Kurzgeschichten

Muss nicht mit Finnland zu tun haben (Veranstaltungen, Treffen, Glückwünsche, Freude, Wut, Trauer, Liebeskummer, Wetter...)

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black rose
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#1 Kurzgeschichten

Beitrag von black rose »

so, da ich in nächster zeit (und ihr hoffentlich auch bald mal) kurzgeschichten UND gedichte schreibe, dachte ich, ich mach mal nen neuen thread :D

hier meine erste:

Engelsfeuer

Den weichen, feuchten Sand im Haar, lachten Timo und seine Mutter um die Wette. Die Sonne schien warm und gütig vom wolkenlosen Himmel.
Wo war der Vater, wollte Timo wissen. Der ist zur See gefahren, sie hat ihn verschluckt, erklärte die Mutter geduldig. Wilde Tränen entbrannten auf Timos Gesicht.

Wenn er weinte, dann erinnerte ihn das immer an die Eltern. Der Vater war schon vor langer Zeit gegangen und die Mutter erst vor wenigen Monaten. Timos Herz sehnte sich nach dem wärmenden Körper der Mutter, den abenteuerlustigen Blicken des Vaters. Doch er wusste, sie würden ihn niemals mehr besuchen. Er würde sie niemals mehr sehen, fühlen können.

Die kalten Winternächte raubten Timo oft den Schlaf. Leise trat er dann ans Fenster des Kinderheims, des neuen Zuhause. Mit flammenden Augen konnte er dort den sachte schwebenden Schneekristallen zuschauen, die sanft seine Herzens Landschaft bedeckten.
Auch das brennende Streichholz in seiner zarten Kinderhand vermochte die Eiseskälte in ihm nicht zu bannen. Die Engel sind schuld, dachte er bei sich. Sie haben die Mutter und auch den Vater gestohlen.
Plötzlicher Schmerz durchzog seinen winzigen Körper. Das Streichholz hatte seine Hand im Augenblick der Gedanken verlassen und wollte soeben auf dem Boden landen. Knisternd züngelten die heißen Flammen vor seinem Gesicht auf. Den Mund weit zu einem erstickten Schrei aufgerissen, erstarrte sein Kindesblick. Nur der Engel Feuer brannte noch in seinem glühenden Körper.

was sagt ihr dazu? :P
black rose
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#2 Re: Kurzgeschichten

Beitrag von black rose »

ich ha sie noch mal über arbeitet:

Engelsfeuer

Den weichen, feuchten Sand im Haar, lachten Timo und seine Mutter um die Wette. Die Sonne schien warm und gütig vom wolkenlosen Himmel.
Doch eine Person fehlte. Wo war der Vater, wollte Timo wissen. Der ist zur See gefahren, sie hat ihn verschluckt, erklärte die Mutter mit tränenfeuchten Augen. Auch auf Timos Gesicht entbrannten wilde Tränen der Trauer, die seinen Vater jedoch nie zurück bringen würden.

Der Vater war längst von dieser Welt gegangen, und auch die Mutter verließ Timo vor kurzer Zeit.
Doch er hatte eine neue Bleibe gefunden: das Kinderheim am anderen Ende der Stadt.

Eines späten Abends, die kalte Winternacht raubte Timo wieder einmal den Schlaf, stand er am Fenster und beobachtete mit flammenden Augen die weißen Schneekristalle, die sachte vom Himmel auf seines Herzens Landschaft herabschwebten. Timo konnte die Kälte ihrer kleinen Körper fühlen, denn niemand entfachte jetzt in ihm noch ein Feuer der Liebe. Niemand kam um ihm die Wärme zu geben, die er brauchte.
Auch das brennende Streichholz in seiner zarten Kinderhand vermochte die Eiseskälte in ihm nicht zu bannen. Die Engel sind schuld, dachte er bei sich. Sie haben die Mutter und auch den Vater gestohlen.
Plötzlicher Schmerz durchzog seinen winzigen Körper. Das Streichholz hatte seine Hand im Augenblick der Gedanken verlassen und hatte die kalten Holzdielen am Boden berührt. In Windeseile züngelten die weißen Flammen vor seinen Füßen auf.
Timo trat zurück, doch es war zu spät. Er stand, an das Fenster gedrückt, und wartete darauf, dass man ihn retten würde. Irgendwer sollte dieses Höllenfeuer doch zu bändigen wissen! Stattdessen gab es nur ein lautes Knistern und Knacken der Dielen.
Timo wollte weiter zurückgehen, doch die lodernden Flammen hatten ihn eingekreist.
Kurz vor Mitternacht erstarrte sein Kindesblick. Sie waren gekommen, ihn zu holen. Der Engel Feuer brannte noch in seinem glühenden Körper.
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Jan
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#3 Re: Kurzgeschichten

Beitrag von Jan »

Machst Deinem Namen alle Ehre ... warum so traurig?
Ich bin nicht DICK, lediglich mein Biotyp hat sich geändert!!! (Ronaldo)
black rose
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#4 Re: Kurzgeschichten

Beitrag von black rose »

die inspiration lieferten Subway To Sally mit "feuerkind". da erzählte der sänger das er als kind von seinen eltern keine liebe bekam und deshalb irgendwie versucht hat sich die wärme von wo anders zu holen: vom feuer. er verbrannte immer wieder sein zimmer (und überlebte natürlich).

naja, und dann hatte ich so den ersten satz dieser geschichte im kopf und bekam den nich mehr raus. da musste ich einfach schreiben. aber ich kann nicht beeinflussen was am ende rauskommt :D
black rose
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#5 Re: Kurzgeschichten

Beitrag von black rose »

hier meine neue: (passend zu skandinavien)

Kalt wie das nordische Eis

Mit sanftem Liebesblick schaustet du mich an. Damals, als meine Welt noch in Ordnung war. Wie es schon viele Paare vor uns erlebten, standen nun auch wir vor dem Altar und noch immer genoss ich die Aussicht auf deine warmen, vor Glück strahlenden Augen. Du sahst umwerfend aus. Ich fragte mich immer wieder warum du ausgerechnet mich liebtest. Ich war doch nur das Mädchen aus dem Dorf, und du der städtische Kaufmann.
Ich stellte mir unsere Zukunft vor. Wir würden miteinander sicher viel erleben. Und doch rieten meine Eltern mir ab, dir mein Vertrauen zu schenken. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, auf sie zu hören.

Ich weiß noch, wir waren gerade seit einem halben Jahr verheiratet, da wolltest du nach Schweden, in den hohen Norden. Der alte Freund deiner jungen Jahre wollte dir wohl etwas Besonderes schenken. Es schien recht normal, dass ein wohlhabender Kaufmann wie du, sich eine Reise leistete, die ihn zum besten Freund brachte. Was daran jedoch auffällig wirkte, war deine große Bitte, allein fahren zu dürfen. Du sagtest, die Reise würde viele Strapazen mit sich bringen. Doch ich, das Bauernmädchen, war inzwischen vieles gewöhnt. Dennoch hieltest du es für ungünstig, mich mitfahren zu lassen. Ich sollte meine Nachsicht auch bitter bereuen.
An dem Abend, da wir uns wohl das letzte Mal gemeinsam zu Bett begaben, suchte ich verzweifelt nach dem schmeichelnd verliebten Blick, der mich noch bei unserer Hochzeit gestreift hatte. Doch du warst viel zu sehr mit deiner bevorstehenden Reise beschäftigt, als deine Frau ein letztes Mal sanft zur Ruhe zu betten.
Auch der Morgen brachte keinen Frieden mehr. Zeitig standest du auf und setztest dich an unseren kleinen Küchentisch, um zu frühstücken. Du wartetest nicht auf mich, die ich dir dein morgendliches Mahl bereitete. Als auch ich mich setzen und essen wollte, schautest du mich an, als wüsstest du, dass uns ein Unheil bevorstünde. Dein Blick war so verzweifelt und doch entschlossen zugleich. Gleich darauf standest du vor der Haustür, deine Koffer in der Hand. Ich wusste nicht recht ob ich weinen sollte. Du sagtest, es wären nur zwei Wochen. Danach würdest du dir Zeit nehmen und mit mir die Südsee bereisen. Ach, war das eine Botschaft!

Doch diese zwei Wochen der Einsamkeit wurden wohl zu den längsten meines Lebens. Und auch an dem Tag deiner Ankunft zu Hause fühlte ich mich einsam und verlassen. Trotz dem, das du neben mir standest, wurde mir nicht wärmer. Du schienst eine eigenartige Kälte vom Norden mitgebracht zu haben. Ich bekam von dir weder einen Kuss, noch eine Umarmung. Auch deine Sprache war anders als sonst. Sie klang, als hättest du in letzter Zeit viel gelacht und laut gesprochen. Meintest du diese Strapazen, als du mich nicht mitnehmen wolltest?
Schneller als ich es für möglich hielt, ranntest du durch den Vorgarten, zurück zum Auto. Ein kleiner Blitz der Freude durchfuhr mich. Ich überlegte, dass du nur ein Geschenk aus Schweden für mich mitgebracht haben konntest und es wohl aufgrund deiner Freude über die Ankunft vergessen hattest. Doch dem war nicht so. Du stiegst wieder in den Wagen, schlugst die Tür zu. In meiner Aufregung hatte ich auch übersehen, dass du die Koffer noch gar nicht ins Haus gebracht hattest. Dies konnte nur eines bedeuten: Du wolltest mich verlassen!

Und so bin ich heute hier, im Saal der Verbotenen Liebe. Du sitzt mir gegenüber, würdigst mich nicht eines einzigen Blickes. Nur die Frau im Zeugenstand scheint dir wichtig.
Doch sie erzählt ein Märchen von einer Intrige. Sie wäre deine rechtmäßige Frau. Mir bleibt es auch nicht erspart, heiße Tränen der Hilflosigkeit und der verlorenen Liebe zu vergießen.
Plötzlich durchbohren mich deine Augen, deren eisblaue Farbe mich schon immer an die weißen Gletscher des Nordens erinnerten.
Der Satz, den du dabei sprichst, hallt in meinem Kopf wieder und wieder nach:
„ … Und deshalb lasse ich mich scheiden!“

in erster linie soll diese KG helfen meine probs mit den eltern zu verarbeiten... :(

edit: hätte gern ein paar kommentare, weil die KG ja sicher noch verbesserungswürdig ist ;)
Zuletzt geändert von black rose am 18. Aug 2006 12:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Jan
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#6 Re: Kurzgeschichten

Beitrag von Jan »

persönlich finde ich die Stimmungsbeschreibung etwas mager, könnte umschriebener sein ...
Ich bin nicht DICK, lediglich mein Biotyp hat sich geändert!!! (Ronaldo)
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#7 Re: Kurzgeschichten

Beitrag von black rose »

danke für den comment! aber ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht wie ich die stimmung verbessern soll. wenn ich mir diese geschichte durchlese, finde ich, das die gewünschte kälte recht gut zum ausdruck kommt. aber natürlich empfindet ein autor seine werke immer anders als der leser ;)
@ jan also meinst du jetz das der ich-erzähler noch trauriger wirken soll? ja, irgendwie hast du recht... besonders die pointe müsste noch krasser sein... ok, ich versuch mal den schluss umzuschreiben :)
black rose
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#8 Re: Kurzgeschichten

Beitrag von black rose »

Tragödie eines Tannenbaumes (2)
Etwa hundert Jahre später, ich war inzwischen stark gewachsen, ging die Geschichte von ermordeten Freunden und Geschwistern weiter:
Ich hatte den Vorfall von vor hundert Jahren eigentlich verdrängt und ihn nie wieder aufs Spielfeld gerufen, doch ich musste.
Diesmal waren es mehr Bestien. Ich schätzte sie auf etwa sieben. Und auch ein Schoßhündchen hatten sie dabei. Als ob sie uns nicht so schon genug in Angst und Schrecken versetzt hätten.
Doch diese Menschen kamen mit einer breiten Klinge auf der Schulter. Diamond, noch immer mein bester Freund, berichtete, dies sei eine Axt. Menschen würden damit auf andere Leute einschlagen. „Leute wie wir, die groß, stark und stolz sind. Ich glaube, vor uns haben sie die meiste Angst, denn sie kommen immer mit Waffen, gegen die wir unfähig sind uns zu wehren.“
Ich verstand, was er sagen wollte. Ich fühlte, dass er dieses Mal dran war. Schon oft haben wir gemeinsam anderen Gegnern wie Wind und Wetter getrotzt, ja sogar die tiefsten Winter haben wir miteinander durch gestanden. Und nun war es also so weit, der Moment des Abschieds war spürbar nahe.
Ich wappnete mich gegen den Angriff dieser Höllenwesen, wollte nicht ein zweites Mal sehen müssen, wie meine Familie und meine Freunde niedergemetzelt werden.

Doch stattdessen kamen die Menschen auf mich zu. Es gab ein allgemeines Betrachten im Schnee. Wäre diese Situation nicht so fatal gewesen, hätte ich mich sogar an dem festlichen Anblick der Menschen erfreut, die da im tiefsten Winter vor mir standen, mich anlächelten und …
Und die Axt hinter ihrem Rücken hervor holten! Erschrocken riss ich meine Augen auf, brüllte vor Zorn und Schmerz. In diesem Moment bohrte sich die gefrorene Klinge bereits in mein Fleisch hinein. Ich schaute nach oben zu den Wolken, hörte nichts. Dachte nur an Granit, der damals ebenfalls gefallen war. Der körperliche Schmerz betäubte schließlich meine Sinne, ich wehrte mich nicht. Man schleifte mich, den Beinlosen, fort, ohne darauf zu achten, was ich empfand. Durch den Wald hindurch ging es über Stock und Stein. Jeder Stoß an einem vereisten Stein verursachte höllische Kopfschmerzen, ich war mir sicher ich würde eine lange Blutspur hinter mir herziehen.
Endlich stoppten die Menschen vor einem großen Steinblock. Ich hörte wie jemand heran gerannt kam, lachend, voller Freude über meine Ankunft. Ob sie mich wohl in kleine Stücke zerschneiden würden? Noch jetzt denke ich daran. Dieser Ort ist die reinste Folter. Man gab mir eine Prothese, damit die Blutung aufhörte. Nicht einmal etwas spärliche Erde bekam ich hier! Nur diese seltsamen Kugeln und Kerzen waren wichtig, keinen meiner Finger hatten sie ohne Schmuck gelassen. Sie fragten mich auch nicht, ob mir vielleicht der Schmuck aus Schnee draußen im Wald angenehmer gewesen wäre. Nein, Hauptsache ich tue, was ich immer tat: Reglos bleibe ich stehen und trage die mir aufgetragene Last. Ich möchte natürlich nicht meinen eigenen Tod durch Ungehorsam hervorrufen.
Da, gerade kommen sie. Einige von ihnen waren in diesem seltsamen, mit Luft gefüllten Raum, geblieben, hatten mich betrachtet. Jetzt stürzen kleinere ihrer Rasse hinein, wohl ihre Nachkommen. Unter meinem Nadeldach entdecken die Winzlinge ein paar sonderbare Päckchen. Gespannt schaue ich zu, wer weiß, ob nicht eines dieser Dinger eine Axt oder gar Säge beinhaltet. Nein, schlimmer, die kleinen reißen das Papier auf, ich höre Stimmen aus vergangen Zeiten. Herzbetäubender Schmerz erfüllt mich, offensichtlich stammen die Stimmen aus dem Papier! Mir läuft ein Schauer über den Rücken, ich möchte mich krümmen vor Qual. Doch ich kann nicht. Die Prothese schnürt mir das Blut ab, ich bekomme keine Luft.
Seit gestern stehe ich nun also hier, bekomme weder Wasser noch Nährstoffe, muss verhungern, verdursten und nebenbei diese grässlichen Menschenkinder ertragen. Sie quietschen und lachen. Niemand hält sie davon ab, welch eine Schande.
Welch Demütigung! Den Bestien reicht es nicht, Unbekannte grausam kaltblütig zu ermorden, nein, sie foltern sie auch noch und warten bis man von selbst in die Ewigen Jagdgründe einzieht. Ich hoffe dies alles wird bald vorbei sein. Für mich und auch für alle weiteren Bäume, die mein Schicksal teilen müssen.
black rose
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#9 Re: Kurzgeschichten

Beitrag von black rose »

so, weil ich in letzter zeit viel subway to sally höre, entging mir auchnicht der ohrwurm Ein Baum. mit dessen geschichte hab ich mich in meiner neuen KG befasst, natürlich auf weihnachten abgestimmt ;)

Tragödie eines Tannenbaumes

Nun ist mein Ende also nah. Sie werden mich hinauswerfen oder ich sterbe jämmerlich. Lieber erinnere ich mich an meine Kindheit…
Vor einigen Jahren brachte mich Mutter Erde ans Licht.
Ich erinnere mich noch gut an den ersten Blick, den ich auf meine Geschwister warf: Sie waren groß. So groß, dass ich nicht einmal ihre Köpfe sehen konnte. Alles was ich von der luftigen Höhe wahrnahm waren die Arme der anderen, die mir die Sicht auf die Sonne verwehrten. Doch ich machte mir nichts daraus, denn ich wusste, diese Bäume sind gigantisch. Also wollte ich genauso werden wie sie, aber der Schreiber des Buchs des Schicksals schien anders über mich zu richten.
Einige Tage nach dem ich meine dünnen Ärmchen zaghaft aus der kühlen Erde gesteckt hatte, kamen 2 seltsame Wesen in unseren Wald. Sie waren groß, übermächtig groß. Doch glücklicherweise standen meine Geschwister und Freunde neben mir. Sie würden mich beschützen. Davon war ich fest überzeugt, auch wenn diese Tiere bitterböse dreinschauten.
Diamond, mein bester Freund, der schon 205 Jahre alt war, meinte wir müssten uns gleich wehren, diese Wesen wären Menschen. Ich begriff natürlich nicht.

„Menschen, so nennen sich diese Kreaturen, die nur sich selbst anerkennen und niemandem sonst ein Leben gewähren. Lange bevor du geboren wurdest, kamen ebenfalls solche Tiere in unseren Wald, und sie holten Sapphire, einen guten Freund von mir. Es war ein einziges Gemetzel, überall das Blut und dieser rot bedeckte Beinstumpen meines ehemaligen Freundes…“ In Diamonds Augen standen große Tränen der Verzweiflung und auch ich musste an mich halten um nicht vor Angst zu schreien, denn ich fürchtete gehört zu werden. Sie gingen direkt an mir vorüber ohne mich eines Blickes zu würdigen. Vielleicht war das auch gut so. Ich schloss meine Augen, wollte nicht wahrhaben, dass diese Kreaturen hier und jetzt tatsächlich in unser Gebiet eingedrungen waren.
Plötzlich rüttelten mich gellende Schreie von Angst und Entsetzen aus der Trance, in die ich gefallen war, um dem Bösen zu entgehen.
Ich riss die Augen auf, um ein Spektakel zu erleben, schlimmer als Diamond es beschrieben hatte! Einer dieser … Dinger richtete seine grau glänzende Hand auf einen meiner Brüder. Lacrima, eine meiner Schwestern, kreischte und zeterte. Irgendetwas hatte der Wind herüber getragen: Destiny flüsterte kaum hörbar: „Die Säge…!“ In diesem Moment vermischte sich das schmerzvolle Aufschreien meines Bruders mit dem ohrenbetäubenden Kreischen dieser Säge. Es klang metallisch und kalt, ich werde es nie vergessen können. Unsere Wutschreie schienen die Menschen aber nicht zu hören. Aus einem mir unbegreiflichen Grund durchtrennten sie auf Ekel erregende Weise und mit irrem Getöse den Körper eines Wesens, ohne Recht auf Gericht über Tod und Leben anderer.
Die nächsten Sekunden verliefen für uns alle wir in Zeitlupe. Granit, mein Bruder, fiel. Unsagbar leise hörte ich sein Stöhnen und Ächzen als er zum ersten Mal seit seiner Geburt die Erde mit dem Kopf berührte. Noch immer schien alles und jeder um mich herum zu weinen und zu kreischen und doch hörte ich nichts mehr. Nur die Szene des Falls und des Granit ergreifenden Todes grub sich wie kleine Haare mit Widerhaken in mein Gedankengut ein. Es kribbelte, als diese Härchen in mich eindrangen. Dass ich sie je wieder loswürde, war zu bezweifeln.
Plötzlich tauchten auch die Mörder meines Bruders wieder auf dem Spielplan auf: Sie hatten sich in Windeseile vermehrt, niemand hatte ihre Nachkommen kommen sehen. Ich hätte gern gewusst, welcher Art Tier sie angehörten, doch die Angst vor einer solchen Brutalität war größer. Und so schnell sie der Wind an dieser Stelle abgesetzt hatte, so schnell verschwanden die schon keimenden Samenkörner wieder.
Zuletzt geändert von black rose am 29. Nov 2006 18:13, insgesamt 1-mal geändert.
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