Im südlichen und mittleren Finnland gibt es sicherlich recht einsame Ecken. Jedoch ist Finnland nicht Grönland. Über Menschen stolpert man auch in Finnland, selbst dort, wo man kaum welche vermutet. Im Nordosten Kareliens z.B. in der Höhe des Koitere-Sees und östlich davon bis zur russischen Grenze ist es recht einsam. Da waren wir mal unterwegs. Als wir eines Abends dann am Ufer des Koitere saßen und dachten, wir wären wohl die einzigen Menschen auf der Welt, hörten wir plötzlich Stimmen. Da tauchte wie Phönix aus der Asche eine Gruppe Kanuten auf, und aus war´s mit unserem Traum. Als die Gruppe kurz anlegte und wir uns unterhielten erfuhren wir, dass das ganze Gebiet „kanutouristisch“ voll erschlossen ist und täglich Gruppen aus ganz Europa hier die Gewässer unsicher machen.
Nichtsdestotrotz ist die Gegend dort aber recht dünn besiedelt. Hier und da eine kleine Siedlung oder Dorf, ansonsten einsam gelegende Bauernhöfe, in denen oft seit Jahren kein Mensch mehr lebt. Auch in Finnland scheint es so etwas wie Landflucht zu geben. Der familiäre Kleinbauernhof wirft offenbar kein Profit mehr ab und die Kinder studieren lieber in der Stadt Informatik als den elterlichen Hof zu übernehmen. Aber das ist ein anderes Thema.
Pauschal kann man sagen, dass die Bevölkerungsdichte sich verringert je nördlicher man fährt. Ansonsten ist sicherlich die Gegend nördlich von Kuhmo recht einsam, insbesondere, je mehr man sich der russischen Grenze nähert.
Gemessen an der Bevölkerungsdichte Deutschlands ist es aber in ganz Finnland einsam, wenn man einmal von den größeren Städten absieht. Wenn man Helsinki in nördlicher Richtung verlässt ist man nach einer Stunde bereits in der „Pampa“. Ist also alles relativ.
Unseren letzten Urlaub verbrachten wir in einem Mökki, ca. 12km nördlich von Anttola (Saimaa-Seengebiet). Wenn wir nicht regelmäßig Lebensmittel hätten einkaufen müssen oder nicht die Gegend mit dem Auto erkundet hätten, hätten wir außer unserem Vermieter vier Wochen keinen Menschen gesehen. Und der wohnte 1,5km entfernt.
Halt, das stimmt nicht ganz! An „unserem“ See gab es hier und da noch zwei oder drei Mökkis von Finnen auf der anderen Seeseite. Die sahen und hörten wir aber nur am Wochenende, wenn die ihre Sauna einheizten und sich in den See stürzten. Das hat aber nicht im Geringsten gestört.
Dann hatten wir einmal ein Häuschen am Loitimojärvi (Nordkarelien, südöstlich von Joensuu). Das ist auch eine recht einsame Gegend. Oder die Insel Varpasalo im Orivesi-See (Fährverbindung). Ein paar Bauernhöfe, ein paar Mökkis, ein Laden für das Nötigste und sonst nichts außer Wald und Wasser.
Was habt ihr denn vor? Flucht vor der Zivilisation? Robinsonurlaub? Habt ihr eine Bank überfallen und müsst jetzt eine Weile untertauchen?
