Negative Aspekte von Finnland

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Naali
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#16 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46573Beitrag Naali »

@Svea: Das waren doch nur einige Erklärungen mehr nicht *g* Ruuhig Blut :)

Ich habe leider einige Auswanderer getroffen, die mit völlig falscher Vorstellung nach Finnland gegangen ist. Urlaub und Wohnen sind einfach zwei verschiedene Schuhe und im letzteren Fall wird man irgendwann auch vom Alltag eingeholt. Gerade wenn man mit einer anderen Kultur aufgewachsen ist, sind einige Dinge befremdlich und anders. Und sich einzuleben dauert seine Zeit
Das sollte man auf jeden Fall bedenken, wenn man ins Ausland auswandern möchte.

Das war jetzt eher ein Beitrag zu "Wohnen in Finnland", aber egal *g*
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Klaus
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#17 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46572Beitrag Klaus »

Die Geschichte mit den finnischen Städten... Finnland ist immerhin das Nachbarland von Russland, was man an den Baustilen so mancher Städte leich erahnen kann. So gibt es in Finnland nun wirklich viele Plattenbauten in den Städten (ganz anders als in Schweden) Es wurde geschrieben, dass die alten Holzhäuser die Zeiten bis heute nicht überdauert hätten, warum konnten sie das dann in Schweden. Wo die Landschaften in Schweden und Finnland doch nahezu gleich sind, gefallen mir die Städte in Schweden wesentlich besser. Diese haben die alten Holzhäuser bewahrt und viele Stadtkerne bestehen heute noch ganz aus Holzhäusern. Allerdings darf man nicht vergessen, natürlich gibt es auch in Schweden Hochhäuser und moderne Bauten, eben auch jene Plattenbaustile, die in den 60 Jahren modern waren. Aber längst nicht in den Massen wie in Finnland. Das war eigentlich das, was mich am meisten in Finnland gestört hat.

Allerdings ist mir da auch aufgefallen, das die Finnen sich sehr zurückhalten, was das Grüßen und Ansprechen von fremden Leuten angeht. Da sind die schwedischen Nachbarn ganz anders. Dadurch wirken die Finnen sehr unfreundlich und unsymphatisch (Bsp. Janne Ahonen). Dieses könnte aber durchaus seine Wurzeln in der wechselvollen Geschichte Finnlands haben, vor allem in der Zeit der russischen Herrschaft.

Etwas überholungsbedürftig seitens der finnischen Politik finde ich die Luxussteuern.´Zum Beispiel 100% Luxussteuern auf Autos, in den 50er Jahren sicherlich noch angebracht (damals war es doch ein Luxus) aber heute längst überholt. Das Ergebnis sieht man beispielhaft: Während in Schweden oft die neusten Autos herumfahren (vor allem Saab und Volvo), gibt es in Nachbarland Finnland Autos, die man hier in Deutschland seit Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Diese Rostlauben geben ein nicht gerade schönes, manchmal aber doch ein interessantes finnisches Straßenbild.
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#18 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46571Beitrag Naali »

Finnland hat auch mehr jüngere Städte, deswegen auch die Bauweise. Die richtig alten Städte haben schon auch Stadtkerne mit älteren Holzhäusern. Leider werden die älteren Gebäude immer noch nicht geschützt und manchmal habe ich das Gefühl, sie werden als völlig wertlos eingestuft. In Lahti wurde vor einem Jahr ein bildschönes altes, großes Holzhaus einfach so abgerissen. Zwar bin ich kein Baukenner, aber auf mich machte das Haus alles andere als einen baufälligen Eindruck. Es war sehr gepflegt und beherbergte lange Zeit ein Café. Solche Geschichten höre ich leider hin und wieder und eigentlich könnte man viel mehr für den Denkmalschutz tun.
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Kathi
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#19 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46570Beitrag Kathi »

Die schon des öfteren erwähnte Unnahbarkeit und Zurückhaltung der Finnen stört mich selbst eigentlich gar nicht, da ich selbst genau so ein Typ Mensch bin. Ich spreche auch nicht so gern mit fremden Menschen über belanglose Dinge oder spreche einfach jemanden auf der Straße an.
Zu den finnischen Städten möchte ich nochmal sagen: Ich habe natürlich erst sehr wenige gesehen, und die hatten immer sowohl schöne als auch eher häßliche Ecken. Aus alten Gebäuden mache ich mir allerdings auch nicht so schrecklich viel. Hamburg und Berlin haben mir auch nicht so toll gefallen (wahrscheinlich einfach deshalb, weil sie so riesig sind). Aber ich gebe euch recht, alte Gebäude sind immer noch schöner als Plattenbauten.

MfG, Kathi
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Svea
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#20 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46569Beitrag Svea »

@Klaus: Das was du in Punkto Städte und Finnen gesagt hast, unterschreibe ich glatt :thumbsu: . Ich war früher oft in Schweden und habe viele schöne Städte und Orte besichtigt. An der schwedischen Westküste in Bohuslän (Strömstadt, Fjällbacka, Lysekil, Smögen...) ist fast jedes Dorf/Stadt ein Kleinod an Holzausarchitektur und Gemütlichkeit. Die Menschen haben auf mich allgemein auch sehr freundlich gewirkt, ohne aufdringlich zu sein.

Da war es schon sehr gewöhnungsbedürftig, als ich das erste Mal in Finnland war! Aber wenn man weiß, was einen erwartet und versteht, dass die Zurückhaltung nicht unbedingt böse gemeint ist, sieht die Welt natürlich wieder anders aus und es kann einem trotzdem sehr gut gefallen.

Man darf Schweden natürlich auch nicht verklären. Auch dort gibt es restlos langweilige und fade Städte und Leute wie überalll, aber trotzdem finde ich es ganz anders als in Finnland.

@Naali: Ist ja gut *g* :) . Auf mich wirkten die Beiträge nur ein wenig in die Richtung "Verteidigung um jeden Preis" :D
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#21 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46568Beitrag Naali »

Nö, nö..ich wollte wirklich nur ein paar Erklärungen abgeben. Manchmal gibts ja auch noch eine andere Seite :)
Achja..Svea..deinen Brief habe ich schon seit einiger Zeit fertig. Ich habe es nur noch nicht zur Post geschafft *schäm* Den Brief schicke ich diese Woche aber los..auch wenn der Inhalt vielleicht nicht mehr sooo aktuell ist *lol*
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#22 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46567Beitrag Svea »

Das ist schön! Ich frag schon immer meine Mama am Telefon, ob Post gekommen ist :D !
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#23 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46566Beitrag JOanna »

Klaus schrieb am 18.04.2005 17:59
Die Geschichte mit den finnischen Städten... Finnland ist immerhin das Nachbarland von Russland, was man an den Baustilen so mancher Städte leich erahnen kann. So gibt es in Finnland nun wirklich viele Plattenbauten in den Städten (ganz anders als in Schweden) Es wurde geschrieben, dass die alten Holzhäuser die Zeiten bis heute nicht überdauert hätten, warum konnten sie das dann in Schweden. Wo die Landschaften in Schweden und Finnland doch nahezu gleich sind, gefallen mir die Städte in Schweden wesentlich besser. Diese haben die alten Holzhäuser bewahrt und viele Stadtkerne bestehen heute noch ganz aus Holzhäusern. Allerdings darf man nicht vergessen, natürlich gibt es auch in Schweden Hochhäuser und moderne Bauten, eben auch jene Plattenbaustile, die in den 60 Jahren modern waren. Aber längst nicht in den Massen wie in Finnland. Das war eigentlich das, was mich am meisten in Finnland gestört hat.


Etwas überholungsbedürftig seitens der finnischen Politik finde ich die Luxussteuern.´Zum Beispiel 100% Luxussteuern auf Autos, in den 50er Jahren sicherlich noch angebracht (damals war es doch ein Luxus) aber heute längst überholt. Das Ergebnis sieht man beispielhaft: Während in Schweden oft die neusten Autos herumfahren (vor allem Saab und Volvo), gibt es in Nachbarland Finnland Autos, die man hier in Deutschland seit Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Diese Rostlauben geben ein nicht gerade schönes, manchmal aber doch ein interessantes finnisches Straßenbild.
Klaus, soweit ich weiss, sind die Autos in Schweden durchschnittlich noch älter als in Finnland. Habe irgendwo die Statistiken gesehen...

Und ich habe in Schweden gelebt und da viel mehr Plattenbauten gesehen als in Finnland. (Aber in Deutschland habe ich NOCH mehr Plattenbauten gesehen!) Vielleicht denkst du so, weil du in Schweden als Tourist gewesen bist und die unschönen Gebieten nicht gesehen hast?

Und noch: Wieso denken die Leute mann kann ALLES (z.B. die hässlichen Gebäuden) damit erklären, dass Finnland einmal ungefähr 100 Jahre lang ein Teil von Russland war und das Nachbarland von Russland ist? Das verstehe ich nicht. Kann mir jemand das bitte erklären...

Ich bin nicht der Meinung, dass Finnland ein perfektes Land ist, natürlich gibt es hier viele Sachen, die ich nicht mag: Die Bildungspolitik, (dass es zu viele hochschulausgebildete Leute gibt, die keine Arbeit finden) dass die finnischen Männer sich nicht benehmen können, dass es hier zu viel Pessimisten gibt usw.

Viele von den Sachen, die ihr mit Finnland assoziert, assoziere ich übrigens mit Deutschland. (Unfreundlichkeit, Plattenbauten, Ausländerfeindlichkeit...)
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#24 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46565Beitrag Svea »

Klaus schrieb am 18.04.2005 16:59
Allerdings ist mir da auch aufgefallen, das die Finnen sich sehr zurückhalten, was das Grüßen und Ansprechen von fremden Leuten angeht. Da sind die schwedischen Nachbarn ganz anders. Dadurch wirken die Finnen sehr unfreundlich und unsymphatisch (Bsp. Janne Ahonen).
...wobei ich es an dieser Stelle nicht ganz so krass schreiben würde (obwohl ich im Grundtenor mit die übereinstimme, wie schon erwähnt). Dass die Leute unsympatisch wirkten kann ich generell so nicht sagen, da man sie dazu erst mal kennenlernen müsste ;) . Unsympatisch finde es es eher, wenn mich jemand anschnauzt.
Anstatt "sehr unfreundlich wirkend" würde ich ein "bisschen reserviert und desinteressiert wirkend", schreiben, was dann als unfreundlich rüberkommen kann.

Darüber hinauf darf man natürlich auch nicht vergessen, dass natürlich nicht alle so sind. Ich bin auch mehreren sehr freundlichen und hilfsbereiten Leuten begegnet. Im Kopf bleibt es jedoch eher haften, wenn man auch mehreren vermeintlich "sturen" Leuten begegnet ist...
JOanna schrieb am 18.04.2005 22:01

Und ich habe in Schweden gelebt und da viel mehr Plattenbauten gesehen als in Finnland. (Aber in Deutschland habe ich NOCH mehr Plattenbauten gesehen!) Vielleicht denkst du so, weil du in Schweden als Tourist gewesen bist und die unschönen Gebieten nicht gesehen hast?


Viele von den Sachen, die ihr mit Finnland assoziert, assoziere ich übrigens mit Deutschland. ([...] Plattenbauten, [...])
Was soll ich dazu sagen? Ich war von der Skåne bis nach Lappland in fast alles Gegenden Schwedens und kann mit dir nicht übereinstimmen. Es gibt zwar auch mehrere sehr hässliche Städte (wobei hässlich ja nicht unbedingt nur Plattenbau bedeuten muss, es gibt auch andere hässliche Gebäude*g*), aber ich finde definitiv, dass in FIN die Plattenbauten viel mehr auffallen und bin sicher, dass es mehr gibt.
Aber wie soll man es belegen? Es gibt dazu bestimmt keine Studie :D .
In den neues Bundesländern in Deutschland gab es natürlich sehr viele Plattenbauten, aber die meisten sind heutzutage nicht mehr bewohnt, abgerissen oder saniert. Wenn man vor 10 Jahren in die ehemalige DDR gefahren ist, fielen sie wirklich auf. Heutzutage sieht man außerhalb der großen Städte nur sehr selten welche. Ich war letztes Jahr zum Beispiel auf Rügen und davor das Jahr in einigen Gebieten Brandenburgs und Sachsen und ich habe wirklich so gut wie keine gesehen (nur in Dresden, aber das waren auch nicht soo viele). Im "Westen" findet man sie eigentlich ausschließlich in großen Städten, aber eigentlich niemals in Orten mit vll. 20000 EW.
Aber wie auch immer. Es sind auch nicht alle Plattenbauten hässlich und sie sind nicht ausschließlich entscheidend für die Hässlichkeit der Städte. Es gibt ja auch moderne, dezente Plattenbauten. Aber ich bin mir dennoch ziemlich sicher, dass es in FIN pro Kopf mehr gibt als in D :D

Wo warst du denn in Deutschland JOanna?
JOanna schrieb am 18.04.2005 22:01
Und noch: Wieso denken die Leute mann kann ALLES (z.B. die hässlichen Gebäuden) damit erklären, dass Finnland einmal ungefähr 100 Jahre lang ein Teil von Russland war und das Nachbarland von Russland ist? Das verstehe ich nicht. Kann mir jemand das bitte erklären...
Mmmmh, ich glaube eigentlich nicht, dass das Vorhandensein von hässliche Gebäuden aus den letzten 50 Jahren in kausalem Zusammenhang mit der russischen Besetzung steht :D .
Ich hatte es von Klaus eher so verstanden, dass einige Dinge einen etwas an Russland erinnern können. Finde ich z.B. auch, was die alten Holzhäuser (Verzierungen an den Fenstern, Fensterform) oder andere ältere Gebäude betrifft. Ja, und natürlich gibt es in den ehemaligen Ostblockstaaten besonders viele Plattenbauten. Da fühlt man sich in Finnland vielleicht etwas dran erinnert, wobei die Häuser in Finnland viel moderner, besser in Ordnung und nicht so wuchtig und hoch sind, wie die Bauten dort. Es erinnert vielleicht etwas, aber den Zusammenhang sehe ich auch nicht.
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hullu poro
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#25 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46564Beitrag hullu poro »

Leute, Leute...locker bleiben!!!
Also, eines vorweg, ich war bisher erst einmal in Finnland. Aber Helsinki bespielsweise fand ich klasse, und zwar vor allem wegen der vielen Grünflächen etc. DAS macht nämlich auch das Stadtbild aus, und nicht nur die Gebäude...
Zweitens: Ich habe total viele Leute kennengelernt...und die haben MICH angesprochen...sowohl in Helsinki, als auch in Kitee...und in Joensuu...und im Zug...und überhaupt. Zurückhaltung? Pustekuchen!!! Das find ich Deutschland extremer. Okay, vielleicht liegt das daran, dass ich Zeit meines Lebens im Sauerland lebe und man den Leuten hier ja auch so etwas nachsagt...die Ausländerfeindlichkeit ist hier teilweise auch krass. Viele sind zwar nicht direkt gegen Ausländer, aber haben große Vorurteile, zum Beispiel klauen alle Polen Autos, alle Russen sind Schlägertypen, die Türken sind sowieso *******...und wenn ich von Finnland erzähle, heißt es immer: ach, da wo sich alle umbringen und von morgens bis abends saufen...
...soviel zum Thema: negative Aspekte in Deuschland/Sauerland....

Ach ja, noch was: Man sollte negative Aspekte, ob jetzt in Finnland oder in Dubai, NIEMALS pauschalisieren...denke ich. Wir Deutschen sind ja auch nicht alle gleich...wär ja auch schlimm :D
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#26 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46563Beitrag Naali »

Wenn man das so liest, dann könnte man meinen, in Finnland gäbe es nur Rostlauben *g*. Zwar ist das Durchschnittsalter der finnischen Autos mit ca. 10 Jahren höher als in Deutschland (da sind es 7,5 Jahre ungefähr), aber auch nicht um Weiten höher. Genauso alt wie in Finnland sind die Autos auch in Norwegen oder Schweden. Deutschland und die Schweiz haben das niedrigste Durchschnittsalter in Europa überhaupt. Zwar ist auch die höhere Steuer beim Kauf hier daran Schuld, aber anders sind andere Ausgaben zum Beispiel gar nicht möglich. Schulen sind modern und sehr gut ausgestattet und es herrscht völlige Lernmittelfreiheit. Ein anderes Beispiel Büchereien..auch sie sind sehr gut ausgestattet und kostenlos für alle wie auch das Internet dort.
Zwar bin ich schon für eine Senkung der Steuer, aber irgendwann müssten andere Abstriche gemacht werden.
In Deutschland ist aber auch oft der Fall, dass es den Menschen einfach wichtig ist, ein neues und/bzw teures Auto zu besitzen. in Finnland ist das eher nicht so der Fall.


Zwar finde ich insgesamt schon, daß Finnen zurückhaltender sind als Deutsche, aber das ist ja auch nichts negatives. Ich bin selber ein zurückhaltender Typ und fühle mich in Finnland viel wohler als in Deutschland (auch auf alles bezogen). Ich bin mit Leib und Seele Deutsch-Finnin und beide Länder sind mir sehr wichtig..ich möchte beide Länder nicht missen. Aber die Kombination Wohnen in Finnland und Urlaub in Deutschland ist für mich die idealere. Ich fühle mich wohler in Finnland.

Aber richtig extrem ist es auch nicht. Zurückhaltend ja..aber Unhöflich nein. Zuknallende Türen usw habe ich auch noch nicht erlebt. Ganz im Gegenteil. Die meisten Leute sind so höflich und zuvorkommend, dass ich es schon fast rührend finde.

Was den Service usw angeht, kann ich überhaupt nicht zustimmen. Bis jetzt fand ich ihn überall sehr gut und habe noch nie etwas Negatives erlebt. Vor 2 Jahren arbeite ich hin und wieder als Testkunde für eine Firma und auch da nie Negatives. Übrigens werden Geschäfte in Finnland oft von Testkunden besucht. Die Unternehmen möchten so die Kundenzufriedenheit testen, denn darauf wird viel Wert gelegt.
Überall war man sehr freundlich und man wurde gut beraten. Letzte Woche ging ich zum Beispiel in ein Sportgeschäft um mir einen neuen Sportanzug zu kaufen. Überlegend blieb ich bei einigen Anzügen stehen und eine Verkäuferin kam hinzu. Sie war überaus nett und war sichtlich betroffen, dass es den gewünschten Anzug nicht in meiner Größe gab. So suchte sie mit mir einige andere Anzüge heraus und war wirklich superlieb und geduldig (die Wahl dauerte schon sehr lange bei mir..hihi). Am Ende hatte ich bestimmt 7 Anzüge probiert bzw mir angesehen :)
Und das war übrigens in einem "Billig-Sportgeschäft", das ausschliesslich Konkursware, Ware zweiter Klasse und Restposten anbietet. Zwar ist alles Markenware, aber eben 50-70% billiger und alles ist noch halb in Kartons verpackt. Normalerweise hätte ich Beratung dort gar nicht erwartet.
Auch sonst kann ich wirklich nichts sagen..Handwerker, Läden, Autowerkstatt, Autokauf, Restaurants..alles positiv und zum Großteil viel besser als in Deutschland. Vor allem Handwerker und Autowerkstatt.

Einen besonderen Kundenservice hat ihr übrigens ein großer Supermarkt hier. Er weist Leute über Lautsprecher darauf hin, daß sie am Auto das Licht vergessen haben 8)
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#27 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46562Beitrag Klaus »

@ Joanna: Du meintest, dass in Schweden mehr Plattenbauten stehen, als in Finnland. Dann würde ich dir dringend empfehlen, mal nach Schweden zu fahren. Ich war mittlerweile in vielen Gegenden Schwedens, von Skåne bis Stockholm und ich habe nirgendwo so viele Plattenbauten gesehen wie in Finnland. Natürlich gibt es auch in Schweden weniger schöne Städte, aber die gibt es nun mal in Finnland wesentlich öfter. Leider gibt es auch in Finnland immer weniger Holzhäuser in den Städten, in Schweden findet man sie noch in jeder Innenstadt.

In Deutschland stehen an manchen Orten auch noch sehr viele Plattenbauten (was aber nur Ostdeutschland, dem Gebiet der ehemaligen DDR betrifft). In Westdeutschland finde ich sehr selten Plattenbauten, die aber auch nur in Großstädten und in sehr geringer Zahl. Aber die DDR stand eben damals unter dem Einfluss der Sowjetunion und da wurden viele dieser Plattenbausiedlungen "planlos" hochgezogen. Heute würde man sie am liebsten wieder abreißen, was aber oftmals nicht so ohne weitres möglich ist (Wohnungsnot). Viele Plattenbauten wurden jedoch schon dem Erdboden gleichgemacht. Aber dazu hat Svea ja auch schon geschrieben, dem kann ich eigentlich nur zustimmen.

Das Finnland einen russischen Einfluss hat, kannst du auf keinen Fall bestreiten. Ein Land, was 100 Jahre lang unter russischer Herrschaft war, und nun ein Nachbarland Russlands ist, hat automatisch russische Einflüsse. Genauso hat auch Skåne eindeutig dänische Einflüsse. Allerdings merkt man in Finnland vor allem in den heute noch schwedischsprachigen Gebieten auch einen schwedischen Einfluss, wobei oft der russische Einfluss überwiegt, aber nicht immer. Auf Åland findet man den russsischen Einfluss zum Beispiel überhaupt nicht und in den Schären ist er relativ gering.

Naja, und ob die Autos in Schweden älter sind oder nicht, ich kann es nicht beweisen, weil ich keine Statistiken darüber habe. Fakt ist auf jeden Fall, dass in Finnland Autos fahren, die ich teilweise in Deutschland schon über 10 Jahre nicht mehr gesehen habe (aber auch nicht in Schweden), was aber nicht heißt, dass da nur irgendwelche Rostbeulen fahren. Dafür haben die Finnen immer die modernsten Handys, die auch wesentlich günstiger sind als in Deutschland (ganz im Gegensatz zu den Autos)


@ Svea: Du hast Recht. Also, ich muss mich da wohl etwas verbessern. Es sollte auf keinen Fall heißen, dass die Finnen unfreundlich sind. Im Gegenteil, ich habe die Finnen als sehr hilfsbereite und freundliche Leute in Erinnerung. Nur es kommt einem manchmal so vor, wenn sie nicht grüßen. Wenn man Finnen kennengelernt hat, sind die sehr hilfsbereit und entgegenkommend.


Von Ausländerfeindlichkeit kann man wohl in jedem Land ein Lied singen. Ob Finnland, Schweden, Holland, Deutschland oder USA, die wird es immer geben. Ich finde diese in Deutschland aber schlimmer als in Finnland. Vor allem die Russen (Russlanddeutsche) und Türken sind hier nicht sehr willkommen. Ich erinnere mich aber, dass es in Finnland auch das Problem mit der Gruppe von Finnen gab, die auf der Sowjetischen Seite lebten und dann nach Finnland umgesiedelt wurden. Ich kann mich allerdings nicht mehr genau an den Namen dieser Bevölkerungsgruppe erinnern. Aber das sind doch Probleme, mit denen hat doch jedes Land zu kämpfen. Nicht nur Finnland oder Deutschland.
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#28 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46561Beitrag Naali »

Zu den Autos habe ich ja bereits schon etwas geschrieben. Das Durchschnittsalter aller Autos in Skandinavien ist nahezu gleich (um die 10 Jahre). Und die Aussage: solche Autos habe ich in Deutschland schon seit 10 Jahren nicht mehr gesehen, finde ich wirklich ziemlich übertrieben. Zwar sind die Autos im Durchschnitt in Finnland 2,5 Jahre älter als in Deutschland (in Deutschland und der Schweiz gibt es europaweit das jüngste Durchschnittsalter), aber so schlimm wie du es sagst, ist es nicht.
Und alt heißt nicht unbedingt Rostbeule. In Finnland haben die älteren Autos einen immens besseren Zustand als in Deutschland. In Finnland wird so gut wie kein Salz im Winter gestreut und das macht echt viel aus.
Natürlich hat man ein Auto länger, wenn Neuwagen teurer sind. Es lohnt sich einfach auch hier mehr ein Auto zu reparieren und nicht gleich zum Schrottplatz zu bringen und sich ein neues zu kaufen. Aber in ein Fass ohne Boden wird auch hier nicht investiert.

@Klaus: Vielleicht findest du Ausländerfeindlichkeit in Deutschland schlimmer, weil du in Deutschland lebst und deswegen dort mehr mitbekommst. Ich finde es in beiden Ländern eher genau gleich. Nach Finnland wurden übrigens nach dem Krieg die Karelier umgesiedelt. Dieser Bevölkerungsgruppe hat es Lahti übrigens zu verdanken, dass sie überhaupt eine richtige Stadt wurde. Karelischen Dialekt hört man hier immer noch ziemlich oft und richtige "Lahtianer" gibt es so gut wie keine.
Inkerinsuomalaiset kehrten etwa in den 1990er Jahren verstärkt aus Russland nach Finnland zurück. Sie bekamen damals Erleichterung bei der Einreise und das verstärkte den Zustrom. Inzwischen müssen sie aber einen Sprachnachweis voweisen.
Auch sie haben es sehr schwer hier. In Finnland sind sie Russen, in Russland damals Finnen. Die Identitätssuche ist schwierig, zumal Russen nicht gerade einen leichten Stand haben.
Was das russische betrifft, ist irgendwie ein negativer Beigeschmack zu spüren. Dabei heisst russischer Einfluss doch gar nichts negatives. Helsinki hat einen starken russischen Einfluss und ist eine der schönsten Städte überhaupt. Unter der russischen Herrschaft bekamen die Finnen übrigens erstmalig einige Freiheiten. Sie bekamen eine eigene Währung, die Industrie florierte und die Finnen durften in öffentlichen Einrichtungen wieder Finnisch sprechen. Später wurde Finnisch sogar wieder zur offiziellen Landessprache. Es folgten finnischsprachige Schulen und Zeitungen. es gab Pressefreiheit und Autoren durften Bücher veröffentlichen.
Erst später unter dem Zar Nikolai II wendete sich das Blatt und er versuchte das finnische Volk zu unterdrücken. Es folgten Aufmärsche und der Zar musste sich geschlagen geben. Die Finnen bekamen so sogar ihr eigenen Parlament und Wahlen folgten 1907. Die Unabhängigkeit nahm ihren Lauf.
Das alles war unter den Schweden gar nicht möglich.
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#29 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46560Beitrag Svea »

Klaus schrieb am 21.04.2005 12:26
@ Svea: Du hast Recht. Also, ich muss mich da wohl etwas verbessern. Es sollte auf keinen Fall heißen, dass die Finnen unfreundlich sind. Im Gegenteil, ich habe die Finnen als sehr hilfsbereite und freundliche Leute in Erinnerung. Nur es kommt einem manchmal so vor, wenn sie nicht grüßen. Wenn man Finnen kennengelernt hat, sind die sehr hilfsbereit und entgegenkommend.
Genau...das trifft es eigentlich ziemlich gut :) , falls man es überhaupt allgemein ausdrücken kann (gibt ja immer solche und solche). Wenn ich irgendwo um Auskunft bat, so traf ich meist auf hilfsbereite Leute (zumindest ist mir da noch nicht so jemand begegnet wie heute im Druckerzentrum....grrr...ich könnte ihn erwürgen....so eine widerwärtige, abstoßene, unhilfsbereite Aukunftsperson :mad2: ;) ;) ).
Ich bin es eben gewöhnt, dass ich die Leute, denen ich begegne, grüße und auch öfters mal Fremde anspreche, wobei ich eigentlich selber zurückhaltend bin. Deshalb finde ich es komisch, dass es dort nicht so ist und empfand es öfters als Desinteresse und Sturheit.

Den Service, den ich bisher kennegelernt habe, fand ich eigentlich auch nicht schlecht, zumindest nicht, wenn es darum geht, Touristen ins Land zu locken :D . Ich hatte früher mal überlegt, in einer Unterkunft außerhalb Espoos zu übernachten. Ich wusste aber nichts über die Busverbindungen/Anschluss nach HEL. Die Person vom Torusitenbüro hat mir eine riiiiiiiiiesige Buskarte von HEL und Umgebung geschickt (so ca. 3m²), einen fetten Fahrplan, hat alles wichtige übersetzt und sogar den passenden Bus rausgesucht. Das hatten sie mir 4 Tage nach meiner Anfrage per e-Mail nach Hause zugeschickt. Das fand ich echt erstaunlich, dass sie sich soviel Arbeit gemacht haben...
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JOanna
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#30 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag: # 46559Beitrag JOanna »

Klaus schrieb am 21.04.2005 13:26
@ Joanna: Du meintest, dass in Schweden mehr Plattenbauten stehen, als in Finnland. Dann würde ich dir dringend empfehlen, mal nach Schweden zu fahren. Ich war mittlerweile in vielen Gegenden Schwedens, von Skåne bis Stockholm und ich habe nirgendwo so viele Plattenbauten gesehen wie in Finnland. Natürlich gibt es auch in Schweden weniger schöne Städte, aber die gibt es nun mal in Finnland wesentlich öfter. Leider gibt es auch in Finnland immer weniger Holzhäuser in den Städten, in Schweden findet man sie noch in jeder Innenstadt.

Das Finnland einen russischen Einfluss hat, kannst du auf keinen Fall bestreiten. Ein Land, was 100 Jahre lang unter russischer Herrschaft war, und nun ein Nachbarland Russlands ist, hat automatisch russische Einflüsse. Genauso hat auch Skåne eindeutig dänische Einflüsse. Allerdings merkt man in Finnland vor allem in den heute noch schwedischsprachigen Gebieten auch einen schwedischen Einfluss, wobei oft der russische Einfluss überwiegt, aber nicht immer. Auf Åland findet man den russsischen Einfluss zum Beispiel überhaupt nicht und in den Schären ist er relativ gering.



Jag har bott i Sverige i flera månader och sett ganska mycket "plattenbauten". (Jag vet inte något bra svenskt ord för plattenbau!) Till exempel i förortena till Stockholm finns det enormt mycket av dem. Jag undrar om du nånsin har varit t.ex. i Rinkeby eller i Kista? Men visst är det så att när man är på en turistresa besöker man inte så ofta sådana områden som består av plattenbauten. (Faktiskt tycker jag mycket om Rinkeby.) En grund till det varför Sverige har mera vackra trädvillor än Finland är faktumet att Sverige inte var med in det andra världskriget.

Wo sieht mann man diesen russischen Einfluss? (Ausser in den vielen Plattenbauten) Das möchte ich wissen.

Ich habe übrigens auch in Ostdeutschland (und in einem Plattenbaugebiet) gewohnt und es hat mir sehr gut gefallen.
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