Finnen und Schweden - Unterschiede.

Alles Interessante über das Land und die Menschen die dort leben (Geschichte, Politik, Gesellschaft und Gesundheit).

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Svea
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#16 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45529Beitrag Svea »

Hier meine (möglicherweise nicht gerade repräsentativen) Eindrücke:

Schweden:
- durchgängig freundlich
- besonders nett, wenn sie merken, dass man Schwedisch spricht. Da geizen sie nicht mit Lob :))
- Umgangsformen wie bei uns
- Unterhaltungen bleiben meist relativ oberflächlich. Sobald man tiefer in die Matiere geht, wird's ihnen unheimlich :D . Das beobachte ich immer wieder.
- ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Alles muss gleich sein, alles gerecht. Besonders gute Schüler werden nicht viel gelobt im Unterricht, genauso wie besonders schlechte Schüler auch keine Kritik hören.
- Sachbücher/Texte/Aufsätze etc. sind weniger aggressiv geschrieben als in Deutschland. Weniger unterschwellige Kritik. Alles hört sich am Ende so "rund", so "passend" und "perfekt" an, aber es scheint manchmal nicht allzu tiefgründig. Vor wirklich schlechten Dingen scheint man manchmal lieber etwas auf Distanz zu gehen.
- wollen einen nicht beleidigen, daher oft nicht direkt. Habe X-mal irgendwo in Schweden angerufen wegen Praktikumsplatz. Alle waren immer sehr nett, aber "rein zufällig" waren fast alle gerade am "Umstrukturieren" ihrer Organisation. Ziemlich Unwahrscheinlich, dass ca. 10 große Institutionen gleichzeitig umsturkturieren :rolleyes: . Oft wurde ich auf unbestimmte Zeit vertröstet oder immer weitergeleitet. Alle waren nett, aber niemand hat mir wirklich helfen können.
- besonders Talent, mit wenig Mitteln Dinge schön und liebevoll herzurichten :) . Oftmals sieht es wirklich nach IKEA und Inga Lindström aus ;) .
- in kleinen Orten manchmal Spießermentalität wir in Deutschland: Rasen perfekt gemäht und Sonnenuhren im Garten. Dafür aber sehr gepflegt.
- Auf die Pflege von öffentlichen Plätzen/Häusern etc. wird viel Wert gelegt.
- teilweise übertrieben modebewusst und das Klischee muss stimmen. Wer nicht sowieso blond ist, färbt meist nach. Ähnlicher Brillengeschmack wie die Finnen und Restskandinavier.
- auch in Schweden trifft man öfters auf Alkoholabhängige, allerdings nicht so sehr im Süden. Die Alkoholabhängigen scheinen eher Leute jeden Alters und Geschlechts zu sein
- Leute im Sommer oft sehr braun gebrannt (zugegebenerweise bräunt die schwedische Sonne aber wirklich viel stärker als in Deutschland)
- eher freundliches Desinteresse an anderen Ländern

Finnen
- Grüßen nicht selbstverständlich
- auch bemüht, öffentliche Plätze/Häuser ordentlich zu halten. Ähnlich wie in Schweden sind die Bahnhöfe, WCs etc. meist sauberer als in Deutschland.
- eher wortkarg, aber dazwischen immer Ausnahmen, die dann das komplette Gegenteil sind :D
- oft rotgefärbte Haare und eher blässlich
- die Alkoholabhängigen scheinen eher Männer zu sein
- oft ziemlich perfektionistisch. Die Finnen, die zugeben Deutsch zu sprechen, können es meist erstaunlich gut!
- größeres Interesse an Deutschland als in Schweden.
- weniger "Schönheitssinn" in den Orten als in Schweden. Oft lieblose Haus- und Gartengestaltung.
- erscheinen mir hundefreundlicher als die Schweden

So, mehr fällt mir im Moment nicht ein :D . Vertrauter und heimischer erscheint es mir irgendwie in Schweden... Zu Finnland kann ich einfach nicht soviel sagen, deshalb ist die Liste auch kürzer ;) .
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Klaus
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#17 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45528Beitrag Klaus »

Habe erst gerade diesen Thread gefunden. :D Hier also meine Antwort, Risto.
Risto schrieb am 21.09.2006 09:17
Edit: das mit dem 4. Mal hast du wohl als Scherz gemeint..? Eine überwiegende Mehrheit deiner Erfahrungen über Finnen müssten ja dann entweder neutral oder positiv gewesen sein, denn ich kann es nicht glauben, dass du in deinem Leben nur vier Erfahrungen über Finnen gemacht hättest, und daraus noch jene Schlüsse ziehen würdest, dass Finnen ein elendiges Volk sei. Allerdings kann man aus vier Erfahrungen, egal wie negativ oder positiv, sowieso keine Schlüsse ziehen, aber das sollte man hier gar nicht erwähnen müssen.
Nein, ich meinte nicht 4 Erfahrungen, sondern eben der 4. Urlaub/Aufenthalt, bei dem ich viele Finnen getroffen habe und mehr oder weniger viel mit denen zu tun hatte. Und da habe ich sehr viele Erfahrungen gemacht - eben nicht nur 4, das wäre in der Tat etwas mager. ;) Recht hast du natürlich, wenn du sagst, dass die Finnen nach Åland zum saufen hinfahren. Nicht alle, aber viele - und eben jene geben leider ein sehr negatives Bild von Finnland wieder. Das trägt letztlich sicher auch nicht zur Verbesserung des ohnehin schon sehr distanzierten Verhältnisses der Åländer zu den Finnen bei. Der Hauptteil dieser "ungeliebten Gäste" ist zum Glück konzentriert an den Campingplätzen in Mariehamn und auf Eckerö, wo es nicht weit bis zu den zollfreien Fähren ist. Mit der ersten Hin- und Rückfahrt fahren sie alle mit und es wird reichlich alkoholische Getränke für den Rest des Tages gekauft. Das geht dann tagelang so. Trotz allem verlassen auch die normalen Finnen (die nicht zum saufen da waren) die Ferienhäuser dreckig und nichtmal die Betten sind abgezogen. Das ist bei Schweden, Norwegern, Deutschen, Holländern - das waren die meisten Gäste - sehr selten vorgekommen. Meistens war hier sogar die Hütte schon durchgefegt.


@Svea: Deine Liste kann ich fast komplett unterschreiben. Den letzten Satz ebenfalls, ich fühle mich auch in Schweden/Åland viel heimischer als in Finnland.
Zuletzt geändert von Klaus am 23. Sep 2006 17:35, insgesamt 1-mal geändert.
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sunny1011
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#18 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45527Beitrag sunny1011 »

@Svea

80 Wie lange hast Du in den Ländern denn "gelebt"? :D Erstaunliche Details - scharfer Beobachtungssinn, Hut ab - im Grossen und Ganzen kann ich auch zustimmen. Hab allerdings nur oberflächliche Eindrücke aus Schweden. Allerdings eins scheint gemeinsam zu sein: das Vermeiden von Konfrontation und negativen Feedback, vor allem in Anwesenheit anderer ("Gesicht verlieren"). Das kann einerseits wieder :thumbsu: zu werden (Probleme werden konstruktiv gelöst und eins-zu-eins z.B. mit dem Chef, keiner wird blossgestellt, kein Breittreten (i.d.R. :) ) aber die negative Seite kommt gerade bei den Bewerbungsverfahren - Absagen werden nicht erteilt (ich sag mal, in 80% der Fälle, sondern "man hört nix mehr" :D Nun ja, ist ja ok, aber es ist kein gepflegter, professioneller Umgang.

Gärten sind naturbelassener, das stimmt. Das hat auch ihren Charm, aber wenn eine Hecke keine Hecke ist, sondern ein Busch, dann... :rolleyes: Es gab doch das süsse weiss-blaue Häusschen (aus Schweden!) in Deinem Quiz, gelle? Also geht doch. Fenster find ich auch sehr lieblos, kein "Aushängeschild", wie wir's kennen.

Und das mit der 8) find ich gut.
Zuletzt geändert von sunny1011 am 23. Sep 2006 18:17, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#19 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45526Beitrag Risto »

Klaub schrieb:

Nein, ich meinte nicht 4 Erfahrungen, sondern eben der 4. Urlaub/Aufenthalt, bei dem ich viele Finnen getroffen habe und mehr oder weniger viel mit denen zu tun hatte.


Na dann bin ich ja erleichtert. ;) Tut mir Leid. Ich hatte deinen Satz irgendwie verlesen.


Ich wäre an deiner Stelle jedoch etwas vorsichtiger, wenn es darum geht, aus Erfahrungen über blöde Touristen generelle Schlüsse über Finnen zu ziehen. Tatsache ist nämlich, egal aus welcher Perspektive man das Thema begründet, dass es eben blöde Touristen sind, die einem auffallen. Wenn beispielsweise 10 % der finnischen Touristen auf Åland sich schlecht benehmen, kriegen gerade diese schlecht benehmende Finnen 90% der negativen Aufmerksamkeit (und es sieht scheinbar so aus, als würde sich 90% der finnischen Touristen schlecht benehmen). Die übrigen 90%, die sich gut benehmen, kriegen wiederum nur 10% der positiven Aufmerksamkeit (und es sieht scheinbar so aus, als würde sich nur 10% der finnischen Touristen gut benehmen). Dies ist eine allgemeinmenschliche Einsicht, die es wichtig ist, zu erkennen.
Zuletzt geändert von Risto am 23. Sep 2006 18:28, insgesamt 1-mal geändert.
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#20 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45525Beitrag Svea »

sunny1011 schrieb am 23.09.2006 18:17
@Svea
80 Wie lange hast Du in den Ländern denn "gelebt"? :D Erstaunliche Details - scharfer Beobachtungssinn, Hut ab - im Grossen und Ganzen kann ich auch zustimmen.
Danke :)) . Besonders zu Finnland traue ich mich ja kaum was zu schreiben - bei meinen kurzen und wenigen Aufenthalten. Aber beobachtet habe ich schon immer gerne :D . Und es muss auch nicht immer ein Kriterium sein, dass man möglichst lange irgendwo gelebt hat, um einen Eindruck zu bekommen.
Viele leben einige Jahre in einem bestimmten Land und merken wirklich nix :rolleyes: .
sunny1011 schrieb am 23.09.2006 18:17
Hab allerdings nur oberflächliche Eindrücke aus Schweden. Allerdings eins scheint gemeinsam zu sein: das Vermeiden von Konfrontation und negativen Feedback [...] aber die negative Seite kommt gerade bei den Bewerbungsverfahren - Absagen werden nicht erteilt (ich sag mal, in 80% der Fälle, sondern "man hört nix mehr" :D Nun ja, ist ja ok, aber es ist kein gepflegter, professioneller Umgang.
Ja, genau diese Erfahrung habe ich zumindest aus Schweden. Ich war immer sehr enttäuscht, noch nichtmals eine Absage zu bekommen.
sunny1011 schrieb am 23.09.2006 18:17
Es gab doch das süsse weiss-blaue Häusschen (aus Schweden!) in Deinem Quiz, gelle? Also geht doch.
Genau. Solche Häuser findet man dort oft und ich finde sie soo schön!
sunny1011 schrieb am 23.09.2006 18:17
Und das mit der 8) find ich gut.
Ich auch...habe mir schon halbernsthaft überlegt die neue Brille in Skandinavien zu kaufen. Hier in Deutschland gibt's in der preislichen Mittelklasse kaum gute Auswahl. Auf Schnörkel und Goldrand kann ich verzichten :rolleyes: .
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#21 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45524Beitrag sunny1011 »

@Svea

Doch, die Auswahl ist hier schöner, Gläser sind zwar gut doppelt so teuer (hohe Dioptiren in optimiert dünn, Kunststoff, in Fin 160 Euro, in D 70 Euro 80 ), aber durch Aktionen immer eine gute Qualität (fast nur Markenfassungen und -gläser). Hornbrille mit viel Schnickschnack gibt's aber auch 8) . Und die tragen gerade die, denen es am wenigsten steht. Ich bestelle andauernd neue Brillen, weil ich mich nicht entscheiden kann (Hornbrille kommt nicht in die Tüte). Allerdings die letzte gerade in Deutschland, fand ich total pfiffig und zart (in fröhlich Apfelgrün matt-metallic) :]

Was auch sehr auffällig ist: Finnen haben oft auch ihr Lieblingsurlaubsland. Sprechen aber auch dann kaum schlecht über das eigene Land. Eben keine Meckermentalität.
Zuletzt geändert von sunny1011 am 24. Sep 2006 08:32, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#22 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45523Beitrag sunny1011 »

Wenn wir hier schon mehr in den Topf werfen als Schweden, find ich persönlich den "Vergleich" mit den Sprachgruppenverwandten von Finnland, also Ungarn und Estand. Es ist schliesslich die selbe Sprachfamilie und neuerdings stehen Finnen mit Estland (an 1. Stelle) und Ungarn besonders im Geschäftsleben in starken Beziehungen.

Aus dem Leben - Ungarn:
6 Jahre Erfahrung - Projektgruppe: Duzend Finnen, Duzend Ungarn, Sunny dazwischen 80 . Beobachtungen:
- Finnen wollen eine Aufgabe, aber keine Anweisungen wie Dinge gemacht werden - sind kreativ und selbstsändig (sehr positiv!)
- Ungarn wollen sich durch genauste Anweisungen "absichern", brauchen an der Hand geführt zu werden (verständlich: der politische Einfluss von Früher färbt auf die Mentalität ab), führen sie aber mit viel Mühe und Sorgfalt aus, während Finnen oft locker und flockig bleiben
- Ungarn würden bei jeder Korrespondenz mit finnischen Kollegen ihren Boss in cc-Verteiler setzen, Finnen empfinden es als "Anschwärzen"
- Ungarn sind oft in der Branche jung und "unterbezahlt" daher nicht so kompetent
- Finnen spielen ihre "Kompetenzattribute" aus und werden nicht warm mit den ungarischen Kollegen (Protektionismus: wenn die Ungarn mal alles gelernt haben, machen sie's billiger und wir verlieren unsere Jobs). Fehler der Ungarn werden sehr gehässig belächelt - traurig, kontraproduktiv, vergiftet das Arbeitsklima
- wenn Ungarn auf Dienstbesuch kommen, macht kaum jemand den ersten Schritt, um ihre Freizeit mit zu gestalten. Ist ja kein Muss, aber nur Sunnysherpa schleift sich durch Helsinki und Porvoo -- in Ungarn wurde jeder Finne mitintegriert, es gab Treffen, Kino, Touren
Schliesslich:
- Wenn man sich beiden Möglichkeiten öffnet hört man sowas "Sogar bevor wir uns persönlich getroffen haben, warst Du wie eine von uns, als wärst Du gar nicht weg gewesen" (von den Ungarn). "You are so Finnisch" (von den Finnen, sprechen offen über jede Sorge) *eigenlob aus* Ich kann sagen, so ein Feedback befriedigt mehr als jede Gehaltserhöhung :] Und cross cultural management ist eh schon so spannend!

- Estland (neuerdings in der Presse): eine nur 1,5 Mio. Nation steht auf der Spitze des finnischen Imports/Exports. Ein Riesenpotential für die Zukunft. Esten allerdings bedrohen finnische Jobs (Firmen melden YT an, entlassen Personnel, nehmen Subcontractors aus Estland). Esten gründen Niederlassungen in Finnland: es gibt böses Blut, weil Finnen doch immer die Manager waren, jetzt sind sie die Mitarbeiter unter der estischen Führung und kommen damit nicht klar.

Manchmal spielen auch andere Aspekte eine Rolle, als nur der Tourismus.
Zuletzt geändert von sunny1011 am 24. Sep 2006 09:21, insgesamt 1-mal geändert.
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#23 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45522Beitrag Omega »

Was mir an den Schweden absolut nicht gefällt, ist der massive Hang zum Amerikanischen! Bild

Feundlich sind sie ja (größtenteils). Aber in Finnland werde ich freundlicher empfangen.
Die Finnen rechnen einem viel mehr an, wenn man ihre Sprache kann, bzw. auch nur ein paar Wörter davon. :))

Alleine schon von der "Art" her, sind mir Finnen wesentlich lieber. Mehr zurückhaltend.





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#24 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45521Beitrag sunny1011 »

@Omega

Also der Hang zum Amerikanischen scheint in ganz Skandinavien verbreitet zu sein. Ob mehr oder weniger in Schweden, weiss ich nicht. Allerdings orientiert man in Finnland sehr viele Massstäbe an Amerika , z.B. in der Bildung (amerikanische Methoden, amerikanische Bildungssysteme (distance learning boom), amerikanische Theorien - in der Wirtschaft, in Organisationstheorie, veralterte, peinliche (De-)motivationsmethoden wie "employee of the month" werden in vielen internatialen (nicht unbedingt amerikanischen) Betrieben praktiziert, Hang zum "Open-plan office", sogar höchster Direktor sitzt ganz einfach zwischen den Mitarbeitern, keine Ledersessel, keine Türen, big blue N ist damit auch total verfärbt :D , Prüfungen werden nach amerikanischen System abgehalten (z.B. SAT für die Helsinki School of Economics), Florida ist eine der liebsten Reiseziele sogar für Familienurlaub mit Babies :rolleyes: es gibt grosse Auswanderergemeinschaften in den Staaten (und in Kanada, Australien ebenfalls - meistens vor Jahrzehnten ausgewandert), die sehr eng zusammenhalten (Finnen halt).

Mich stört's das Amerikanische zwar wenig, aber man begegnet dem an jeder Ecke.

In der Wirtschaftsentwicklung wird viel an USA gemessen (Auszug aus meinen Unterlagen):

"In terms of income per employed, 18 years behind USA
In terms of productivity per employed, 14 years behind USA
In terms of R&D investment per capita, 24 years behind USA
In terms of employment rate, 26 years behind USA
In terms of productivity per hour, 4 years behind USA."

Eine finnische STAKES Studie über den Vergleich der EU gegenüber den USA.
Zuletzt geändert von sunny1011 am 24. Sep 2006 11:14, insgesamt 1-mal geändert.
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#25 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45520Beitrag Omega »

Ja, ich kann halt nur von dem berichten, was ich auf meinen Reisen gesehen habe.
In Schweden finde ich´s halt intensiver. Liegt aber bestimmt daran, weil ich Schweden komplett durchfahre und Finnland halt nicht.



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#26 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45519Beitrag Risto »

Omega schrieb:

Die Finnen rechnen einem viel mehr an, wenn man ihre Sprache kann, bzw. auch nur ein paar Wörter davon.


Würde ich auch mal behaupten. Es ist auch logisch, dass je exotischer die Sprache, desto grössere Wert legen auch die Muttersprachler jener Sprache auf die Bemühungen eines Touristen, der sich jene Sprache beigebracht hat. Es ist eine andere Sache, dass einige Schweden dies manchmal expliziter ausdrücken, weil sie auch sonst extroverter als Finnen sind. Finnen sind wiederum introverter und sprechen nicht immer Lob aus, obwohl sie im Innen Touristen, die Finnisch beherrschen, loben würden. Finnen sind einfach häufiger von Aussen kalt und von Innen warm. Die innere Wärme kann man jedoch spüren, wenn man die gleiche Wellenlänge mit Finnen erreicht. Ausserdem ist die innere Wärme immer echt. Aussere Wärme, die man unter Schweden häufig beobachtet, kann wiederum auch Theater pur sein.

In Schweden machen Finnen übrigens immer wieder negative Erfahrungen - sie haben Schwedisch mehrere Jahre in der Schule gelernt, aber sprechen mit einem starken Akzent, den man in Schweden gleich als finnischer Akzent erkennt. Oft empfinden Finnen, die in Schweden Schwedisch sprechen versuchen, immer wieder eine durchaus negative "en finne till" Mentalität unter den Schweden, denen sie anreden, und entscheiden sich deshalb, gleich systematisch nur Englisch zu benutzen.
Zuletzt geändert von Risto am 24. Sep 2006 12:11, insgesamt 1-mal geändert.
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#27 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45518Beitrag Omega »

Exakt! Wie Du schon gesagt hast, wenn das Eis zu einem Finnen gebrochen ist, dann hast Du es geschafft! :)) Weiß ich aus eigener Erfahrung! ;)
Aber ich finde es auch wiederum toll, wenn Finnen Deutsch sprechen. Dann hake ich direkt nach und frage, woher sie so gut Deutsch können. ;)




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#28 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45517Beitrag Omega »

Noch mal zum Thema Amerika in Finnland:

Habe eben ´nen Bericht auf Vox bei Auto Motor Sport gesehen. Handelte von einem Finnen, der am. Autos wartet und für diese Ersatzteile verkauft. Fuhr natürlich privat, wie soll es auch anders sein, einen am. Polizeiwagen.
Man kann ihn sogar zu privaten Anlässen z.B. Hochzeit ordern, damit er die Schwiegerväter in Handschellen abführt. (Wobei ich glaube, Schwiegermütter wäre besser! :D )




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#29 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45516Beitrag sunny1011 »

Es gibt American Car Clubs in Helsinki, z.B. http://www.amccf.com/ . Im Sommer gibt es dann immer Parade. Im Messukeskus gibt es alljährlich im Winter/Frühling American Car Show.
Omega schrieb am 24.09.2006 18:20
Exakt! Wie Du schon gesagt hast, wenn das Eis zu einem Finnen gebrochen ist, dann hast Du es geschafft! :)) Weiß ich aus eigener Erfahrung! ;)
Aber ich finde es auch wiederum toll, wenn Finnen Deutsch sprechen. Dann hake ich direkt nach und frage, woher sie so gut Deutsch können. ;)
Absolut, ja. Das ist es :)) Wenn es denn stimmen würde, dass Deutsche unbeliebt sind, hätte auch das nicht geklappt. Aber es klappt doch.
Zuletzt geändert von sunny1011 am 24. Sep 2006 19:55, insgesamt 1-mal geändert.
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#30 Re: Finnen und Schweden - Unterschiede.

Beitrag: # 45515Beitrag Risto »

Einen weiteren Unterschied zwischen Finnen und Schweden, den ich bemerkt habe, ist die Tendenz der Schweden häufig in ihrem Sprachgebrauch ins Extrem zu verfallen, während Finnen mir diesbezüglich wiederum irgendwie ausgeglichener vorkommen.

Die Schweden tendieren ihre Gefühle zu übertreiben. "Jättejobbigt!"/"Äusserst mühsam!" (wenn ein Schwede ein paar Etagen ohne Aufzug emporsteigen muss), "Jättekämpigt!"/"Äusserst lästig!" (wenn ein Schwede in einem finnlandschwedischen Schnapslied mitsingen versucht) und "Jättestökigt!"/"Äusserst unruhig!" (wenn ein Schwede im Zoo das Vogelhaus besucht). Gerade wegen diesen extremen "jätte" Wörter kommen Schweden auch häufig so vor, als würden sie sich sehr viel über alles mögliche beklagen. Gleichzeitig benutzen sie diese "jätte" Wörter aber auch im positiven Sinn, aber auch dann tendieren sie zu übertreiben. "Jättegott!"/"Schmeckt äusserst gut!" habe ich von schwedischen Bekannten am Mittagstisch schon mehrmals gehört, obwohl man irgendwie gespürt hat, dass sie das Essen eher für durchschnittlich gehalten haben.

Finnen übertreiben aber meistens weder in der einen noch in der anderen Richtung, sondern sind diesbezüglich etwas monotoner - und aufrichtiger zugleich.
Zuletzt geändert von Risto am 25. Sep 2006 11:57, insgesamt 1-mal geändert.
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