Sprachen

Muss nicht mit Finnland zu tun haben (Veranstaltungen, Treffen, Glückwünsche, Freude, Wut, Trauer, Liebeskummer, Wetter...)

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Puolukka
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#91 Re: Sprachen

Beitrag von Puolukka »

Risto: weder muss Finnland isoliert sein, noch würde irgend etwas anderes schreckliches passieren, wenn Schwedisch keine Landessprache mehr wäre. Finnland könnte weiterhin eng mit den nordischen Staaten zusammenarbeiten und es könnte meiner Meinung nach ganz prima existieren wie alle anderen nordischen Staaten - mit einer offiziellen Landessprache.

Betrachten wir es doch einmal andersherum: Schweden und Finnland sind gleichberechtigte Nachbarn, die eng zusammenarbeiten. So weit, so gut. Aber: Finnland, mit einer Minderheit von 5% Schweden, hat schwedisch als Amtssprache. Schweden, mit einer Minderheit von 2,5% Finnen, würde nicht im Traum daran denken, Finnisch als zweite Amtssprache einzuführen. Beide Länder sind gleich gross und gleich mächtig, also wieso dieser Unterschied?

Die Finnlandschweden können alle problemlos finnisch (abgesehen von den Åländern, aber die machen ja sowieso immer ihr eigenes Ding. Ist in Åland Finnisch eigentlich Pflichtfach?). Wäre also kein Problem, falls nur finnisch Landessprache wäre.

"Das Pflichtschwedisch ist also [...] auch eine Frage der Gleichberechtigung der finnischen Mehrheit, wenn es um ihre Möglichkeiten geht, für bestimmte Stellen qualifiziert zu sein."
--> WENN nun aber nur Finnisch die Landesprache wäre, gäbe es dieses Problem überhaupt nicht. So haben es Finnen, die in Schwedisch eine sehr schlechte Schulnote hatten, unter Umständen in ihrem eigenen Land schwer, eine Stelle zu finden, weil sie eine "Fremdsprache" (denn für sie ist es eine fremde Sprache, Landessprache hin oder her!), nicht gut genug beherrschen.
Die Gleichberechtigung der schwedischen Sprache und Kultur in Finnland ist schön und gut - aber wo bleibt die Gleichberechtigung der finnischen Sprache und Kultur in Schweden?

Von GLEICHberechtigung kann somit keine Rede sein. Vielmehr ist es so, dass sich 5% der Bevölkerung auf eine Sonderposition der Zweisprachigkeit stellen, die dann bitteschön alle anderen 95% mitzutragen haben. Mittragen MÜSSEN.

Ich finde das nicht gut!
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Sapmi
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#92 Re: Sprachen

Beitrag von Sapmi »

Ich kapier immer noch nicht, warum Schwedisch in FIN beispielsweise als wichtiger gilt als z. B. Samisch? Das lernen ja auch nur die Samen. Selbst die nicht-samischen Finnen, die in Saamenmaa leben, lernen das normalerweise nicht. Da könnte man ja auch sagen: lernt bitte alle mal die Sprache der Ureinwohner unseres Landes!
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Risto
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#93 Re: Sprachen

Beitrag von Risto »

Puolukka schrieb:
Risto: weder muss Finnland isoliert sein, noch würde irgend etwas anderes schreckliches passieren, wenn Schwedisch keine Landessprache mehr wäre. Finnland könnte weiterhin eng mit den nordischen Staaten zusammenarbeiten und es könnte meiner Meinung nach ganz prima existieren wie alle anderen nordischen Staaten - mit einer offiziellen Landessprache.


Jawohl. Ein paar Jahrzehnte, d.h. solange die finnischen Politiker noch Schwedisch beherrschen würden. Danach kämen aber die Probleme. Die Zusammenarbeit unter den Nordischen Ländern wird nämlich durch und durch auf Skandinavisch durchgeführt. Zusammenarbeiten kann man auf Englisch, aber als gleichberechtigte Mitglied kann man in dieser Zusammenarbeit nur auf Skandinavisch teilnehmen. Auch die baltischen Ländern stehen in enger Zusammenarbeit mit den nordischen Ländern, aber sind wegen der Sprache jedoch Aussenstehender. Und keine Mitglieder im Nordischen Rat.

Puolukka schrieb:
Betrachten wir es doch einmal andersherum: Schweden und Finnland sind gleichberechtigte Nachbarn, die eng zusammenarbeiten. So weit, so gut. Aber: Finnland, mit einer Minderheit von 5% Schweden, hat schwedisch als Amtssprache. Schweden, mit einer Minderheit von 2,5% Finnen, würde nicht im Traum daran denken, Finnisch als zweite Amtssprache einzuführen. Beide Länder sind gleich gross und gleich mächtig, also wieso dieser Unterschied?


Dass die Lage in Finnland jetzt so ist, wie sie ist, ist eine Wahl der Finnen. Und die Lage in Schweden eine Wahl der Schweden. Die Schweden haben nichts mit der Innenpolitik Finnlands und Finnland nichts mit der Innenpolitik Schwedens zu tun. Dass in Finnland Schwedisch gelernt wird, liegt daran, dass bei uns demokratischerweise für Pflichtschwedisch beziehungsweise Pflichtfinnisch entschieden worden ist. In schwedischen Schulen in Finnland lernt man Finnisch. Nur Åland bestätigt als Ausnahme die Regel. Also ist das Pflichtlernen der zweiten Landessprache eine gegenseitige Pflicht für die finnisch- beziehungsweise schwedischsprachige Bevölkerung Finnlands. Damit hat die Innenpolitik Schwedens nichts zu tun.

Puolukka schrieb:
Die Finnlandschweden können alle problemlos finnisch (abgesehen von den Åländern, aber die machen ja sowieso immer ihr eigenes Ding. Ist in Åland Finnisch eigentlich Pflichtfach?). Wäre also kein Problem, falls nur finnisch Landessprache wäre.


Das Problem ist eben nur, dass die Mehrheit der Finnen das nicht möchten! Die Mehrheit der Finnen wollen Finnland als zweisprachig behalten. Es ist nur das Pflichtlernen der zweiten Landessprache, worüber man ab und zu streitet.

Puolukka schrieb:
Von GLEICHberechtigung kann somit keine Rede sein. Vielmehr ist es so, dass sich 5% der Bevölkerung auf eine Sonderposition der Zweisprachigkeit stellen, die dann bitteschön alle anderen 95% mitzutragen haben. Mittragen MÜSSEN.


Ich habe dies bereits in irgendeinem früheren Beitrag in einer anderen Diskussion erwähnt und wiederhole es noch: Finnland ist ein demokratisches Land und mit einer 5%:igen Minderheit sind die Finnlandschweden wirklich ganz buchstäblich eine 5%:ige Minderheit. Und finnischsprachige Finnen dagegen eine 95%:ige Mehrheit. Dass in Finnland die beiden Landessprachen Pflichtfächer in den Schulen sind, ist also eine Wahl, die die finnische Mehrheit immer wieder in den Reichstagswahlen treffen. Die Mehrheit aller führender Politiker Finnlands sind für Pflichtschwedisch, und diese Politiker werden immer wieder von neuem in den Reichstag gewählt.
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#94 Re: Sprachen

Beitrag von Risto »

Sapmi schrieb:
Ich kapier immer noch nicht, warum Schwedisch in FIN beispielsweise als wichtiger gilt als z. B. Samisch? Das lernen ja auch nur die Samen. Selbst die nicht-samischen Finnen, die in Saamenmaa leben, lernen das normalerweise nicht. Da könnte man ja auch sagen: lernt bitte alle mal die Sprache der Ureinwohner unseres Landes!


Ich wäre persönlich auch für Pflichtsamisch in den Schulen, denn Samisch ist wirklich eine dritte Landessprache. Ich finde es vollkommen verwerflich, dass in Lappland von den Behörden keine Samischkenntnisse verlangt werden. Die Samen haben zwar einen Recht, ihre Sachen bei den Behörden auf Samisch zu erledigen, aber nur mithilfe staatlich finanzierten Dolmetschern. Ich wäre dafür, dass von allen Behörden in Finnland ausser Schwedischkenntnisse auch Samischkenntnisse verlangt würden.
Zuletzt geändert von Risto am 14. Jul 2006 11:34, insgesamt 1-mal geändert.
black rose
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#95 Re: Sprachen

Beitrag von black rose »

genau. ich finde, die wurzelsprache (also die der ureinwohner) sollte wichtiger sein als die sprache eines "partnerlandes". klar besetzte schweden auch finnland, aber ich glaube, finnen sollten finnen bleiben. sonst könnten wir ja gleich finnland wieder zu einem teil schwedens machen... :( also finnen: lernt eure muttersprache (finnisch) und die sprache eure wurzeln (samisch)! :D
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#96 Re: Sprachen

Beitrag von Risto »

black rose schrieb:
genau. ich finde, die wurzelsprache (also die der ureinwohner) sollte wichtiger sein als die sprache eines "partnerlandes". klar besetzte schweden auch finnland, aber ich glaube, finnen sollten finnen bleiben. sonst könnten wir ja gleich finnland wieder zu einem teil schwedens machen... also finnen: lernt eure muttersprache (finnisch) und die sprache eure wurzeln (samisch)!


Das mit Samisch ist keine schlechte Idee, aber ich möchte hier noch eine Anmerkung machen: Schwedisch ist nicht nur die Sprache eines Partnerlandes, sondern die Sprache einer Bevölkerung, die im heutigen Finnland seit fast 1000 Jahren wohnen. Dazu kann noch gesagt werden, dass die meisten meist bedeutenden kulturellen und politischen Persönlichkeiten unseres Landes Finnlandschweden gewesen sind: Mannerheim, Sibelius, Runeberg, Topelius, Chydenius, Lönnrot... die Liste ist unendlich. Unsere Wurzeln liegen ebenso in der schwedischen Sprache.

Edit: sogar "Kalevala" wurde von einem Finnlandschweden verfasst (Lönnrot). Und "Finlandia" von einem Finnlandschweden komponiert (Sibelius). Und die Worte des Nationalhymnes von einem Finnlandschweden geschrieben (Runeberg).
Zuletzt geändert von Risto am 14. Jul 2006 11:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Puolukka
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#97 Re: Sprachen

Beitrag von Puolukka »

Risto: Parteien und Parlamentswahlen sagen darüber gar nichts aus, denn die Parteien haben ja nicht nur einen Programmpunkt. Bei einer direkten Volksabstimmung über nur dieses Thema würde das sicherlich auch anders aussehen.

Und wie schon gesagt - wenn Schwedisch als Amtssprache abgeschafft würde, heisst das doch nicht, dass automatisch keiner mehr Schwedisch spricht ?(

Ein Kompromiss wäre doch zum Beispiel, dass man beim Studium der Politikwissenschaften Schwedisch als Pflichtfach beibehält. Eben so, wie Latein beim Medizinstudium Pflicht ist.
Aber wieso muss jeder Hinz und Kunz Schwedisch können? Viele vergessen es sowieso wieder, also ist das nur vergebliche Liebesmüh...

Ich bin überzeugt, dass
A) Schwedisch als Amtssprache überflüssig ist
B) Schwedisch an Schulen kein Pflichtfach mehr sein sollte
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#98 Re: Sprachen

Beitrag von Risto »

Puolukka schrieb:
Ein Kompromiss wäre doch zum Beispiel, dass man beim Studium der Politikwissenschaften Schwedisch als Pflichtfach beibehält. Eben so, wie Latein beim Medizinstudium Pflicht ist.


Ich finde auch, dass irgendwelche Kompromisslösung optimal wäre. Dass Schwedisch für inoffizielle Minderheitssprache erkärt würde, fände ich schlecht, aber dass alle Finnen Schwedisch lernen müssen, ist schon etwas überflüssig. Ich gebe zu. Wahrscheinlich wäre es wirklich eine gute Alternative, wenn nur z.B. diejenigen, die Medizin, Politikwissenschaft und Jura studieren, auch Swedisch an der Uni lernen müssten. In der Grundschule und im Gymnasium beziehungsweise Berufsschulen könnte Schwedisch dann freiwillig sein. Eines ist zumindest unumstritten: das könnte die Einstellungen der schwedischen Sprache gegenüber nur verbessern.

Edit: Persönlich hätte ich aber in der Schule gerne auch Samisch und Russisch als Pflichtfächer gelernt, aber so unterschiedliche Erfahrungen macht Jedermann eben. Man hat ja mich auch "gezwungen", nicht nur Schwedisch zu lernen, sondern sogar eine schwedische Schule zu besuchen, und das empfinde ich heute als ein grosses Segen. Obwohl ich da meine Muttersprache als "zweite Landessprache" lernen musste. Ich war aber nicht der einzige. ;) Und heute sprechen wir zwei Sprachen auf Muttersprachlerniveau (siehst du, ich habe das Wort jetzt gelernt? ;) )
Zuletzt geändert von Risto am 14. Jul 2006 12:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Klaus
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#99 Re: Sprachen

Beitrag von Klaus »

@ Puolukka: Wenn Schwedisch als Amtssprache in Finnland abgeschafft werden würde, hätte das weitreichende negative Konsequenten für Finnland. Du solltest die ganze Sache mal nicht so nationalistisch sehen, Finnland war schon immer zweisprachig und bzw. früher einsprachig Schwedisch. Finnland hat Schweden sehr viel zu verdanken - ohne Schweden wäre Finnland damals wohl im Kommunismus gelandet, und damit wohl ein Teil der Sowjetunion geworden. Finnland ist seit der Gründung ein zweisprachiger Staat, ich weiß nicht, was dich dazu verführt, Schwedisch so schlecht zu machen. Leider denkst du so, wie viele Finnen denken. Nur damit kommt man in Finnland nicht weit - es ist in der Wirtschaft ein großer Vorteil, wenn man Schwedisch spricht.

Hier mal ein paar Nachteile, dir mir spontan eingefallen sind, mit denen Finnland konfrontiert werden würde, wenn Schwedisch als Amtssprache abgeschafft werden würde.

1) Finnland würde aus dem nordischen Rat und damit aus der nordischen Gemeinschaft ausgeschlossen werden, denn Voraussetzung ist hier eine nordische Sprache (Finnland hat diesbezüglich bereits eine Warnung vom nordischen Rat erhalten)

2) Das Verhältnis zwischen Schweden, dem restlichen Norden und Finnland würde sich verschlechtern, ebenso die wirtschaftlichen Beziehungen von Finnland vor allem zu Schweden und zum restlichen Norden

3) Das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen Åland und Finnland würde zerreißen, Åland würde folglich aus der Reichsgemeinschaft mit Finnland aussteigen und entweder selbstständig werden oder zu Schweden gehen

4) Viele politische Aktionen beruhen auf nordischer Zusammenarbeit und es scheint kein Zweifel daran zu sein, dass es Finnland ohne der nordischen Gemeinschaft politisch wie wirtschaftlich schlechter gehen würde.

5) Ein sehr wichtiges Kulturgut Finnlands (Zusammenleben von 2 Sprachvölkern) würde verloren gehen. Finnland hat in seinem Zusammenleben von schwedisch- und finnischsprachigen Menschen Vorbildcharakter in der Welt und wird öfters von Botschaftern aus Krisenregionen besucht. Das gilt speziell auch für die autonome Provinz Åland
Zuletzt geändert von Klaus am 14. Jul 2006 12:26, insgesamt 1-mal geändert.
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#100 Re: Sprachen

Beitrag von Sapmi »

Klaus schrieb am 14.07.2006 12:25
Ein sehr wichtiges Kulturgut Finnlands (Zusammenleben von 2 Sprachvölkern)
2? Genau das ist doch das Problem. Was ist mit den diversen Samisch-Dialekten oder auch Karelisch? :rolleyes:
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#101 Re: Sprachen

Beitrag von Risto »

@ Klaus: Ich muss schon sagen, dass ich sehr froh bin, dass du hier im Forum die schwedische Sprache so sachlich verteidigst. Ich muss zugeben, dass ich mich an alles, was du hier in Bezug auf die schwedische Sprache geschrieben hast, nur bedingungslos anschliessen kann. Und auch an alles, was du über die schwedische Sprache hier in diesem Forum überhaupt geschrieben hast. Wenn die schwedische Sprache für freiwilliges Fach in der Schule erkärt werden sollte, müsste das natürlich mit anderen Forderungen ersetzt werden. Man könnte z.B. noch bessere Schwedischkenntnisse von den Behörden verlangen, damit Finnen künftig auch freiwillig Schwedisch in der Schule lernen würden.

Was der Fall Puolukka betrifft, kommt das ganze mir schon sagen wir mal sehr komisch vor. Wenn ich z.B. als Austauschstudent nach Kanada gegangen wäre, würde ich mich nie im Leben getrauen, die örtliche und demokratischerweise entschiedene Zweisprachigkeit zu geringschätzen und den französischsprachigen Kanadier sogar vorzuwerfen, ihre gesetzlich geregelte Position in ihrer eigenen Heimat irgendwie unmoralisch zu benutzen und die englischsprachige Mehrheit zu erniedrigen. Es gibt in der finnischen Sprache ein wunderbares Sprichwort, und zwar: "Maassa maan tavalla", also dass man als Ausländer in einem fremden Land die Sitten und Gesetzen und Regeln des betreffenden Landes respektieren soll.

Summa summarum: Puolukka kommt mir in Bezug auf dieses Sprachenthema noch negativ eingestellter vor als die meisten negativ eingestellten Finnen, denen ich je getroffen habe. Und das als Ausländerin, die selber kein Schwedisch lernen muss. ?(
Zuletzt geändert von Risto am 14. Jul 2006 12:41, insgesamt 1-mal geändert.
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#102 Re: Sprachen

Beitrag von Sapmi »

Der Vergleich mit Kanada hinkt jetzt aber schon ein bisschen, oder?
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#103 Re: Sprachen

Beitrag von Risto »

Sapmi schrieb:
Der Vergleich mit Kanada hinkt jetzt aber schon ein bisschen, oder?


Nein, finde ich nicht. Sowohl Finnland als Kanada sind zweisprachige Länder und diese beide Länder haben ihre Zweisprachigkeit auf demokratischem Wege eingepflanzt. Die Zweisprachigkeit selbst und ihre Verwirklichung sehen in diesen Ländern unterschiedlich aus, aber die demokratische Berechtigung der Zweisprachigkeit und ihrer Verwirklichung ist in Finnland ebenso unumstritten wie in Kanada.
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#104 Re: Sprachen

Beitrag von Puolukka »

Ich finde Klaus' Beitrag sehr plausibel geschrieben. Gerade was die wirtschaftlichen Folgen (durch die nordische Gemeinschaft) betrifft, dachte ich nicht, dass das simple Abschaffen einer Amtssprache zu solchen Dingen führen kann.

Dennoch muss ich sagen, dass ich im letzten Punkt nicht richtig zustimmen kann. Wer sagt denn, dass das Zusammenleben von 2 Sprachvölkern verloren gehen würde?

Erstens mal hat Sapmi recht - während das Schwedisch (meiner Meinung nach) überbewertet wird, wird zum Beispiel das samische völlig vergessen. Samisch als Pflichtfach in der Schule fände ich aber ebensowenig sinnvoll wie Schwedisch als Pflichtfach, vielmehr sollten beide angeboten werden, aber Wahlfächer bleiben. Wenn es tatsächlich die von Sunny beschriebenen freien Unterichtmethoden, die tollen Lehrer und die vielen Gelder gibt, wird es ihnen sicherlich gelingen, das Fach Schwedisch auch als nicht-Pflichtfach vielen Schülern schmackhaft zu machen.

Zum zweiten muss ich sagen - ich lebe sehr gern in Finnland, aber deswegen muss ich ja nicht alles bedingungslos toll finden. Ich sehe die Situation als Beobachter - ich habe beides erlebt und mir daraus eine Meinung gebildet. Es ist ja nicht so, dass ich irgendwelche Finnen zu einem Aufstand gegen die Schweden anzetteln würde ;) Würde mir nie einfallen. Ich habe auch Finnlandschwedische Freunde, also nichts gegen Finnlandschweden. Mit meinen finnischen Freunden habe ich nur sehr selten über dieses Thema geredet, bin also von ihnen auch nicht beeinflusst worden. Das, was ich hier darstelle, ist lediglich meine ganz persönliche Sicht der Dinge in einer ganz normalen theoretischen Diskussion.
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Naali
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#105 Re: Sprachen

Beitrag von Naali »

black rose schrieb am 14.07.2006 12:37
genau. ich finde, die wurzelsprache (also die der ureinwohner) sollte wichtiger sein als die sprache eines "partnerlandes". klar besetzte schweden auch finnland, aber ich glaube, finnen sollten finnen bleiben. sonst könnten wir ja gleich finnland wieder zu einem teil schwedens machen... :( also finnen: lernt eure muttersprache (finnisch) und die sprache eure wurzeln (samisch)! :D
Zum letzten muß ich sagen: Es geht nicht um die Sprache eines Nachbarlandes oder Partnerlandes. Es gibt in Finnland finnischsprachige und schwedischsprachige FINNEN. Deswegen lernen die Schüler Schwedisch bzw Finnisch in der Schule. Menschen BEIDER Sprachgruppen sind Finnen und fühlen sich auch als solche.
Samen sind wiederum eine andere Bevölkerungsgruppe. Die meisten Finnen haben mit den Samen (niicht falsch verstehen...natürlich sind die finnischen Samen auch Finnen..aber ich habe es zwecks besseren Verstehens mal so geschrieben) nichts zu tun und es ist somit nicht die Sprache ihrer Wurzeln.
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