Krankenpflege in Åland

Ein Inselgewirr wie aus Tausend und einer Nacht: Landfetzen, Wasserzungen, Bäume im Meer, rauhes Urgestein, Blau so weit das Auge reicht. Ein wunderbares Chaos aus Wasser und Land!

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Nobbesle
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#1 Krankenpflege in Åland

Beitrag von Nobbesle »

Hallo,
bin verzweifelt auf der Suche, wieviel eine Krankenschwester in Marienhamn verdient. Stimmt das mit dem Grundgehalt von 2200Euro plus Alandzuschlag von 120 Euro?
Gibt es im Internet Literatur, wo man sich schlau machen kann?
Schon mal danke im Voraus für euren Tip.
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sunny1011
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#2 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von sunny1011 »

Hallo,

eine eindeutige Antwort wird Dir wohl niemand geben können: es hängt von der Berufsqualifikation, - erfahrung, wie dringend hat's der Arbeitsgeber, Mitarbeiter zu finden und zuletzt von Tarifverträgen ab, gehört der Arbeitgeber dem öffentlichen Dienst oder ist es eine Privatpraxis, -krankenhaus, wird die (deutsche?) Ausbildung anerkannt oder bedarf einer Fortbildung, und und und.

Vielleicht hilft der lokale Verband, falls sie nicht schwedisch-/finnischsprachige Post bearbeiten:

Ahvenanmaan sairaanhoitopiiri
PB 1091
22111 Mariehamn
Tel: (018) 5355
Fax: (018) 538 533
e-mail: info@ahs.aland.fi

Nachdem was der allgemeine Berufsverband hier letztes Jahr veranstaltet hat (Streiks, angedrohte Massenkündigung seitens der Arbeitnehmer), wurden Zulagen genehmigt, allerdings sind Gehälter durchaus unter 2000 Euro nicht auszuschliessen mit der Tendenz zu 1800 Euro (2200 waren es in leitenden Stellen, hier gibt es einige Vergeleiche aus den akutellen Gehaltstabellen im Forum, allerdings etwas älter), besonders nicht für Ausländer. Åland ist wahrscheinlich wegen seiner geographischen Lage in der Notwendigkeit, Fachkräfte zu rekrutieren, auch die Sprache macht es um einiges leichter als in Finnland. Nicht zu unterschätzen ist die derzeitige "Konkurrenz", die billig aus den asiatischen Ländern rekrutiert und ausgebildet wird. In Massen.

übrigens gibt es deutliche Unterschiede zwischen Krankenpflege, Krankenschwester, dazu gibt es ganz viele Jobtitel in Finnland.

Was hast Du denn in Aussicht, wenn man fragen darf?
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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Klaus
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#3 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von Klaus »

Ja sunny, du sagst es. Auf Åland ist es so, dass dort medizinische Fachkräfte gesucht werden. Wer da keinen Platz findet, ist selber Schuld. Viele Angestellte zum Beispiel im Krankenhaus kommen aus dem Baltikum. Wenn es an Schwedischkenntnissen mangelt, können diese in einem Kurs für die ÅHS-Mitarbeiter angeeignet werden. Zumindest war es so noch bis zum Sommer diesen Jahres. Ein Problem der Rekrutierung sind Mussanforderungen an guten schwedischen Sprachkenntnissen. Wegen den niedrigen finnischen Gehältern arbeiten die Leute dann lieber in Schweden. Durch die Ålandzulage versucht man, diesen Unterschied ein wenig auszugleichen. Wennauch das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.

Anstatt Ahvenanmaan sairaanhoitopiiri würde ich Ålands hälso- och sjukvård schreiben. Ersteres können viele Åländer nicht lesen und im schlimmsten Fall hätte das noch negative Auswirkungen auf deine Bewerbung.

Ålands hälso- und sjukvård
PB 1091
AX - 22111 Mariehamn
ÅLAND
Tel: 00358 - 18 - 5355
Fax: 00358 - 018 - 538 533
e-mail: info@ahs.ax
Internet: http://www.ahs.ax

Vielleicht findest du beim åländischen Statistikamt etwas mehr zu den Gehältern. Schau mal unter http://www.asub.ax

Bei einem Zuzug nach Åland von außerhalb muss man einen Sprachtest absolvieren, womit bewiesen werden muss, dass man der schwedischen Sprache mächtig ist.
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sunny1011
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#4 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von sunny1011 »

Klaus hat geschrieben:
Anstatt Ahvenanmaan sairaanhoitopiiri würde ich Ålands hälso- och sjukvård schreiben. Ersteres können viele Åländer nicht lesen und im schlimmsten Fall hätte das noch negative Auswirkungen auf deine Bewerbung.
Stimmt :mrgreen: . Die Suche ist schuld, hab ja auf Finnisch gegoogelt.
Klaus hat geschrieben:Auf Åland ist es so, dass dort medizinische Fachkräfte gesucht werden.
Wo ist es nicht so? Dennoch gibt es widersprüchliche "Statistiken" - während Finnland wegen zuwenig med. Kräfte klagt (zumindest im öffentlichen Dienst), belegen andere "Stastiken", dass der Verwaltungsapparat viel zu ineffizient ist und an sich wäre ein drittel des Personnels ausreichend (Untersuchung der Uni Kuopio).
Klaus hat geschrieben:Wer da keinen Platz findet, ist selber Schuld.
Fakt ist, dass die meisten die besser bezahlten Jobs im privaten Sektor anstreben. Auf Stellen im öffentl. Dienst, besonders auf dem Land gibt es kaum Bewerber. Mit dem Gehaltsschnitt kann man in Helsinki kaum einen Lebensstandard pflegen ("Statistiken" belegen, dass dazu gut 3300 Euro notwendig ist).
Klaus hat geschrieben: Wegen den niedrigen finnischen Gehältern arbeiten die Leute dann lieber in Schweden. Durch die Ålandzulage versucht man, diesen Unterschied ein wenig auszugleichen. Wennauch das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.
Das ist auch landesweit so. Es ging wohl auch nicht um das Geld, sondern auch um die Aufstiegsmöglichkeiten, den Lebensstandard und das Arbeitsklima. Zumindest nach veröffentlichten Erfahrungsberichten.
Klaus hat geschrieben:Viele Angestellte zum Beispiel im Krankenhaus kommen aus dem Baltikum. Wenn es an Schwedischkenntnissen mangelt, können diese in einem Kurs für die ÅHS-Mitarbeiter angeeignet werden. Zumindest war es so noch bis zum Sommer diesen Jahres. Ein Problem der Rekrutierung sind Mussanforderungen an guten schwedischen Sprachkenntnissen.
Klaus hat geschrieben: Bei einem Zuzug nach Åland von außerhalb muss man einen Sprachtest absolvieren, womit bewiesen werden muss, dass man der schwedischen Sprache mächtig ist.
Wenn Åland es wie Schweden handhabt, dass sie ihre Sprache NICHT wie ein achtes Weltwunder anbeten und keinem zutrauen, sie zu erlernen, sind die Sprachanforderungen natürlich gerechtfertigt. Sprachfortbildungen werden sicher nicht eingestellt, eher noch verstärkt nach den neusten Berichten. Auch Finnland muss mit der neuen Situation zurechtkommen, da sie wohl auf Asiaten, Balten, Russen ausweichen (müssen) und hoffentlich wird es irgendwann von den Menschen akzeptiert.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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Klaus
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#5 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von Klaus »

sunny1011 hat geschrieben: Fakt ist, dass die meisten die besser bezahlten Jobs im privaten Sektor anstreben. Auf Stellen im öffentl. Dienst, besonders auf dem Land gibt es kaum Bewerber. Mit dem Gehaltsschnitt kann man in Helsinki kaum einen Lebensstandard pflegen ("Statistiken" belegen, dass dazu gut 3300 Euro notwendig ist).
Im Grunde ist das doch lächerlich, in einem so wichtigen Job so gering zu bezahlen. Als wenn die Arbeit wertlos wäre.
Wenn Åland es wie Schweden handhabt, dass sie ihre Sprache NICHT wie ein achtes Weltwunder anbeten und keinem zutrauen, sie zu erlernen, sind die Sprachanforderungen natürlich gerechtfertigt. Sprachfortbildungen werden sicher nicht eingestellt, eher noch verstärkt nach den neusten Berichten. Auch Finnland muss mit der neuen Situation zurechtkommen, da sie wohl auf Asiaten, Balten, Russen ausweichen (müssen) und hoffentlich wird es irgendwann von den Menschen akzeptiert.
Neulich hatten die mal in den Inselnachrichten einen Film über 3 Mädels aus Litauen, die in Mariehamn im Krankenhaus eine Ausbildung machten und eben da auch zusätzlich Schwedisch lernten. War ganz interessant, wie sie erzählten, was sie im Alltag im Krankenhaus und in ihrer Freizeit so erlebten. Sprachlich ist Schwedisch ja nicht mit Litauisch verwandt, aber die 3 meisterten es meiner Meinung nach hervorragend. Ohne Sprachkurse geht es echt nicht. Zumindest an den Sprachkursen, wo die Sprache, die vor Ort gesprochen wird, erlernt werden kann, sollte niemals gespart werden.

Wenn wir mal ehrlich sind, eigentlich ist es doch ein Unding, dass das finnische Gesundheitssystem bald auf Leute aus anderen Ländern angewiesen ist. Ich denke da an die Sprachprobleme (schließlich sind Finnisch und Schwedisch nicht gerade Weltsprachen und insbesondere Finnisch alles andere als leicht) und die daraus resultierenden Gefahren für die Behandlungen (Missverständnisse usw.).
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sunny1011
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#6 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von sunny1011 »

Klaus hat geschrieben: Im Grunde ist das doch lächerlich, in einem so wichtigen Job so gering zu bezahlen. Als wenn die Arbeit wertlos wäre.
Nicht wertlos, aber frauendominiert. In dieser Hinsicht schwindet die finnische Gleichberechtigung. Es gibt viele Initiativen, die dagegen ankämpfen (wollen). Doch wenn es eine Demo gibt, kommen dann 20 Leute - was will man dann bewirken. Traurig aber wahr. Im Grunde genommen find ich persönlich, dass der Gehaltsspielraum nicht durch irgendwelche Antidiskriminierungsgesetze geregelt werden, sondern schlichtweg angemessene Bezahlung, die teils tarifgebunden ist und teils frei verhandelbar - in guter Proportion zur Erfahrung, Berufserfolg, Verantwortungsgebiet. Punkt. Da bin ich aber wohl zu idealistisch.
Klaus hat geschrieben: Zumindest an den Sprachkursen, wo die Sprache, die vor Ort gesprochen wird, erlernt werden kann, sollte niemals gespart werden.
Stimmt, angesichts der Lage ist es eine Investition. Für beide Parteien.
Klaus hat geschrieben: Ich denke da an die Sprachprobleme (schließlich sind Finnisch und Schwedisch nicht gerade Weltsprachen und insbesondere Finnisch alles andere als leicht) und die daraus resultierenden Gefahren für die Behandlungen (Missverständnisse usw.).
Da ist die Gefahr natürlich gross. Es ist immer noch recht selten, dass sehr hohe Stellen so besetzt werden, eher Krankenpflege - dennoch stelle ich es mir in ländlichen Gegenden schwierig vor, dass alte Leute die neue "Situation" einfach so akzeptieren. Sie sind es nicht gewohnt: in Deutschland sind polnische, türkische &co. Krankenpfleger an der Tagesordnug. Hier völlig neu.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#7 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von Nobbesle »

Danke für eure Beiträge. Das klingt fast so, als könnte ich in Deutschland bleiben. Auch hier ist die Bezahlung misserabel, der Wettbewerb durch billige Leiharbeiter und von "Billigländern" rekrutierten Pflegekräften verzerrt und letztlich die Bezahlung nicht mal im Ansatz der Leistung entsprechend.
Ich für meinen Teil bin Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin auf einer 12 bettigen Intensiv. Habe demnach eine fünf jährige Ausbildung, arbeite selbstverständlich im drei Schichtbetrieb quasi "akkord" und bin nunmehr vierzig Jahre alt. Das heißt: zu alt für dieses Geschäft.
So sehnte ich mich nach einer Arbeitsstelle, bei der es nachwievor noch um Menschen geht, aber der Leistungsdruck ein wenig geringer ist. Also einfach eine Stelle, in der ich noch im hohen Alter was erreichen kann.
Das Centralsjukhus auf Åland schien geeignet. Die Insel etwas ruhiger, das Haus ein bisschen kleiner um nicht den Begriff des Familienbetriebes nicht zu benutzen. Wie ich hört, werden die knackigen Fälle dort auch recht zügig in die Universitätskliniken verlegt (keine Experimentalmedizin, wie in D üblich). Man scheint seine Grenzen zu kennen. Das macht das Arbeiten schon ein wenig angenehmer. Ausserdem scheint hier die Hirarchie nicht ganz so ausgeprägt zu sein wie in D.
Na ja, mal sehen, will im Februar mal ein vierwöchiges Praktikum in Mariehamn wagen. Es wäre halt wirklich traurig, wenn ich auch hier am Existenzminimum leben müßte, weil ich mich in den falschen Beruf verliebt habe.
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Klaus
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#8 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von Klaus »

Nun, ich kenne mich in der Branche ehrlich gesagt nicht gut aus, aber was ich mitkriege, sind die Artikel in den Zeitungen und die Diskussionen im Lagting. Diese stehen teilweise auch im Zusammenhang mit der Sprachdebatte. Ich habe immer mal wieder mitbekommen, dass selbst im Lagting über die schlechte Bezahlung gesprochen wurde und das sich was ändern soll (auf Åland). Sprache war u. a. davon, dass die Ålandzulage erhöht werden soll. Nur ist es oft wie hier, diskutiert wird viel, aber taten folgen nicht immer. Und so hat sich da bisher noch nichts geändert. Man sollte davon ausgehen, dass die Arbeitsbedingungen auf Åland ruhiger sind oder einfach ausgedrückt besser sind als in D. Wie du schon sagst, verlegt man alles, was man in Mariehamn nicht kann, schnell nach Uppsala. Doch was ich auch ganz ehrlich sage, wenn ich die Zeitungsartikel lese, wo es meistens um die Bezahlung geht, schüttel ich meistens nur mit dem Kopf. Frag mich aber bitte nicht, was da jetzt genau immer stand - das hab ich mir nicht gemerkt.

Ich bin gespannt, wie dein Praktikum da wird. Berichte auf jeden Fall davon! :) Ich drücke dir die Daumen, dass du nach Åland ziehen kannst und das alles gut geht. Ich bin übrigens vom kommenden Sonntag bis Mittwoch in Stockholm bzw. Montag und Dienstag auf Åland. 8)

@sunny: Das ist so eine Sache, die ich nicht verstehe. Wie kann man zu tausenden innehalten, wenn einem was nicht passt??? Siehe Thailand, dem Lieblingsurlaubsland der Finnen (Skandinavier), von denen sollen sie sich mal ein paar Scheiben mehr abschneiden. Ich würde das ganze Gesundheitssystem lahm legen, damit es endlich mehr Geld gibt. Das ist doch kein Zustand. Verdienen denn Männer mehr im Gesundheitssystem?
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#9 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von sunny1011 »

Nobbesle, wenn es ein Wunsch ist, soll man es auf jeden Fall wagen! Ich bin auch hier und hab einen deutlichen "Rückschritt" in Sachen Gehalt vor acht Jahren hingenommen (kein Sozialminimum), allerdings noch für mich akzeptabel. Es lag noch an meiner Herkunft, sondern, weil's in der Branche so üblich war und meine Ex-Firma hat im Schnitt sehr gut bezahlt (hab dennoch besser verhandelt als einige meiner finnischen Kollegen). Nach einigen Karriereschubbs bin ich auch gehaltsmässig viel weiter gekommen, schlussendlich den deutschen "Ausgangspunkt" überschritten und kann wirklich nicht klagen. Natürlich sind viele Jahre verstrichen und die hiesigen Lebenskosten fressen einiges auf, trotzdem. Wer weiss, ob es so in D geklappt hätte, denn ich glaube nicht, dass in D nicht-technische Leute oder besser gesagt Frauen in technischen Berufen irgendwas verloren haben...

Ein Praktikum ist eine gute Entscheidung, um zu schauen, was dabei rum kommt, dann kann man immer noch entscheiden, und m.W. wird einem in D Auslandserfahrung sehr hoch angerechnet, besonders in Nordeuropa. Allerdings nicht mit darauffolgenden Praktiken und Aussicht nach Festanstellung unterbuttern lassen. Niemand will Dich vergraulen, aber über die Streiks und knallharten Verhandlungen dieser Branche wurde genug geschrieben. Es kam eine Erhöhung, die saftiger ausgefallen ist, als bei anderen Tarifverträgen (bekommt dann in Finnland fast jeder, wenn der Arbeitgeber einer Union angehört und das tun sie idR), aber unterm Strich blieb nicht wirklich viel, sagen die Krankenschwestern immer wieder. Na ja, Geld ist immer zuwenig. :D Ausserdem sind die Lebenshaltungskosten auf Åland sicherlich moderater als in Helsinki. Auf Nebenleistungen sollte man auch achten - die Arbeitgeber unterstützen viele Sonderleistungen und die sind bare Münze wert.

Es gab hier noch weitere Diskussionen dazu, dass finnische Ausbildung unter Fach(hoch)schule (AMK) läuft und da ist deutsche Ausbildung vielmals "nicht genug". Würde aber persönlich nicht so pauschalisieren, denn Berufserfahrung sollte vielmehr zählen und schliesslich bist Du ja vierzig! Deutschland ist ja kein Entwicklungsland :roll: .

@Klaus - Innehalten ist es nicht - erstens gibt es hier nur so wenig Leute (Greenpeace in Porvoo Bucht = meistens drei Leute im Gummiboot :mrgreen: ) und zweitens geht ein Streik aus eigener Tasche und da macht man dann doch nicht mit. Heute hat wiederrum ein Streik von Tierarztkrankenschwestern angefangen. :twisted:
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#10 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von Klaus »

sunny1011 hat geschrieben:Ausserdem sind die Lebenshaltungskosten auf Åland sicherlich moderater als in Helsinki.
Ich will ja nichts falsches sagen, aber die Lebenshaltungskosten sind auf Åland noch ein ordentliches Stück höher als in Helsinki. Darum hat man im gesamten öffentlichen Bereich die Ålandzulage eingerichtet. Åland steht in Sachen Lebenshaltungskosten mit Abstand auf Platz 1 in Finnland und Schweden (es muss alles teuer per Schiff oder Flugzeug in kleinen Mengen importiert werden). Bei den Gehältern liegt Åland im Schnitt gleichauf mit Stockholm, noch vor Göteborg und weit, weit vor dem nächsten finnischen Ort - Helsinki. Wir hatten ihr irgendwo mal eine genauere Auflistung im Forum darüber. Die finde ich aber gerade nicht wieder.

Aber sunny, wenn ich sehe, was die Isländer gerade auf die Beine stellen... Zur allwöchentlichen Samstagsdemonstration treffen sich über 5.000 Demonstranten (bei 320.000 Einwohnern) vor dem Regierungsgebäude und fordern den Rücktritt der Regierung. Vielleicht ist die Not noch nicht groß genug!? :roll:
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#11 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von sunny1011 »

Hups, aber was ist mit Wohn- oder Mietkosten - die sind gerade in Helsinki für die Standards unangemessen hoch und das kam ganz oft in verschiedenen Vergleichen raus. Die Mitarbeiter der EU-Agentur haben sogar eine Extrazulage gefordert und gaben sich mit dem housing Angebot nicht zufrieden (jetzt keine Politiker, sondern Mitarbeiter). 8) Über Lebensmittel und das Einfliegen hab ich auch gedacht, das stimmt.

Zum Thema auf die Beine stellen: die finnische Antimeckerkultur wurde hier im Forum immer angepriesen, also akzeptieren wir das mal so, dass es halt nicht (wirksam) gestreikt und kritisiert wird. Ich würde es auf die Zurückhaltung und vor allem Genügsamkeit zurückführen. Da werden "wir paar Ausländer" nix daran ändern. :D

Dennoch die Töne, die man heutzutage hört sind schon anders als vor Jahren.
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#12 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von Klaus »

Nee, wohl wahr! Da müssen wir uns wohl fügen. :wink:

Aber, da sagst du was. Die Miet- und Bodenpreise sind auf Åland sehr niedrig, wenn auch in Mariehamn am höchsten auf der Insel. Aber wahrscheinlich nix im Gegensatz zu Helsinki. Ich hatte jetzt nur an Lebensmittel gedacht (weil Lebenshaltungskosten). :mrgreen: Daran gemessen ist HKI sicher weit vorne.
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#13 Re: Krankenpflege auf Mariehamn

Beitrag von Klaus »

Als ich im Dezember in Åland war, habe ich einen interessanten Artikel über das Ärzteproblem auf der Insel gelesen und wie man es lösen will. Die Löhne sind in Åland noch schlechter als in den Nachbarländern Schweden und Finnland, wegen dem Ärztemangel im ganzen Norden setzt man im åländischen Gesundheitswesen verstärkt auf Ärzte aus Deutschland.

Unter dem Link hier findest du die Artikel von Ålandstidningen:

http://www.tidningen.aland.net/search.c ... karbristen
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#14 Artzbesuch in Åland wird teurer

Beitrag von Klaus »

Mit dem heutigen Tag werden die Gebühren für einen Artzbesuch beim in Åland angehoben. Ein üblicher Artzbesuch beim Åhs kostet demnach von heute an statt 15 € nun 16 €, ein Besuch in der Notaufnahme nun 30 € statt wie bisher 25 € und ein Besuch beim Facharzt 22 € statt wie bisher 20 €. Der grundsätzliche Betrag, den Patienten bei einem Praxisbesuch immer bezahlen müssen, wird von 10 € auf 11 € erhöht. Wer den Artztermin vergessen hat, also nicht kommt, ohne den Termin vorher zu kündigen, zahlt in Zukunft 30 € statt wie bisher 25 €. Auch muss von heute an für gewisse Pflegekräfte eine Gebühr von 6 € gezahlt werden - bisher waren diese kostenlos für die Patienten.

Dagegen haben wir es mit dem deutschen Gesundheitssystem nun wirklich noch gut!
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