Ich hatte heute eine superinteressante Vorlesung

, (bzw. aktive Diskussion, wie es hier üblich ist). Das ist viel aufgeweckter in dem internationalen Studiengang, bei dem ich meine Wahlkurse belege. Es ging schon seit Oktober um das Thema, aus dem
Feedback von Kunden Anregungen zur Entwicklung vom kundengerechten Dienstleistungen (oder Produkten, aber besonders Service) zu entwickeln ohne eigene Meinung als Fachmann mitspielen zu lassen ("ich weiss was die Kunden brauchen" fort!). Feedback, das ohne jegliche Hinweise oder Einflüsse durch Fragen geschieht (also nicht "waren Sie freundlich begrüsst, wenn Sie unserem Warteraum betreten haben"). Das Thema liegt mir am Herzen, da ich es ja beruflich tue und keiner wirft mir übermässige Kritik vor (ganz im Gegenteil, wollen sogar mehr

).
Nur wenn man sich in die "Empfängerrolle" (also Verbraucherrolle) versetzen kann, kann man Produkte/Dienstleistungen versuchen zu entwickeln, die keinen Frust erregen.
Wieso will ich dem gerade in unserem netten Kelathread kundtun? Na ja, unsere Lehrerin, die eine Wissenschaftlerin auf einer der besten schwedischsprachigen-finnischen Wirtschaftshochschulen ist, nimmt als Beispiele Dinge aufs Korn, da sehe ich dabei blass aus.

Wir hatten als erstes negatives Beispiel - was sonst als - Gesundheitszentren. Es gab keine Gegenstimmen, dass es nun mal in diesem Bereich nicht
FÜR die Kunden gemacht wird, sondern es ist wie es ist - take it or leave it, d.h. "man hat es zu akzeptieren". Hat man das, ah? Sie hat darüber gesprochen, dass jemand in ihrer Forschungsgruppe im Gesundheitszentrum vorgeschlagen hat, eine Serviceanalyse kostenlos zu machen, wie sie ihre Leistung verbessern könnten (sogar nur räumlich). Mit Dingen, die
keine Mehrkosten verursachen, denn meistens scheitert sowas an Geld.
Echo: null. Wir haben diskutiert, dass besonders öffentliche Dienstleister haben ihr "attitude problem" (na ja, nicht so landesspezifisch), geschichtlich und durch die monopolistische Stellung bedingt. Keiner hat protestiert, dass es in TK blendend funktioniert, ganz im Gegenteil. In puncto Diskretion, z.B. eine Fehlanordnung von Kinderarzt neben dem Raum für künstliche Befruchtung. Alleine wegen der Unruhe - absolut fehl am Platz. Kleine Dinge über die man nachdenken könnte, wenn man Kunden zuschauen würde - man braucht dazu noch nicht mal ein Interview, sondern kann es von Kundenreaktion ablesen. Durch Beobachtung (eine ganz normale Forschungsmethode) bekommt man viiiiel Aufschluss. Dann ging es noch um die finnische Offenheit (am Terveyskeskusschalter offen gefragt werden: "Was hast Du?" Zeugt nicht nur davon, dass man sich die Diagnose am besten do-it-yourself stellt, sondern dass es in kleinen finnischen Dörfern alle mitkriegen.) Auch noch, durch die fortschreitende Digitalisierung die den Verfall von beruflicher Kompetenz mit sich bringt ("Schau doch auf unserer Homepage und lade Dir die Anmeldeformulare runter".

).
Jetzt werde ich mich aber einem anderen Thema widmen als Kursabschlussarbeit, obwohl mich das reizen würde, authentisches Feedback über TK zu bekommen. Vielleicht ist es generationsbedingt oder einfach, dass ich es sogar zum Beruf gemacht habe,
Augen offen zu halten, dass wenn es um Leistungen geht für die wir
Geld (oder Steuer) bezahlen, gibt es sowas nicht
Missstände einfach zu akzeptieren. Das hat nix mit Meckern, Missintegration oder "übermässigen Kritik" zu tun. Es wird sich vielleicht nichts ändern, aber wenn der Wille zu Veränderung mal da ist, profitiert eine Firma/ein Betreiber nur davon, wenn Meinungen ungeschminkt gesagt werden (positive Erfahrungen zum Ausbau ebenfalls). Alles andere und blindes Nicken gehört in den Sozialismus, dort haben wir auch immer alles "akzeptiert".
Keiner ist gezwungen die "übermässigen Kritiken" zu lesen - es gibt ja das Ignore Button.
War das vielleicht angeregt heute, noch x Brennpunktthemen abgehandelt :P