in Deutschland bis 1,5 Jahre nach dem Umzug nach Finnland. Unterbrochen wird er von Aufnahmen aus Australien, bei denen Susanna Salonen Auszüge aus den Briefen der Mutter an sie vorliest. Ein sehr nachdenklicher und teilweise trauriger Film. Aber auch sehr authentisch. Eine wahre Geschichte..unverblümt als Dokumentation gehalten. Teilweise hat Susanna Salonen die Dreharbeiten den Beteiligten als "Familienvideo" verkauft, damit niemand sich verstellt.
Riitta lebt heute bei Lahti. Leider hat sie nie wieder einen Job gefunden. Aber sie hat nun ihre eigene Wohnung und ihr eigenes Leben.
Sie ist eine gute Freundin von mir und trotz den vielen Schicksalsschlägen und Veränderungen in ihrem Leben ist sie ein sehr positiver Mensch. Eigentlich sogar der positivste und fröhlichste Mensch, den ich kenne. Gestern sah ich den Film bei ihr und war teilweise über die Traurigkeit und die Erlebnisse richtig geschockt. Sie selber hat immer lieber von den schönen Seiten erzählt. Ja..so ist Riitta.
Der Anfang war gut (2006). Finnisch mit deutschen Untertiteln, teilweise auch Deutsch. 75 min. Der Film wird beim DOK-Festival in Leipzig gezeigt (30.10.-5.11.) und ist einer von wenigen dort angenommenen deutschen Beiträgen.
Zu sehen ist der Film außerdem bei den Nordischen Filmtagen Lübeck. Samstag, den 4.11. um 16.45 Uhr.
Geplant ist auch eine Austrahlung auf 3sat und später auch im finnischen Fernsehen.
Susanna Salonen
*1966 Finnland
Regie, Kamera, Kamera-Assistenz, Material-Assistenz, 2. Kamera, Licht
2002
Shea - Surfergirl
Regie
2000/2001
Monsoonregen - Eine Reisetagebuch
Regie
2000-2002
Schlesiens wilder Westen
Kamera
1998
Das Datum
Kamera
1997/1998
Lola rennt
2. Kamera
1996-1998
Kinderland ist abgebrannt
Kamera-Assistenz
1995-1997
Diese Tage in Terezin
Kamera-Assistenz
1993
Die tödliche Maria
Material-Assistenz
1991/1992
Der Erdnussmann
Licht
Eigene Filme:
1996: Kissah
1999: Tokyo Fusebox
2000: Monsoonregen
2002: Shea-Surfer Girl
2003: Inseln: Åland
2005: Red and Blues
Briefe
2006: Der Anfang war gut
Ihre Filme/Dokus wurden auf 3sat gezeigt.
Der Anfang war gut
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#2 Re: Der Anfang war gut
Das scheint ja die reinste Filmfamilie zu sein. Ihr Ehemann Hannu Salonen hat schon Regie bei einigen "Tatort"- und "Polizeiruf"-Folgen geführt. Zudem stammt von ihm der Film "Downhill City" mit der Musik von 22 Pistepirkko.
Hinter einem denglisch-babylonischen Sprachgewirr kann man sich wunderbar verstecken, Wissenslücken vertuschen und Kompetenz vorgaukeln.
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#3 Re: Der Anfang war gut
Nein, das ist ein anderer Hannu Salonen
Ihr Ex-Mann lebt mittlerweile in Schweden und organisiert u.a. mit Tochter Annika Salonen finnische Stände auf deutschen Weihnachtsmärkten.
