Finnland-Forum

Durch den Putschversuch kommt ja gerade wieder etwas Bewegung in die Situation mit Russland.

Der Postillon hat sich natürlich auch schon dazu geäußert: https://www.der-postillon.com/2023/06/r ... -nato.html

Russland hat innerhalb 1 Woche 2 Raketen vom Typ Sojus-2.1 in den Weltraum geschickt, die über Nordnorwegen und Svalbard zu sehen waren. Die zweite gestern hat zu etwas Verwirrung in Lappland geführt, wie ein Rentierzüchter aus Karesuvanto berichtet – er hatte das Teil zunächst für ein UFO gehalten. Auch in Norwegen wurde z. T. gerätselt.
Die Raketen wurden vom Kosmodrom Plesetsk in Archangelsk abgeschossen und man vermutet, dass sie gezielt der Überwachung dienen, zumal es ungewöhnlich ist, dass 2 Raketen in so kurzem Abstand abgeschossen werden.


https://yle.fi/a/74-20066866

Heutiger Artikel im Spiegel Online 13.3.2024.

Putin prahlt mit russischen Atomwaffen
https://www.spiegel.de/ausland/wladimir ... b7195c2c30

Erneut droht der russische Präsident dem Westen. Und spricht von Truppenverlegungen an die finnische Grenze.


Bei dem Artikel ist mir sofort die Frage durch den Kopf geschossen, "Was soll das?".
Der folgende Text ist etwas gekürzt.

Was soll das?
Seine Schuhe stehen in Reih' und Glied
Ein Anblick, den man gerne sieht.
Was soll das?
Sein Aftershave klebt in der Luft
Warum hat er nicht gleich meins benutzt?
Was soll das?
Du sagst, er wohnt ab jetzt bei dir
Und zeigst nur stumm auf die Ausgangstür
Was soll das?
Du kochst gerade sein Leibgericht
Meine Faust will unbedingt in sein Gesicht
Und darf nicht
Und darf nicht
Von Verlegenheit überhaupt keine Spur
Er ist 'ne wahre Frohnatur
Er grinst nur
Womit hab' ich das verdient
Dass der mich so blöde angrient?
Warum hast du mich nicht wenigstens gewarnt?
Zu einer betrogenen Nacht
Hätt' ich vielleicht nichts gesagt
Hätt' mich zwar schockiert
Wahrscheinlich hätt' ich's noch kapiert
Denn nie dein Gewissen gebissen?
Seit wann bist du so abgebrüht?

Mich würde interessieren, was in der finnischen Presse dazu steht

Aus dem Nachrichten-Thread:

flaskx hat geschrieben: ↑27. Mai 2025 13:25 https://www.spiegel.de/ausland/finnland ... 2128426726

Frauen in Finnland
Bereit für den Ernstfall
Mehr als 1300 Kilometer lang ist die Grenze zwischen Finnland und dem geopolitisch aggressiven Russland. Immer mehr finnische Frauen wollen in der Lage sein, ihr Land im Kriegsfall zu verteidigen. Sie üben mit Handgranaten, trainieren den Umgang mit Panzerfäusten und legen Notvorräte an.

In letzter Zeit hört man ja immer öfter von der potenziell steigenden Gefahr, dass Putin sich doch noch an FIN (oder auch einem anderen Nato-Land) vergreift.

Da wären diese diversen russischen Aktivitäten in relativer Grenznähe oder solche Luftraumverletzungen usw.

https://www.n-tv.de/politik/Russland-ko ... 31263.html
https://www.derwesten.de/politik/putin- ... 56745.html
https://www.nordisch.info/finnland/russ ... tzt-haben/


Was meint Ihr so dazu?

Habe (bisher) vor, im Sommer ein Stück quasi direkt an der russischen Grenze entlang zu wandern - also mal sehn.

Das Putins Soldaten bei ihrer Zapad-Übung im Herbst über die Grenze Finnland krabbeln, halte ich für extrem unwahrscheinlich. Zwar werden auf russischer Seite Vorkehrungen getroffen um zukünftig größere Truppen an der finnischen Grenze unterzubringen, aber das ist jetzt halt nicht mehr nur die finnische Grenze, sondern eben auch die NATO-Grenze. Finnische Militärs winken bei der Vorstellung eines tatsächlichen Angriffskrieges auf Finnland im Wesentlichen ab. Dieser Artikel ist noch von Januar, ich habe nichts neueres gefunden, aber der Grundtenor ist zumindest auf YLE und in der HS noch der gleiche: https://yle.fi/a/74-20135458

Ich habe mal einen ziemlich klaren Kommentar von einem Sicherheitsexperten im Radio gehört, der gesagt hat, dass Finnland kein interessantes Ziel ist. Der Blutzoll ist hoch um ein Land zu erobern, welches über keine nennenswerten Bodenschätze oder strategischen Positionen verfügt. Eine Kompletteroberung ist – wenn man die Situation in der Ukraine betrachtet – auszuschließen. Und damit würde wohl auch der erweiterte Ostseezugang nicht realisierbar sein. Die baltischen Staaten sind dafür und auch wegen infrastruktureller Bedingungen (Stromtrassen etc.) wesentlich interessanter. Sekundär könnte jedoch ein begrenzter Angriff auf den Südosten Finnlands eine Option sein um den Sicherheitsgürtel um St. Petersburg zu erweitern. So in etwa hat er argumentiert. Ja, was will Russland denn von Finnland? Eine NATO-Pufferzone? Dafür wird der Blutzoll zu hoch sein. Finnland hat als demokratischer Wohlfahrtsstaat ein viel zu hohes Ansehen in der gesamten westlichen Welt, als dass man es fallen lassen würde. Und Finnland hat ein riesiges und auch geschultes Reserveheer. Eines der größten der Welt auf die Bevölkerung gerechnet.

Eine einzige Sache kann Wandern an der Grenze beeinträchtigen und das sind die GPS-Störungen, die von Russland im Rahmen der hybriden Kriegsführung verursacht werden. Ich werde dieses Jahr im Vätsäri wandern. Ganz bis zum Dreiländereck werde ich wohl nicht laufen. Aber ich habe Kompass und Karte dabei. Auf GPS würde ich mich dieses Jahr im Grenzbereich nicht verlassen.

Danke für die Einschätzung.
Ja, an die Sache mit dem GPS hatte ich auch schon gedacht. Auch wenn für solche Störungen vermutlich nach wie vor der Süden interessanter sein dürfte, kann es sich ja trotzdem auch bis in den Norden auswirken. Naja, zu 100% verlassen sollte man sich auf die Elektronik sowieso nicht, da die ja auch sonst mal irgendwie ausfallen kann.

Ja, das Baltikum erscheint für Putin natürlich interessanter, auch wegen des Zugangs nach Kaliningrad. Aber die gehören halt auch alle zur Nato, so gesehen hat man dann wieder den Bündnisfall. Man kann eben nur hoffen, dass der Typ sich da doch nicht ran traut, aber wer weiß schon, was dem einfällt. Deshalb finde ich es prinzipiell schon vernünftig, dass FIN sich lieber mal mit dem Worst Case-Szenario befasst.

Gibt's noch andere Meinungen?

Bündnisfall, schön und gut.
Mit oder ohne die USA?
Ohne? Wie stark ist die NATO ohne die USA?
Für mich sind Gerüchte von einer "neuen Weltordnung" nicht von der Hand zu weisen. Eine Neuaufteilung Europas zwischen den USA und Russland.
Und China "übernimmt" Taiwan. Und noch mehr in Asien?
Hoffe andererseits auf den Gedanken an Absatzmärkte. Zerbombt, vielleicht atomar, sind sie es lange nicht.
Ich erinnere aber an Henry Kissinger: " „Amerika hat keine dauerhaften Freunde oder Feinde, nur Interessen“.
Oder auch: "Schon der Erste Weltkrieg hat bewiesen, dass sich die moderne Technik rascher entwickelt als unsere Fähigkeit, sie politisch zu beherrschen. In unserem Zeitalter besteht daran kein Zweifel mehr".
Bei den vielen widersprüchlichen Angaben zur Stärke Russlands kann man auch keine reale Einschätzung ableiten.
Und aus der Vergangenheit wissen wir im "Osten", dass "der Russe" (aus Unwissenheit, mit Gewalt oder wie auch immer) sich als "Kanonenfutter" missbrauchen lässt (auch eigene umfangreiche Erfahrungen mit Offizieren und Soldaten der GSSD).
Die folgenden Zahlen sagen auch wenig zur Größe der jeweiligen Waffen und zu deren Zustand aus:

https://de.statista.com/statistik/daten ... -weltweit/

Und aus diesen vielen offenen Fragen abzuleiten, was passieren könnte, erscheint mir unmöglich.
Ich hatte zwar zum Abi eine 1 in Mathe aber hier sehe ich eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten.
Wer mit wem und wie, koventionell oder atomar, welche Taktik zur Durchsetzung welcher Strategie, welche weltweiten "Darsteller" hat man gar nicht im Blick, wie "krank" sind manche Präsidenten......?
Zynisch betrachtet:
In der DDR-Armee sagte mal ein Vorgesetzter zum Verhalten, nach einem Atomwaffenangriff. Man nehme ein weißes Laken und hänge sich um und gehe dann ganz langsam in Richtung des nächsten Friedhofs. Ganz langsam,um keine Panik aufkommen zu lassen.
Bei Robert Merle in "Madrapour" wurden andere Dinge vermittelt.
Insofern versuche ich, derartige Gedanken eigfentlich nur auszublenden.
Und hoffe, in 2 Wochen auf Bornholm keine russischen Soldaten, sondern Meerjungfrauen am Strand zu sehen.

skandinavian-wolf hat geschrieben: ↑4. Jun 2025 21:47 Bündnisfall, schön und gut.
Mit oder ohne die USA?
Ohne? Wie stark ist die NATO ohne die USA?

Ja, genau, die Haltung der USA unter Trump ist die große Unbekannte. Ich würde es jetzt nicht unbedingt "neue Weltordnung" nennen, aber die Situation ist ja schon etwas schräg: RUS und USA zusammen gegen der Rest der Welt, ausgerechnet mit diesen 2 Geisteskranken an der Spitze. Wobei der eine wohl deutlich undümmer als der andere ist. Aber gerade bei Trump kann man ja momentan vieles noch nicht absehen, vielleicht wechselt er ja auch noch das eine oder andere Mal die Seiten.
Natürlich hat sich die NATO (allen voran so ein Mitgliedsstaat wie D) lange blind auf die Stärke der USA verlassen, was aber nach meiner (laienhaften) Einschätzung nicht heißt, dass sich ohne die USA von den anderen Nato-Staaten niemand rühren würde oder könnte.

Bei den vielen widersprüchlichen Angaben zur Stärke Russlands kann man auch keine reale Einschätzung ableiten.

Jep.
https://www.fr.de/politik/verluste-fuer ... 69648.html

Und aus diesen vielen offenen Fragen abzuleiten, was passieren könnte, erscheint mir unmöglich.

Ja, natürlich können wir sowieso bisher nur spekulieren. Die einen munkeln, bis 2029 sollte Putin bereit für einen Angriff auf Länder wie FIN sein, andere sagen womöglich schon diesen Sommer, oder eben bei diesem Manöver im September Richtung Baltikum.
Aber wie Du schon sagst, man kann nur noch darauf hoffen, dass Putin selbst kapiert, dass eine zu große Verwüstung ihm auch mehr Nach- als Vorteile bringen würde.

Insofern versuche ich, derartige Gedanken eigfentlich nur auszublenden.
Und hoffe, in 2 Wochen auf Bornholm keine russischen Soldaten, sondern Meerjungfrauen am Strand zu sehen.

Auf Bornholm gibt's auch Meerjungfrauen? Ich dachte, nur in Kopenhagen.
Ansonsten sehe ich das prinzipiell wie Du. Ganz ausblenden eher nicht, aber man sollte sich ja auch nicht davon beherrschen lassen, solange man das (noch) nicht muss.
Ok, in der Ostsee könntest Du nach der berüchtigten Schattenflotte Ausschau halten, aber mehr dürfte in den nächsten Wochen dort mal noch nicht passieren, mutmaße ich mal.

Bezüglich FIN gibt's ja auch die Leute, die jetzt meinen, da fahren sie jetzt mal lieber nicht hin, weil es zu nah an RUS ist. War aber tatsächlich schon vor dem Ukraine-Angriff so. Für mich ist das natürlich kein Grund, nicht nach Lappland zu gehen. Aber mal sehn, wie die Stimmung dann vor Ort ist.

Wünsche schon mal viel Spaß und Erholung auf Bornholm!

Ich denke/hoffe, das Russland es zumindest in der nächsten Zeit darauf beläßt, seine Störungen durch die hybride Kriegsführung Unruhe zu stiften. Aber natürlich kann man sich bei den ganzen Gestörten da draußen nicht darauf verlassen!
Wir fahren dieses Jahr trotzdem, wie auch die ganzen letzten Jahre wieder nach Karelien und auch weiter nach Varanger. Es ist einfach zu schön dort, um darauf zu verzichten. Anders sähe es natürlich aus, wenn sich die Lage drastisch ändern sollte!
Mir tun dann immer die Menschen leid, die das ganze Jahr dort verbringen und die Bedrohung ständig im Blick haben müssen. Bei uns sind es ja nur 3 Wochen im Jahr...

Grüße Sven

Big_Sven hat geschrieben: ↑5. Jun 2025 12:08
Wir fahren dieses Jahr trotzdem, wie auch die ganzen letzten Jahre wieder nach Karelien und auch weiter nach Varanger. Es ist einfach zu schön dort, um darauf zu verzichten. Anders sähe es natürlich aus, wenn sich die Lage drastisch ändern sollte!

So sehe ich das auch. Man kann ja sowieso nie wissen, was die Zukunft bringt, wieso sollte man dann schon jetzt (bzw. seit 2022) auf die schönen Erlebnisse verzichten, die man dort nach wie vor haben kann. Wenn's dann irgendwann doch noch groß knallen sollte, hat man bis dahin immer noch gut gelebt.
Ich werde sowieso wieder länger im Norden sein und dann vor der geplanten grenznahen Wanderung wohl schon noch mitkriegen, was die Einheimischen so dazu sagen (wenn dann z. B. alle finnischen Wanderer der Meinung sein sollten, da sollte man jetzt besser nicht hingehen, gehe ich vielleicht auch nicht ).
Die andere Frage ist ja auch: Falls es wirklich zum Worst case und einem Angriff kommen sollte, ist es vielleicht auch gar nicht mehr so relevant, ob man nun in Grenznähe (Ostlappland oder Karelien) ist oder weiter westlich in FIN.

Mir tun dann immer die Menschen leid, die das ganze Jahr dort verbringen und die Bedrohung ständig im Blick haben müssen.

Genau, wenn der ganze Alltag davon überschattet wird, ist es nochmal beängstigender.

Hoffen wir einfach weiter...

Ein ganz interessanter, etwas ausführlicherer Artikel auf Englisch zu der ganzen Situation zwischen FIN und RUS:

https://www.reuters.com/world/fearing-w ... 025-06-24/

Tagesschau.de berichtete auch davon

Europamagazin
Aufrüstung an der Grenze

Finnlands sorgenvoller Blick in Richtung Russland

Stand: 28.06.2025 12:02 Uhr

Stillgelegte Flughäfen werden reaktiviert, Kasernen modernisiert. Russland rüstet entlang der finnischen Grenze erkennbar auf. Vor Ort beobachtet man das mit Sorge - und stellt sich auf Krisenlagen ein.

....
(Diese und weitere Reportagen sehen Sie im Europamagazin - am Sonntag um 12.45 Uhr im Ersten.)

https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... g-100.html

Das Europamagazin habe ich jetzt noch nicht gesehen, gibt es aber bestimmt in der Mediathek.