Finnische Filme in deutschen Kinos

Finnische Filme in deutschen Kinos oder im Fernsehen sind rar. Hier ist Raum für Hinweise auf gute Spielfilme, Reportagen, Dokumentationen u. dergl. Ach ja, nicht zu vergessen: das Radio!

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Sapmi
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#46 Re: Finnische Filme in deutschen Kinos

Beitrag von Sapmi »

Also: Meine weiteren Recherchen :mrgreen: über schwerpunktmäßig finnischsprachige Seiten haben Folgendes ergeben:

1. Die bisherigen Filme werden doch mehrfach als „Filmserie“ bezeichnet.
2. Zu dem ersten Film „Mielensäpahoittaja“ von Dome Karukoski steht mehrfach, dass es sich um einen 80-jährigen handelt.
3. Zum aktuellen Film gibt es auf Finnisch offenbar nirgends eine Angabe zum Alter (vermutlich gehen die davon aus, dass das in FIN mittlerweile sowieso allen bekannt ist). Auch auf englischsprachigen Seiten zu dem Film habe ich nix zum Alter gefunden, mit einer Ausnahme, die „over 70“ schreibt, und das war eine Seite aus Deutschland. Finde den Fehler. :wink:

Naja, da die Handlung von diesem "Voortti Eskort"-Buch und -Film ja anscheinend zu einem großen Teil in D spielt, besteht ja vielleicht doch noch die Hoffnung, dass dieses Buch dann auch noch ins Deutsche übersetzt wird. Mich interessieren die Buchübersetzungen vor allen Dingen deshalb, weil meine Mutter (mittlerweile 90) seinerzeit so auf das Buch „Der Grantige“ abgefahren ist :lol: und mit Sicherheit auch ein weiteres Buch dazu lesen würde; mit dem Film brauche ich ihr eher nicht zu kommen, da sie nicht so der Mattscheiben-Typ ist.
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Syysmyrsky
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#47 Re: Finnische Filme in deutschen Kinos

Beitrag von Syysmyrsky »

Comeback von Aki Kaurismäki - "Kuolleet lehdet" läuft momentan in Cannes, ab September eventuell auch in den deutschen Kinos als "Fallen Leaves" (OmeU), später vielleicht auch als deutsche Fassung, das wird sich alles noch zeigen...


Hier ein "Spiegel+"-Artikel von Hannah Pilarczyk:

Das große Comeback von Aki Kaurismäki beginnt zehn Minuten vor der Weltpremiere seines neuen Films. Das Publikum sitzt bereits im großen Premierenkino von Cannes, wie üblich muss jetzt nur noch der Regisseur zusammen mit seinem Team über den roten Teppich zum Grand Théâtre Lumière laufen. Kameraleute filmen dabei, ihre Bilder werden in den Kinosaal übertragen, wo mit jedem Schritt und jeder Pose auf dem roten Teppich die Vorfreude auf die Stars weiter steigen soll. Kaurismäki spielt dieses Spiel ungefähr zwei Minuten mit, dann hat er plötzlich selbst eine Fernsehkamera auf der Schulter und filmt den Kameramann, dem er soeben das Gerät abgeluchst hat. Das völlig unbekannte, freudig überraschte Gesicht des Kameramanns erscheint auf der riesigen Leinwand des Kinos, und das erste von noch vielen folgenden Lachen erfüllt den Saal.

In bester Form präsentiert sich Kaurismäki an diesem Nachmittag – auch noch vor dem Kino, wo er sich beim Gruppenbild auf den Treppen des Palais des Festivals immer genau so hinstellt, dass er mit seinen fast zwei Metern den deutlich zierlicheren Festivalchef Thierry Frémaux verdeckt. Frémaux wurmt das offensichtlich. In Cannes macht seit Tagen ein Video die Runde, das ihn bei einem hitzigen Streit mit einem Polizisten zeigt. Der Beamte hatte Frémaux wegen des Fahrradfahrens auf dem Gehsteig zurechtgewiesen. Womöglich um nicht weiter als Hitzkopf zu erscheinen, lässt Frémaux Kaurismäki nun zähnknirschend gewähren.

Zum Glück stimmt die Aki-Show auch auf der Leinwand. "Kuolleet lehdet" ("Gefallene Blätter") knüpft an die sogenannte Proletariat-Trilogie an, mit der sich Kaurismäki in den Achtzigerjahren seinen Ruf als Meister der lakonischen Arbeitermilieustudie erarbeitet hat. Diesmal stehen die Supermarktangestellte Ansa (Alma Pöysti) und der Bauarbeiter Hannes (Jussi Vatanen) im Mittelpunkt. An einem Abend in der Karaokebar, wo – es kann so nur in einem Kaurismäki-Film passieren – Schubertlieder vorgetragen werden, lernen sich die beiden kennen. Dass sie die gefallenen Blätter aus dem Filmtitel darstellen, liegt nah. Beide sind nicht mehr ganz jung, und ihre Leben haben gerade eine Wende zum Schlechteren genommen. Ansa hat ihren Job im Supermarkt verloren, weil sie einem jungen Mann erlaubt hat, sich an den abgelaufenen Lebensmitteln zu bedienen und sich selbst dabei ein nicht mehr verkaufbares Sandwich eingesteckt hat. Hannes wird gefeuert, als er einen Unfall mit minderwertigen Gerätschaften erleidet und der Sanitäter bei der Behandlung feststellt, dass Hannes getrunken hat. Während Ansa schnell wieder auf die Beine kommt, weil sie sich in jeden körperlich noch so anstrengenden Job pflichtbewusst einarbeiten kann, rutscht Hannes wegen seines Alkoholkonsums immer weiter ab. Reicht die Aussicht auf eine Beziehung zu Ansa aus, um ihn von der Flasche wegzubringen?

Vor sechs Jahren gewann Kaurismäki auf der Berlinale für sein Drama "Die andere Seite der Hoffnung" über einen syrischen Geflüchteten den Regiepreis. Bei der Preisverleihung zeigte er sich in bemitleidenswertem Zustand und musste auf dem Weg zur Bühne mehrfach gestützt werden. Gut möglich also, dass "Kuolleet lehdet" eine persönlichere Geschichte erzählt, als es auf den ersten Blick erscheint. In jedem Fall ist der Film eine Rückkehr zu alter Form.

Für manche mag diese tatsächlich zu alt sein: Von den blassen Farben über die schmucklosen Dekors bis zu den staubtrocken vorgetragenen One-Linern ist alles dabei, was man vom Kino des Finnen erwarten würde. Bei aller Vertrautheit erweist sich dieses Kino jedoch als erstaunlich durchlässig für die Gegenwart – und das nicht nur in Form der ausbeuterischen Jobs, die schon in Filmen wie "Das Mädchen aus der Streichholzfabrik" Thema waren und sich nun nur noch mehr ausgebreitet haben. Als Ansa das erste Mal im Film das Radio anmacht, verkünden die Nachrichten, dass Russland gerade eine Geburtsstation in Mariupol attackiert hat. Immer wieder macht Kaurismäki über Radionachrichten den Krieg gegen die Ukraine zum Thema. "Verdammter Krieg!", sagt Hannes an einer Stelle und spricht so das aus, worüber sich die bisherigen Filme im Wettbewerb alle ausgeschwiegen haben.

"Diese scheußliche Welt kann ein paar Liebesgeschichten gebrauchen", hat Kaurismäki über seinen Film gesagt, und womöglich hat die Welt tatsächlich selten einen Film von ihm so gut gebrauchen können wie jetzt. Nach der Premiere will der Applaus in Cannes nicht enden. Kaurismäki lacht ein wenig verschmitzt, erlaubt sich einen letzten Scherz mit Frémaux, indem er ihn in den Polizeigriff nimmt. Dann zieht er ab, bevor das begeisterte Publikum zu Ende geklatscht hat.

Sehr lange Filme haben diesen Festivaljahrgang bislang geprägt. Wang Bings dreieinhalbstündiger Dokumentarfilm "Youth (Spring)" über junge Näherinnen und Näher in China sowie Nuri Bilge Ceylans dreieinhalbstündige Charakterstudie "About Dry Grasses" über einen manipulativen Lehrer gehörten zu den Glanzlichtern des bislang hochklassigen Wettbewerbs. Mit seinem nur 81 Minuten dauernden "Kuolleet lehdet" hat sich Kaurismäki nun aber in die Favoritenposition für die Goldene Palme gebracht. Auf die Preisverleihung am Samstag kann man sich jetzt schon freuen. Außer man ist Thierry Frémaux.
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#48 Re: Finnische Filme in deutschen Kinos

Beitrag von Sapmi »

Klingt interessant, danke! :D
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#49 Re: Finnische Filme in deutschen Kinos

Beitrag von skandinavian-wolf »

Ins Kino habe ich es vor etlichen Wochen leider nicht geschafft. Aber mittlerweile als Stream erhältlich und demnächst wohl auch als DVD/Blue-ray: SISU.
Diese finnische Mischung aus etwas Natur und politischen Aussagen, etwas Rambo, etwas Klamauk und viel Blut hat mir gefallen
»Man ist nicht zu betrunken, solange man auf dem Boden liegen kann, ohne sich festzuhalten.« (Finnisches Sprichwort)
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#50 Re: Finnische Filme in deutschen Kinos

Beitrag von Syysmyrsky »

Regulärer Kinostart für Kaurismäkis neuen Film »Fallende Blätter« am 14.09.2023.

Wo in früheren Kaurismäki-Werken Melrose oder Marko Haavisto regelmäßig auftraten, haben in Aki Kaurismäkis neuem Film »Fallende Blätter« Maustetytöt ihren ersten Auftritt in einem Film. Maustetytöt passen hervorragend in die anachronistisch wirkenden Kaurismäki-Szenerien, besser könnte man es nicht malen. Bestehend aus den beiden Schwestern Anna Karjalainen (Gitarre) und Kaisa Karjalainen (Keyboard) gehört das Pop-Duo zu den bekannten Größen der Pop-Avantgarde Finnlands, wo es für seine eingängigen Melodien, seine düsteren Texte und seine unverwechselbar lakonischen Bühnen-Auftritte gefeiert wird.

Im Rahmen des Kinostarts von »Fallende Blätter« treten Maustetytöt an fünf Abenden (teilweise Preview und OmU) jeweils nach der Vorführung des Films auf der Kinobühne auf!

🔹 Montag, 11.09.2023, Köln, Off Broadway, 20 Uhr
🔹 Dienstag, 12.09.2023, München, Rio Filmpalast, 20 Uhr
🔹 Mittwoch, 13.09.2023, Dresden, Schauburg, 20 Uhr
🔹 Donnerstag, 14.09.2023, Berlin, Kino International, 20 Uhr
🔹 Freitag, 15.09.2023, Hamburg, Zeise Kinos, 20 Uhr

Tickets für die Veranstaltungen gibt es auf den Websites der Kinos.

Filmwebsite: https://fallende-blaetter.pandora.film/
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#51 Re: Finnische Filme in deutschen Kinos

Beitrag von Syysmyrsky »

Bezüglich des Beitrags zuvor:
Syysmyrsky hat geschrieben: 7. Aug 2023 08:28 🔹 Montag, 11.09.2023, Köln, Off Broadway, 20 Uhr
Die Vorstellung in Köln wird vom Off Broadway in das Odeon Lichtspieltheater verlegt, die Uhrzeit bleibt gleich. Bereits gekaufte Tickets für das Off Broadway verlieren ihre Gültigkeit und werden storniert und der Betrag zurückerstattet. Tickets für das Odeon müssen neu gekauft werden, der Vorverkauf ist gestartet.

🔹 Montag, 11.09.2023, Köln, Odeon, 20 Uhr
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