Sunny schrieb:
Dazu erstens bewundere ich Ristos Aufgeschlossenheit zu der Schwedischen Sprache als Finne. Ich bin da emotional nicht so gebunden, aber es irritiert einen schon, wenn es so über alles Schwedische hergezogen wird. Natürlich lässt sich die Geschichte nicht wegstreichen, aber solche Trotzreaktionen wie bei Fussball/Sport oder politischen Dingen sind irgendwie nicht angebracht. Ebenso die o.g. Situation als auch das leidige Thema der Übersetzungen ins Deutsche im EU-Vorsitzjahr haben für mich persönlich einen bitteren Nachgeschmack, aus meiner "unparteiischen" Sicht.
Ab und zu schämt man sich wirklich, Finne zu sein, wenn man allerleie Trotzreaktionen höre. Das bisher vielleicht dümmste Motiv, warum man kein Schwedisch lernen sollte, das ich gehört habe, ist das
Schwedisch eine ebenso kleine und winzige Sprache wie Finnisch sei.
Wenn die Wichtigkeit einer Sprache an der Anzahl deren Muttersprachler liegen würde, sollten wir doch Mandarin anstatt Englisch lernen. Was so viele Finnen nicht zu kapieren scheinen, ist, dass die Wichtigkeit einer Sprache weder an ihrer Ausbreitung noch an ihrer Muttersprachleranzahl liegt, sondern an ihrer politischen, gesellschaftlichen, gesetzlichen und
de facto Position in dem eigenen Land und in der Aussenpolitik des eigenen Landes.
Englisch lernt man, weil ihr weltweite
de facto Position als
Lingua franca unumstritten ist. Dafür lernt man in Finnland eher wenig Russisch, weil die Position der russischen Sprache in Finnland weder aus politischen, gesellschaftlichen, gesetzlichen noch
de facto Gründen besonders wichtig ist. Dass es über 140 Millionen russische Muttersprachler gibt, ändert die Stellung jener Sprache in Finnland nicht, weil hauptsächlich eben nur Russen Russich beherrschen und es damit keine Lingua franca ist. Dafür ist Skandinavisch im wahresten Sinne des Wortes eine Lingua franca, und zwar in den Nordischen Ländern. Damit sind die wichtigsten Sprachen in Finnland ohne wenn und ob
Finnisch, Schwedisch und Englisch.
Was die gesetzliche Position der schwedischen Sprache in Finnland betrifft, werde ich hier nie zu einem Kompromiss geneigt sein: es soll eine bedingungslos gleichberechtigte Nationalsprache bleiben, und es muss auch in Zukunft Pflicht sein, Schwedisch in allen finnischen Schulen zu lernen. Wenn eine der drei wichtigsten Sprachen in Finnland ein freiwilliges Schulfach werden sollte, könnten wir doch gleichzeitig die ganze Lehrpflicht für freiwillig erklären.
Man müsste sich nun wirklich fragen, was der Zweck der Lehrpflicht ist: eine gute Allgemeinbildung zu bieten, oder die morbide Minderwertigkeitskomplexe vieler Finnen durch die Abschaffung des Pflichtschwedisches zu heilen?