Oh, das lässt sich nicht so einfach erklären... nur der ganze Verlauf macht Sinn.
- erste Firma wurde von ausländischer Muttergesellschaft in Finnland gegründet und so hatte ich Glück, genau dem gesuchten Profil zu entsprechen (denen war ja egal, ob man Finnisch kann). Die "junge" Kultur war nicht wirklich sehr Finnisch. Die meisten waren auch längere Zeit im Ausland, danach sind Finnen etwas anders. Es wurde auch nicht viel getan, um Identität zu kreiieren. Ich pflege noch einige sehr gute Freundschaften (meistens mit Finnen aus dieser Firma), wir haben sogar ein "Ex"-Treffen. Ein Teil waren kunterbunte, andere Nationalitäten. Ebenfalls haben uns einige Höhen und Tiefen sehr zusammengeschweisst. Im sozialen Bereich wurde oft auf Finnisch gesprochen, nach und nach wussten einige "Du kannst es doch auch, sicher verstehst Du". Ich fand's wichtig, wirklich zu können, um "drin" und nicht draussen zu sein. Sehr interessant fand ich die Zusammenarbeit auf internationaler Basis (mit einem Ex-Ostblockland). In der Luft gab's Konkurrenzkampf seitens der Finnen, weil über kurz oder lang die Jobs einfach dort wegflutschen könnten. Das war natürlich nicht sehr förderlich für das Projektarbeitsklima. Auf persönliche Kontakte zwischen den Filialen wurde ebenfalls nicht viel wert gelegt - es gibt doch E-Mail und Telefonkonferrenz

. Nach und nach (durch einige Besuche dann letztendlich) hat's sich etwas entspannt. Eins was sicher in D kritisch wäre: als Teamleiterin später hatte ich zwei meiner ehem. Vorgesetzten im Team. Sowas würde man ohne Reibereien in D sicher nicht gern hinnehmen. In Finnland ist sowas (menschenabhängig) kein Thema. Teammässig konnte man auf die Leute wirklich zählen, alle waren sehr offen (Mehrheit waren Frauen) und gesprächsfreudig, wenn's um die Wurst ging, vielleicht eben zurückhaltender.
Jetztige Firma: international, aber nicht meine Business Unit. Die ist Finnisch. Der Umstieg auf Finnisch als Arbeitssprache - sehr herausfordernd, unendlich dankbar, so eine Chance zu bekommen (passiert selten). Mitarbeiter von sehr jung, bis kurz vor Rente (Mehrheit Männer), sehr positiver Empfang, auch wenn einige eine "Aufwärmphase" gebraucht haben, aber ist ja nunmal eine neue Situation, die man ihnen nicht übel nehmen kann. Da viele Aktivitäten neben der Arbeit, daher auch entsprechend enger Kontakt. Viele vergessen manchmal, dass ich keine Finnin bin

(gelegentliches Lästern über Deutschland, aber eben nicht bösgemeint). Sehr innovativ, viel Spielraum Ideen einzubringen, sehr viel teamgeist, vielleicht eben etwas "zu artig" (keine Meinungsverschiedenheiten, langsame Entscheidungen -- meinen sie selbst ja auch). Tragen Arbeitssandalen

. Meine Arbeit besteht aus Kritik ausüben (wer hätt's gedacht

). Mentalitätsmässig kann ich mir nicht vorstellen, dass man Änderungsvorschläge so deutschen Ingenieuren vortragen könnte. Hier erzielt man sehr produktive Ergebnisse, man bespricht Dinge und tut sie. Schreibe ich mal wieder der Firmenkultur zu. Man kann selbstständig arbeiten aber braucht nicht zu scheuen, andere um Hilfe zu bitten. Man wird um Hilfe gebeten und dabei nicht ausgenutzt. Ehrlich gesagt viel unkomplizierter (obwohl ich nie in einer typisch deutschen Umgebung gearbeitet habe, sondern bei Amis in D). Mehr kann ich nicht herauspiecksen, da ich hier recht lange bin, da fällt mir das "anders sein" gar nicht so krass auf (und meinen Kollegen noch weniger, bzw. die lassen mich ja auch anders sein, sollte das je der Fall sein

).
Ironblizzard hat geschrieben:
Was denken den die Finnen über uns Mitteleuropäer?
Speziell über Deutsche: ab und zu (je nachdem wer) lassen sie natürlich Lästereien los, meist Stereotypen von denen sie keine Ahnung haben, plappern nur nach (Bürokratie, Stempel, Titelmanie, Arroganz, Überlegenheit, Kleinlichkeit). In der Tat schätzen sie aber deutsche Arbeitsweise imho sehr. Es steht für Qualität, Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Initiative, in manchen Bereichen Vorreiterfuktion, grossen Marktpotential. Mag selbst nicht so gern, wenn
meine Eigenschaft dem "typisch deutsch" zugeschrieben wird. Es gibt sicher auch Deutsche, die ein Produkt im Test nicht so arg ausseinandernehmen würden wie ich (ist ja schliesslich mein Job, bzw. ein Teil davon). Wiederrum kann es vorkommen, dass ich schon mal 15 Min. zu spät auftauche. Deutsch?
Sich gegenseitig besser Kennenlernen - nur damit kann das Zusammenspiel besser werden

.
Fazit: ich möchte all diese Erfahrungen nicht mehr missen

Recht wenig unschönes - aber das macht stark.