Deutschland, Österreich, Schweiz

[Naali]

Ich kopiere einfach mal die letzten beiden Beiträge von Klaus und Svea:

Klaus:


@ Svea: Auch in NRW gibt es sehr große Unterschiede.

Ich wohne ja im Münsterland, bin hier aufgewachsen und kenne den Landstrich sehr gut. Und ich finde das Münsterland wirklich sehr schön und ländlich. Die münsterländischen Dörfer sind meiner Meinung nach die schönsten in Deutschland, ebenso die münsterländischen Städte, die vor allem im Sommer eine besondere Gemütlichkeit ausstrahlen. Die Bauernschaften mit ihren vielen Hecken und oftmals "bewaldeten" Bauernhöfen findet man so auch nur hier. Da kann man stundenlang herrliche Pättkestouren (Fahrradtouren) machen, ohne durch irgendwelche "große" Städte zu fahren. Wobei "große" Städte im Münsterland relativ zu sehen ist, Münster ist die größte Stadt und Hauptstadt mit 260.000 Einwohnern. Trotz der größe bin ich sehr gerne in Münster. Die nächst größeren Städte sind Rheine und Bocholt mit rund 70.000 Einwohnern. Und da ich ja seit 1,5 Jahren in Bocholt wohne, weiß ich, wovon ich spreche, wenn ich sage, dass Bocholt eine sehr ländliche Stadt ist, trotz der Größe - ebenso sehe ich das auch in Münster und Rheine. Auch die Natur finde ich hier sehr schön, zwar sind hier sehr viele Ackerflächen, für die das Münsterland ja bekannt ist, aber gleichzeitig sind auch sehr viele naturnahe und einsame Gegenden zu erleben. Zum Beispiel der natürliche Bachlauf der Werse von Beckum Richtung Ahlen oder die vielen Biotope in den Bauernschaften. Das Münsterland hat im Vergleich zu NRW eine relativ geringe Bevölkerungsdichte von 238 Einw./km².


Svea:

@ Klaus: Münster ist sehr schön, da gebe ich dir recht . Klar, auch in Westfalen gibt es einige schöne Ecken, aber den Großteil finde ich aber dennoch mäßig bis potthässlich, egal ob Köln, Dortmund, Essen, Paderborn oder Bielefeld.

[Klaus]

Na, dann warst du aber noch nicht im Münsterland. ;) Auch das Sauerland ist sehr schön. Die angegebenen Städte finde ich auch nicht sonderlich schön, wobei ich Paderborn nicht wirklich kenne. Was in Nordrhein-Westfalen nicht so schön ist, ist doch nur das Rhein-Ruhrgebiet als großer Ballungsraum (mit rund 7 Millionen Einwohnern). Dagegen hat NRW aber auch grüne Landschaften, die den Großteil des Landes ausmachen, und sehr schöne ländliche Landschaften sind: Münsterland, Sauerland, Ostwestfalen, Bergisches Land, Niederrhein, Rheinland und Eifel. Ich persönlich finde das Münsterland und das Sauerland am schönsten, aber auch der Niederrhein ist eine sehr schöne Landschaft.

[Svea]

Ich hatte dir schon im "Was habt ihr bisher von Finnland gesehen"-Thread folgendes geantwortet:

@ Klaus: Münster ist sehr schön, da gebe ich dir recht ;) . Klar, auch in Westfalen gibt es einige schöne Ecken, aber den Großteil finde ich aber dennoch mäßig bis potthässlich, egal ob Köln, Dortmund, Essen, Paderborn oder Bielefeld.

Also: Müsterland ist schon nicht schlecht, besser als Ruhrpott etc., aber mir persönlich fehlt dort trotzdem noch die Weite, die man meiner Meinung nach schon eher in (Nord-) Niedersachsen oder Schleswig-Holstein findet.

Das Sauerland gefällt mir persönlich auch nicht so besonders. Okay, als Naherholungsgebiet zum Spazierengehen ist es in Ordnung, aber irgendwie ist es eng, begrenzt, dunkel und den Baustil mag ich nicht. Allein der Gedanke an die Besinnungstage von den Schulen im Sauerland (zwei mal waren wir dort und wirklich ALLE Schulen von hier fahren dorthin) in irgendwelchen muffeligen 60er Jahre Schullandheimen --> :rolleyes: .

Und Ostwestfalen als grüne Landschaft ?! Nein, da kann ich nun wirklich ein Lied von singen, schließlich bin ich genau dort beheimatet. Plattes, unromantisches Land, liebloser Baustil, lieblose Dörfer, kaum Wald und laufen kann man nur auf geteerten Feldwegen, wo an jeder Ecke ein Bauer Gift auf sein Feld spritzt (sehr gesund :rolleyes: ). Auf diesen Feldwegen ist dann auch nur alle 3 Sekunden ein Auto hinter einem, alle 2 Meter 3 Nordicwalker, Rollerblader, Leute mit Hund, Radfahrer und Spaziergänger. Und über einem noch die Flugzeuge, die in nur wenigen Kilometer Entfernung auf dem Flugplatz Paderborn-Lippstadt landen.
Jedes Mal, wenn ich mit meinem Hund rausgehe, mache ich dieses Spielchen mit :rolleyes: .

Auch ein paar Klimometer mit dem Auto fahren nutzt nichts, denn man muss schon mindestens 20km fahren, bis man in eine halbwegs schöne Ecke kommt, die aber auch nur begrenzt ist und von Spaziergängern überlaufen ist.
Die Vegetation ist übrigens auch total eintönig. Nein, mit Ostwestfalen braucht mir niemand kommen :rolleyes: .

[Klaus]

Nee, also Ostwestfalen gefällt mir persönlich auch nicht sehr, wobei ich da eher an die Ecke um Detmold, Lemgo - an das alte Fürstentum Lippe gedacht habe. ;) Naja, Baustil ist Geschmackssache, ich finde den sauerländischen Baustil sehr schön, den Fachwerkbau mit Schieferplatten. Er ähnelt doch in gewisser Weise auch dem im Münsterland, wobei man hier statt den Schieferplatten Holz verwendet. Typisch westfälischer Fachwerkbau eben.

Natürlich kann man unsere Regionen, auch Westfalen, nicht mit Skandinaiven vergleichen, das geht ja auch gar nicht. Da oben sind die Landflächen größer, die Bevölkerungszahl geringer. Klar, dass hier einem mehr Menschen über den Weg laufen. ;)

Wir waren im Sommer bevor wir nach Schweden gefahren sind eine Woche an der Schleimündung in Schleswig-Holstein und ich habe da im ersten Moment gedacht, das könnte auch bei uns im Münsterland sein. Die Bauweise ist dort oben natürlich anders, aber rein von der Landschaft her war es sehr ähnlich. Ähnlich wie hier im Münsterland konnte man stundenlang mit dem Fahrrad rumfahren, über kleinere und größere Pättkes, nur eines war anders: Die nähe zur Ostsee, die plötzlich hinter den Feldern auftauchte. Hat mir sehr gut gefallen. Wobei ich die Landschaft jetzt nicht unbedingt als viel weiter empfand als im Münsterland. Gut, die Bevölkerungsdichte ist schon etwas geringer, was vor allem an der geringeren Anzahl an Städten auffällt. Wenn du das meintest, stimme ich dir zu. ;)

[Svea]

Ja, das meine ich ! Die Nähe zum Meer und das Wissen, dass dahinter der schöne Norden anfängt bzw. schon angefangen hat, reicht schon mal.

Selbst wenn ich hier eine schöne Ecke gefunden habe, so weiß ich doch, dass kurz dahinter wieder Ballungen kommen und das vermiest die entspannte (Urlaubs-)Stimmung . Beispiel Münsterland: Man meint fast, man wäre im Norden, aber wenn man zur Ostsee will, muss man noch durch die gräßliche Ecke Bielefeld, Bad Oeynhausen, Minden (Ja, wenn ich dann noch an diesem Atomkraftwerk da in der Nähe vorbei fahre, dann habe ich wirklich die Nase voll ). Es ist also ein psychologischer Effekt.

Jaja, der sauerländer Schiefer - gerade den mag ich nicht so. Im Harz/Thüringen hat man leider auch so einen Baustil, den ich absolut hässlich finde. Die Landschaft ist dort ja sehr schön, aber die Städte in Thüringen finde ich persönlich ungemütlich (Fachwerk mit hohen Fenstern und roten Backsteinen dazwischen).

[sunny1011]

Also diskutieren wir jetzt über Deutschland?

Nun ja, bin ein Sand-Strand-Meer-Typ also Deutschland und Finnland ungeeignet, dennoch habe ich Deutschland neu für mich entdeckt, als ich "meinen Finnen" damit vertraut machen sollte.

Die Absolute Nr. 1 ist das Rheinland. Köln - diese Stadt pulsiert (abgesehen von der Kriminalität). Man muss da mal gelebt haben, um zu verstehen, dass das unliebsame Karneval-Gesüff doch noch andere Facetten hat.

Die Burgen, die Schlösser, die Landschaften, die Weinregionen sind ein Stück Erbe und wir können stolz darauf sein. Ich finde es schade, wenn ein Finne jede noch so zerfallene Hütte mit Stolz präsentiert, während wir so sehr unterschätzen, was wir in der Jahrhunderte langen Geschichte erschaffen haben.

Auch in anderen Teilen Deutschlands gibt es viele Besonderheiten. Persönlich sagen mir das Flachland, die deutschen Strände sowie Inseln nicht besonders zu. Süddeutschland ist ein wenig zu "konservativ" und verschlafen, dennoch bitte nicht falsch verstehen - ich bin weit davon entfernt, die subjektiven Eindrücke auf Menschen "zu übertragen" und es zu generalisieren. Das find ich in jeder Hinsich sehr armseelig.

Das süsse Sauerland ist von meiner Ex-Wahl-Heimat nur um die Ecke und ich finde die mittlere Höhe der Berge sowie Orte wie Altena (Burg) sehr idyllisch.

Atemberaubend fand ich bisher eindeutig Österreich. Wir haben eine 2.000 km lange Schleife von Wien bis nach West zurückgelegt (Linz, Steyr, Salzburg, Zell am See, usw) und es war einfach nur charmant, stilvoll, fein, beeindruckend. Land, Leute, Architektur, Geschichte, das kulinarische Erbe :P , Sommerwetter, alles. Einfach alles.

Mein Aufenthalt in der Schweiz war recht kurz (Zürich). Die Landschaft ist zweifelsohne wunderschön, allerdings gab's etwas protziges in der Luft, ich kann's nicht beschreiben. *sorry Tuisku, nur ein Eindruck vom Land nix persönliches*. Dennoch baue ich darauf keine ablehnenden Einstellungen oder Vorurteile. Es ist einfach nicht unbedingt mein Traum(reise)land.

Österreichisch gefällt mir als Sprache viel besser als Schweizerdeutsch, Bayerisch oder vielleicht sogar Hochdeutsch Schweizerdeutsch fand ich enorm schwer zu verstehen.

Es gibt (sehr) hohen Berge, es gibt Flachland, es gibt Meer. Es gibt uralte und moderne Architektur. Es gibt fruchtbare Erde. Zu eng finde ich es nicht. Ich lebe gern mit anderen Menschen zusammen und die finnische Einsiedlereinstellung ist nichts für mich. Es gibt auch in Deutschland genug Plätze um sich zurückzuziehen. Natürlich ist so ein HBF in Köln zur Feierabendszeit Stress pur, aber das Miteinander find ich nicht unangenehm und viel geordneter in D als in Fin.

[Sapmi]

sunny1011 schrieb am 25.03.2006 23:29
aber das Miteinander find ich nicht unangenehm und viel geordneter in D als in Fin.

Geordneter? Inwiefern?

[sunny1011]

In Bezug auf (ausdrücklich) Helsinki find ich Deutschland geordneter, weil Menschen (i.d.R!) miteinander umgehen, aneinander vorbeigehen, in bestimten Situationen nicht so reserviert sind - statt trampeln, anrempeln, auf andere nicht achten, dennoch selbst beachtet werden wollen. Nicht zuletzt sind wir wieder bei den Umgangsformen und der Kinderstube *wink zu Klaus*, wenn man Menschen auf engstem Raum begegnet (Gruss, Höflichkeiten - i.d.R Fehlanzeige).

Man kann es durchaus verstehen, denn genau in diesem Fall handelt es sich um die freiheitliebenden Finnen, für die Helsinki zu eng ist und die nur z.B. wg. Arbeit in Helsinki leben müsssen und nicht wollten. So wurde mir das zumindest von einheimischen erklärt. Kann ich sehr gut verstehen und nachvollziehen.

Originalausdruck "Helsinki ist stressig, eng, voll". Für mein Verständnis von Hauptstädten ist Helsinki klein. So unterschiedlich sind wir Menschen

Wie gesagt, entstanden durch meine subjektiven, täglichen Erfahrungen und den Austausch mit Einheimischen und Ausländern.

[Sapmi]

Hm, das mit dem Anrempeln in Helsinki ist mir auch passiert. Vielleicht wirkte es deshalb so großstädtisch auf mich (im Sinne von übervölkert), weil die Leute sich einfach so verhalten, als wäre kein Platz (also was Du oben erklärt hast).

Aber zum Glück ist Finnland ja nicht nur Helsinki.

Zurück zum Thema des Threads: in D/A/CH gefallen mir die Alpenregionen am besten, ganz klar, ansonsten Mittelgebirge; Flachland ist nicht so mein Ding, obwohl es sicher auch seine Reize haben kann, aber leben wollte ich dort nicht.

Seit einiger Zeit leide ich allerdings zunehmend an einer Art Südland-Depression, d.h. nach jedem Lappland-Urlaub erscheint mir der Rest der Welt immer trostloser und fader ;( , letztes Jahr hab ich mich sogar in den Alpen gelangweilt (3 Tage in der Hochsaison bei durchwachsenem Wetter...)

[Klaus]

Ja, mit den Umgangsformen ist das so eine Sache in Finnland. Das scheint man da wohl nicht zu lernen. ;)


@Svea: Wenn du aber im Münsterland rumfährst (ob mit Fahrrad oder mit Auto - ich fahre ja fast jede Woche einmal lang durchs Münsterland), merkt man vom nahen Ruhrgebiet gar nichts. Lediglich hier und da weisen Schilder daraufhin, dass es nur 40 km bis ins Ruhrgebiet sind (wobei ich mich anfangs immer gewundert habe, wie nah das doch ist). Mir persönlich macht die Nähe nichts aus, weil es an der verträumten Landschaft nichts ändert. Ich freue mich immer wieder, wenn ich Ruhrgebietler treffe/sehe, die sich das Münsterland zur Wochenenderholung ausgesucht haben. Das hat in den letzten Jahren merklich zugenommen, dass Ruhrgebietler das Wochenende zum Fahrradfahren im Münsterland nutzten. Von Enge oder Ähnlichem merkt man hier jedenfalls nichts, auch von dichter Besiedlung ist hier keine Spur.

Im Sauerland findet man noch viele kleine idyllische Täler mit Hochmooren oder Feuchtwiesen, wo keine Straßen durchgehen. Wir gehen da gerne wandern, Sommers wie Winters. In gewisser Weise ähnelt der Baustil dem des Münsterlandes (Fachwerkbau, im Sauerland mit Schiefernplatten, im Münsterland mit Holz im Dachgiebel - habe ich aber glaube ich oben schon geschrieben), man ist halt in Westfalen.

Der Harz gefällt mir auch sehr gut und wir bezeichnen ihn oft als Kleinskandinavien. Die vielen schönen Holzhäuser und Holzkirchen in den Orten sowie die Stabskirche in Hahnenklee und nicht zuletzt der teilweise leicht skandinavische Baustil lassen einen glauben, man sei in Schweden oder Norwegen. Herrliche Wanderwege entlang der alten Bewässerungskanäle und nicht zuletzt der alte Grenzstreifen (teilweise noch erhalten) und der Gipfel aller Harzgipfel, der Brocken machen den Harz zu einem abwechsungsreichen Urlaubsziel.

Eine andere sehr schöne Landschaft ist die Mecklenburger Seenplatte. Diese Landschaft gleicht aufgrund ihrer tausenden von Seen und unendlich weiten Wäldern der von Schweden sehr. Hinter jedem Dorf ist irgendwo ein See, auch liegen in den Wäldern viele einsame Dörfer, die nur über unbefestigte Sandstraßen erreichbar sind. Die ganzen Seen sind durch Flüsse und Kanäle miteinander verbunden und von daher sehr gut für Boots-/Kanu-/Kajaktouristen geeignet. Natürlich aber nicht weniger für Fahrradtouristen, man kann stundenlang durch die Wälder fahren und immer wieder trifft man auf stille Seen oder auf kleine Dörfer.

[Omega]

[Sapmi]

@Klaus: Wie ist das denn mit der Luftqualität in Ruhrpott-Nähe?

Harz und Mecklenburg kenne ich leider noch nicht, habe bisher aber auch nur ansprechende Bilder davon gesehen (ist das jetzt ein Vorurteil? ;) )

[Sapmi]

Omega schrieb am 26.03.2006 12:02

Klar, jeder steht natürlich zu der Ecke wo er/sie herkommt

Naja, hält sich in Grenzen...

[Omega]

[Sapmi]

Naja, erst mal wohne ich nicht da, wo ich herkomme, sondern ca. 40-50km davon entfernt.
(Weinstraße => Bergstraße)

So ist's schon ganz nett, ist halt vertraut und so. Aber ich würde die Region hier nicht gerade als das schönste Fleckchen Erde bezeichnen (siehe weiter oben)