Willkommen. Da kann ich mich Hatti anschliessen, Erfahrungen von denen die hier leb(t)en, arbeite(t)en oder studier(t)en oder aber als Au pair waren/sind findest Du in Hülle und Fülle. Kurz kann ich mein persönlichen Senf abgeben
Julia Dahmer hat geschrieben:
Ich lerne seit knapp 1 1/2 Jahren Finnisch.
Das ist eine gute Idee, damit schon vor der Entscheidung anzufangen, allerdings sind die in D angebotenen Kurse eher ein Hobby und die Sprache im richtigen Umgang lernt man am besten im Lande (hab ja selbst so gemacht, wie Du), z.B. hast Du an einen Sommeraufenthalt zwecks Sprachkurs gedacht? Die Sommeruni in Helsinki bietet qualitativ gute Kurse an und die sind kompakt in 3 Wochen Einheiten gepackt. Die Unterkunft in Helsinki ist natürlich nicht gerade günstig, also gerade als Schülerin/in der Ausbildung muss man es von langer Hand planen. Sie erscheinen dann meistens im Frühjahr im Netz:
http://www.kesayliopistohki.fi/sivut/english Auch das Language Services der Uni Helsinki bietet gute Kurse an
http://www.helsinki.fi/kksc/ - sehr praktisch, Grammatik intensiv, Alltagssituationen.
Julia Dahmer hat geschrieben:
Ich habe Englisch- und im entfernteren Russischkenntnisse.
Englisch in Helsinki ist immer gut (auf dem Land sieht es oft anders aus: manchmal sprechen sie überraschend gut, manchmal - selbst junge Leute - fast gar nicht. Allerdings in Deinem Beruf ist es hilfreich, aber Finnisch wäre unabdingbar, auch Fachsprache. Dazu muss ich sagen, dass Finnen im vgl. zu Deutschen recht unerfahren sind, wie man mit Kundenservicepersonen umgeht, die mit Akzent sprechen - somit ist die Jobsuche nicht einfach, aber man sollte nicht die Flinte ins Korn werfen. Der Mangel an Personell gerade im med. Bereich ist alarmierend (mehr dazu s.u). Russisch hört man hier sehr ungern

, aber kann auch ein Plus sein, da hier recht viele Russen leben (die hören es dann gern)
Julia Dahmer hat geschrieben:
ich mir dort eine höhere Chance einen Job zu finden verspreche.
Da liegst Du nicht ganz falsch: es gibt einen akuten Mangel an medizinischen Kräften, da viele Finnen auswandern aus diesem Grund. Derzeit wird intensiv auf den Philippinen rekrutiert und entsprechend fachlich und sprachlich fort-/ausgebildet. Die ersten sind schon eingetroffen und arbeiten in der Altenpflege. Das ist aber für Finnen noch sehr ungewohnt, weil der Ausländeranteil sehr gering war. Langsam ändert sich die Lage. Allerdings in Finnland
einfacher als im Heimatland, in dem Du Deine Ausbildung gemacht hast und die Sprache und Verhältnisse kennst - das bezweifle ich wirklich.
Julia Dahmer hat geschrieben:
1. Wie sieht es dort mit dem Gesundheitswesen aus (ich weiß, dass es schlechter ist als hier in Deutschland, aber einige Vergleiche würden mir weiterhelfen. Was ist schlechter/besser als hier.)
Das findest Du per Suche hier oder auch mit dem Schlagwort KELA. Das ist die zentrale Sozialversicherungsanstalt. Jeder hat das Recht auf die öffentliche Gesundheitsleistungen, aber Berufstätige sind (meistens) zusätzlich durch ihre Arbeitgeber privat abgesichert (zahlen dennoch die zentrale KELA Mitgliedschaft). Die Arbeitnehmer haben mehr oder minder umfangreiche Leistungen bei Grosspraxen wie Diacor, Mehiläinen, usw. Im öffentlichen System gibt es (je nach Region) sehr lange Warteschlangen, nicht zuletzt wegen Resourcen/Personelmangel.
Julia Dahmer hat geschrieben:
2. Welche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es dort?
Laurea.fi bietet im sozialen- und medizinischem Bereich Studiengänge auf Englisch, ansonsten natürlich diverse Studiengänge und Spezialisierungen auf dem Niveau einer Ammattikorkeakoulu (AMK) z.B. in Lahti bei
http://www.lamk.fi in Mikkeli bei
http://www.mikkeliamk.fi/ uvm. Es ist schwierig zu vergleichen, aber ich würd es als weniger als eine deutsche Fachhochschule aber mehr als Fachschule einstufen. Die Dauern dann in der Regel 2-3 Jahre bzw. einjährige Erwachsenenbildung oder Fortbildungen. Das Angebot ist sehr gross. Als ausländische Studierende in Finnland (Primärgrund) kann man allerdings kein Mitglied des Sozialsystems werden (KELA), aber soviel ich weiss, für den Fall der Fälle haben Studenten eigene Gesundheitszentren, damit sie nicht ganz im Regen stehen. Ein bisschen mehr, wie das funktioniert findest Du auf
http://www.oph.fi/english/
Julia Dahmer hat geschrieben:
3. Wie sieht es genau mit der Einwanderungsbehörde aus? (Welche Papiere brauche ich, was muss ich vorweisen können...)
Huch, das ist auch ein umfangreiches Thema und sicher gab's schon mal Themen dazu. Als EU-Bürgerin darfst Du Dich für 3 Monate auf Arbeitssuche begeben. Wenn man im Land bleibt, muss man nachweisen können, dass man sich finanzieren kann. Am einfachsten ist es, einen Arbeitsvertrag in der Tasche zu haben.
Julia Dahmer hat geschrieben:
Nicht nur, weil Finnland ein sehr schönes Land ist und es einen höheren Lebensstandard hat
Wie kommst Du zu der Erkenntnis, wenn ich fragen darf? Es hängt sicher davon ab, was man erwartet vom Leben: es gibt Natur, viel Platz, gute Bildungsmöglichkeiten, (trotz Statistiken) "gefühlte" geringere Kriminalität, aber durch seine dünne Besiedlung, hartes Klima, lange Anfahrtswege ist Finnland natürlich unter den Spitzenreitern, was Lebenskosten, sei es Wohnen (besonders im Hauptstadtgebiet, wo leider Gottes die meisten Jobs sind, besonders, die die für Ausländer in Frage kommen), Lebensmittel, hohe Steuern, geringere Gehälter (besonders im öffentlichen Dienst), so dass die Kaufkraft merklich leidet und in dieser Hinsicht ist der Standard (der eher viel einfacher gestrickt ist) alles andere als höher. Viel mehr Güter sind hier Luxus, aber es ist nicht das Wesentliche im Leben. Finnlands Wirtschaftswachstum war recht hoch in der letzten Zeit, aber fragt sich, was hat der einzelne Bürger davon und momentan sinkt es auch mitunter bediengt durch die Weltpolitik, wie überall anders auch (noch teuerere Lebensmittel und Kraftstoffe, Kredite, Massenentlassungen, Wegzug in Billigländer und das übliche).
Allerdings man soll nichts unausprobiert lassen, worüber man träumt, dennoch gut vorbereitet sein (was Du schon sehr fleissig tust

) und gute Ausdauer mitbringen. Es ist immer einen Bereicherung in einem anderen Land zu leben, sei es nur vorübergehend oder auf Dauer. Also viel Glück und Erfolg!