Peter, ich empfinde es als nicht homogen - manche nutzen das Internet aktiv bzw. vergleichen im eigenen Land hier, andere meinen "billig ist schlecht" (und das ist nicht die gleiche Verständnis von billig, die wir möglicherweise haben) und sagen es sogar laut, dass sie bereit sind mehr (für Einheimisches) zu zahlen. Ich frage mich, eigentlich wofür?

Das hat wenig Auswirkungen auf die Qualität, dass sie besonders gutes für die teuren Preise erhalten, sondern eben 08/15. Es wird schlichtweg ausgenutzt und der Markt weiter heimlich vom Protektionismus befallen. Nur wenn es genügend Wettbewerb gibt, kann es funktionieren. Bei der kleinen Bevölkerung ist es natürlich nicht lohnend, den Markt zu erschliessen. Hinzu kommt die Angst, dass man im Netz ausserhalb der Grenzen beschummelt wird (Kreditkartennutzung). Es stimmt, dass das Risiko besteht, aber das kann auch in Finnland passieren und ist passiert. Man muss halt Augen und Ohren offen halten.
Was ich persönlich nicht leiden kann: ausländische Produkte als schlecht abzustempeln und davon gibt es eine tägliche Dosis an nicht allzu ernstzunehmenden Kommentaren der Gesellschaft. Finnische Sachen empfinde ich als super, gut und weniger gut - da spielt für mich die Herkunft keine Rolle, denn Qualitätssicherung haben die Finnen ganz sicher nicht erfunden.
Peter hat geschrieben:Bei uns in Deutschland ist ein drastischer Anstieg der Interneteinkäufe zu verzeichnen. Dies geht natürlich zu Lasten der Einzelhändler vor Ort, die mit ihren teils pompösen Verkaustempeln, Fachpersonal, Verwaltung, Service, Werbung! und viele Dinge mehr nicht mit den Internetshops mithalten können, deren Unternehmen oft nicht mehr sind als ein Waren-Versandschuppen. Was den Warenhandel über die Ländergrenzen hinaus betrifft, ja, da geht es natürlich zu Lasten des Binnenmarktes.
Hab bei Extra gesehen, als sie im Fachhandel versucht haben, den Deutschen die "Beratungsgebühr" aufzudrücken, weil man im Laden Hilfe und Beratung sucht und dann unfairer Weise im Netz bestellt. Das Ergebnis war natürlich wieder typisch Deutsch "Wie, 1 Euro, dass sie mir gesagt haben, dass es Sesam-, Mohn- und Vollkornbrötchen gibt??". Ich wette Finnen hätten bezahlt.
Peter hat geschrieben:
Der Preis reguliert zunehmend den Markt. Natürlich hat der Kunde schon immer zugesehen, dass er so günstig wie möglich einkauft und sehr genau die Preise verglichen.
Geizen tut man hier weniger. Bessere Lebensmittel sind berechtigt teuerer, wenn es nicht gleich in Abzocke ausartet. Beispiel: Deutschland Bio (inzwischen erschwinglich, fast schon standard, etwas trügerisch noch bei Kennzeichnung (?), nachvollziehbar, wieso bio, aus der Region usw.), Finnland bio (selten zu haben, trotzdem mit Chemie, sauteuer, einheitliche Markierung noch in Kinderschuhen).
Peter hat geschrieben:
Dabei legte unsere Elterngeneration aber auch noch großen Wert auf fachkundige und ehrliche! Bedienung und guten Service.
Darauf lege ich auch wert. Bekomme auch im Internet, z.B. gerade bei technischen Dingen wie den LEDs erhalte ich prompte Antworten zum Einbautiefe, indiv. Empfehlung zur Leistung, technische Zeichnungen, rege Korrespondenz -sofort. Man kann auch Pech haben, aber ohne Reaktion blebt kaum eine Anfrage (aus D). Ebenfalls bei Tapeten war im Fachmarkt der Fachmann auf Schritt und Tritt mit, erzählte, machte Muster. Dagegen die finnischen Aushilfskräfte etwas kläglich, dabei kostete es nicht weniger und war ebenfalls ein Fachmarkt.
Peter hat geschrieben:
Und wenn das Wunschobjekt im Ausland noch günstiger zu haben ist, wirds auch dort bestellt. Ich gebe zu, dass ich mich selbst schon mal zu einem Kauf im Ausland habe hinreißen lassen. So führte mich die Suche nach bestimmten Speicherbausteinen zu einem Onlinehändler in die Schweiz. Bei dem vergleichsweise günstigen Preis incl. Versand konnte ich der Verlockung einfach nicht widerstehen.
Anderswo als in D in der EU hab ich selten eingekauft, ausserhalb lohnt es sich nicht wirklich wegen der Währungsprobleme/Versand usw. Es sei denn es ging um etwas ganz bestimmtes. Die Kommunikation und die grössere Auswahl ist für mich ausschlaggebend.
Peter hat geschrieben:
Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass dieses Verbraucherverhalten junger Menschen in Finnland anders ist als bei uns. Oder etwa doch?
Teilweise: wegen der eingeflösster Skepsis vor ausländischen Produkten, möglichen Betrug, aber da vor allem junge Finnen sehr kommerz- und internetorientiert sind, schiessen die Zahlen hoch. Oft ist es nicht die Suche nach dem "billig", sondern nach dem "anders" - die Auswahl lässt sich in dem kleinen Land nicht vergleichen.
Peter hat geschrieben:
Unsere Kinder werden mit dem Segen der Bildungsministerien zu Egoisten erzogen. Das liegt wohl daran, dass die Mehrheit unserer Regierenden uns diese Gesellschadtsfeindliche Haltung vorlebt. Aber vielleicht ist das ja in Finnland tatsächlich anders. Das meine ich jetzt absolut nicht ironisch. Im Gegenteil. Das in meinen Augen ohnehin sehr gute finnische Schulsystem würde damit nochmals aufgewertet.
Mag sein, dass es eine Wohltat für die Gesellschaft (oder doch für den Kaufmann?) ist, allerdings von Steuererhöhungen und Drosselung der Kaufkraft mit unverhältnismässigen Durchschnittsgehältern zum Lebenshaltungskosten/Preisspanne allgemein bildet man auch keinen Wohlstand und soziale Wohlfahrt. Man will schliesslich die Leute zum Kaufen anspornen - wenn das Geld aus der Tasche zu ziehen das Patentrezept wäre, hätte es sich schon rumgesprochen.