Religion in Finnland

[Naali]

Knapp 84% Der Bevölkerung Finnlands gehören der Evangelisch-Lutherischen Kirche an. Lutheraner sind eine protestantische christliche Konfession, die auf das Wirken Martin Luthers im Zuge der Reformation zurück geht. Lutheraner gibt es hauptsächlich in Nord-Deutschland, Nord-Europa und in den USA.
Auch einfacher bekannt als evangelisch, aber theologisch zu trennen von evangelisch-reformierten Kirchen und unierten Kirchen, obwohl alle drei konstituierende Mitglieder des Evangelischen sind.
Konfessionslose gibt es in Finnland 14%, Orthodoxe etwa 1% und Sonstige auch 1%.
0,2% der Bevölkerung sind Katholiken. Die Hälfte der Katholiken in Finnland sind Ausländer.

1050-1300 machten die Schweden Kreuzzüge nach Finnland und brachten den römisch- katholischen Glauben in das Land. Vor den Kreuzzügen glaubten die Menschen an verschiedene Naturgötter, die teilweise auch von Region zu Region unterschiedlich waren. Der oberste Gott war Ukko. Ukko hatte auch eine Frau, die Muttergöttin Rauni. Dann gab es den Wassergott Ahti, den Wald- und Jagdgott Tapio, den Kriegsgott Tursas, den Fruchtbarkeitsgott Äkräs und viele andere.
Der orthodoxe Glauben hat ihren Ursprung bei den Russen, die ihn in Teile Finnlands brachten.

Mikael Agricola (der Vater der Ev.-Luth. Kirche in Finnland und der finnischen Schriftsprache) wurde 1509 im südfinnischen Pernaja geboren. Er wurde 1528 in Turku Sekretär des Bischofs Martin Skytte. Von ihm wurde er 1536 für ein Studium nach Wittenberg/Deutschland geschickt. Dort wird Mikael Agricola Schüler von Martin Luther. Nach seiner Rückkher nach Finnland wird er zunächst Rektor der Kirchenschule von Turku und später Nachfolger von Martin Skytte.
Agricola förderte die Entwicklung der finnischen Schriftsprache, die auf der Basis des Turkuer Dialekts entstand; verbunden mit Elementen von finnischen Mundarten und eigenen Wortbildungen. Offizielle Sprache war ja zur damailgen Zeit Schwedisch, was aber die normale, einfachere Bevölkerung nicht sprach. Texte und der Unterricht in Schulen waren ausschließlich auf Schwedisch. Eine finnische Schriftsprache gab es nicht.
Agricola wollte, dass auch das einfachere Volk die lutherischen Lehren verstand und so brachte er etwa 1543 das ABC-Buch heraus, das finnische Alphabet. Er übersetze auch das Alte und Neue Testament ins Finnische, sowie andere Texte. Durch ihn wurde das Evangelisch-Lutherische Staatsreligion Finnlands
Hier eine kleine Kostprobe von den ersten Texten in finnischer Schriftsprache. Damals noch ganz anders als heute.

"Waan Carjalaisten Nämet olit Epejumalat cuin he rucolit. Rongoteus Ruista annoi Pellonpecko Ohran casvon soi. Wirancannos Cauran caitzi mutoin oltin Caurast paitzi. Egres hernet Pawudh Naurit loi Caalit Linat ja Hamput edestoi. Köndös Huchtat ja Pellot teki quin heiden Epeuskons näki. Ja quin Kevekylvö kylvettin silloin ukon malja jootijn. Sihen haetin ukon wacka nin joopui Pica ette Acka. Sijtte paljo Häpie sielle techtin quin seke cwltin ette nechtin. Quin Rauni Ukon Naini härsky jalosti Ukoi pohjasti pärsky. Se sis annoi Ilman ja WdhenTulon käkri se liseis Carjan casvon. Hiisi Metzeleist soi woiton Wedhen Eme wei calat vercon. Nyrckes Oravat annoi Metzast Hittavanin toi Jenexet Pensast"

[Gast_]

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[Naali]

In Finnland ist es so wie in Deutschland. Die meisten sind zwar in der Kirche, aber nicht unbedingt strenggläubig. Insgesamt spielt aber die Kirche eine etwas größere Rolle als in Deutschland. Zu manchen Festen gehört einfach der Besuch der Kirche, es wird kirchlich geheiratet und die Taufe ist wichtig. Erst nach der Kirche wird übrigens der Name des Babys bekanntgegeben. Davor hat es einen "Phantasienamen", nur die Eltern und sonst niemand kennen den zukünftigen Namen (Klar..sie wählen ihn ja auch aus ..aber er wird nicht weitergesagt).

[OB1]

Naali schrieb am 01.07.2005 13:38
In Finnland ist es so wie in Deutschland. Die meisten sind zwar in der Kirche, aber nicht unbedingt strenggläubig. Insgesamt spielt aber die Kirche eine etwas größere Rolle als in Deutschland. Zu manchen Festen gehört einfach der Besuch der Kirche, es wird kirchlich geheiratet und die Taufe ist wichtig. .

Eben, ich finde die allgemeine Einstellung zur Kirche hier sehr konservativ im Vergleich zu Deutschland. (Fast) Jeder heiratet hier kirchlich und Taufe, Konfirmation, etc sind sogar bei selbstbekennenden Atheisten normal!

[Kathi]

Sowas finde ich eigentlich nicht so gut. Wenn man nicht gläubig ist, sollte man auch nicht kirchlich heiraten. Ich würde das nie machen, ich würde mir dann wie eine Betrügerin vorkommen.

[Naali]

Wenn jemand nicht in der Kirche ist, dann darf man nicht in der Kirche heiraten. Ich glaube OB1 meint in seinem Beitrag, dass auch Leute, die sonst nicht so sehr gläubig sind, Wert auf eine kirchliche Heirat oder eine Taufe legen.
Das ist beispielsweise in meiner Familie so. Man ist nicht strenggläubig, aber auf gewisse Dinge wird schon Wert gelegt. Natürlich dann auch nicht im übertriebenem Maß.

[Kathi]

Ich find's aber eigentlich auch nicht okay, wenn Leute, die sonst nie in die Kirche gehen, an Ostern oder an Weihnachten in die Kirche gehen, nur weil es sich eben so gehört. Das halte ich für scheinheilig.

[Naali]

Ich bin da etwas anderer Meinung. Wir gehen nicht jeden Sonntag in die Kirche, aber zu Festen gehört es für mich in einer gewissen Weise dazu. Auch veranstalten wir im Finnisch-Deutschen Verein Lahti deutschprachige Gottesdienste (evangelisch) und ich helfe dort.
Für mich muß man nicht in dauernd in der Kirche sein, um an Gott zu glauben.Gläubigkeit übt jeder ganz persönlich aus und das geht auch zu Hause.
Während meiner Internatszeit startete etwa jeder 2. Tag mit einem Besuch der Internatskirche vor der Schule (um 7 Uhr morgens) zum Gottesdienst. Teilnahme war Pflicht und ich fand das gar nicht gut..wenn man zum Gottesdienst geht, dann sollte einfach die Freiwilligkeit da sein und die Freude daran solte echt sein.
Was die Kirche anbetraf, bekam ich ein sehr negatives Bild, dass eigentlich nur von Zwang und Strafe geprägt war. Nach der Schule wollte ich von der Kirche absolut nichts mehr wissen.
Erst vor einigen Jahren traf ich eine Italienerin, die hier in Lahti für die katholische Kirche arbeitet. Man konnte gut mit ihr reden und diskutieren und man bekam ein völlig anderes Bild von der Kirche. Auch gibt es in der Deutschen Gemeinde Helsinki einen sehr netten Pfarrer. Ich hätte nie gedacht, dass Gottesdienst vorbereiten so viel Spaß machen kann.

[Kathi]

Okay, vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Also, ich meinte, dass ich es nicht okay finde, wenn Leute, die eigentlich überhaupt nicht gläubig sind (auch nicht im stillen Kämmerlein), zu bestimmten Festen in die Kirche gehen, nur "weil sich das so gehört". Wenn ich dahin gehe und an Gott glaube, dann ist das selbstverständlich okay, auch wenn ich sonst nicht in die Kirche gehe.

[Gast_]

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[OB1]

Naali schrieb am 02.07.2005 12:28
Wenn jemand nicht in der Kirche ist, dann darf man nicht in der Kirche heiraten. Ich glaube OB1 meint in seinem Beitrag, dass auch Leute, die sonst nicht so sehr gläubig sind, Wert auf eine kirchliche Heirat oder eine Taufe legen.
Das ist beispielsweise in meiner Familie so. Man ist nicht strenggläubig, aber auf gewisse Dinge wird schon Wert gelegt. Natürlich dann auch nicht im übertriebenem Maß.

Eine Freundin von mir hier sagte kürzlich sie ist Atheistin, aber gleichzeitig ist ihre Tochter vor wenigen Wochen konfirmiert worden. Hier sind doch über 85% der Bevölkerung Mitglied in der Kirche - die sind bestimmt nicht alle gläubig, aber das meine ich mit konservativer Einstellung gegenüber der Kirche.
Wenn ich mit deutschen Touristen Gruppen eine finnische Hochzeitsgemeinschaft sehe, z.B. jeden Samstag in der Felsenkirche, sind die Deutschen immer überrascht, wie konservativ das hier zugeht.

[sunny1011]

Aus den Aussagen mehrerer Finnen kann ich nur sagen, dass man selbst "nicht viel mit der Kirche am Hut hat", aber aus Anstand nicht wegen der Steuer aussteigen würde. Und das ist doch in Deutschland Gang und Gäbe oder? Daher ist 84% verhältnismässig zu der Anzahl der Praktizierenden recht hoch.

Naali schrieb am 02.07.2005 12:28
Wenn jemand nicht in der Kirche ist, dann darf man nicht in der Kirche heiraten. Ich glaube OB1 meint in seinem Beitrag, dass auch Leute, die sonst nicht so sehr gläubig sind, Wert auf eine kirchliche Heirat oder eine Taufe legen.
Das ist beispielsweise in meiner Familie so. Man ist nicht strenggläubig, aber auf gewisse Dinge wird schon Wert gelegt. Natürlich dann auch nicht im übertriebenem Maß.

Doch, wir haben zwar keine Trauung, aber einen evangelischen Segnungsgottesdienst in der Deutschen Kirche in Helsinki bekommen, obwohl mein Mann (kein Atheist) nicht-kirchenzugehörig ist (nicht ausgetreten, aber von Geburt an). Er hat es mir zuliebe getan, der Pastor hat es uns erlaubt (katholisch könnten wir nur davon träumen!) und es war eine wunderschöne, feierliche Zeremonie. Zwar musste (und wollte) er der Kirche nicht beitreten, aber kommt immer mit mir mit, z.B. zu Weihnachten, zu Ostern, etc. Darüberhinaus muss er damit einverstanden sein, dass im Falle dass wir mal Nachwuchs haben, er die evangelische Erziehung nicht unterdrücken würde.

Zu der Trauung: wir mussten also erst standesamtlich heiraten und dann gab es die evangelische Segnung. Wenn man jetzt eine vollständige Trauung in einer finnischen Kirche vollzieht, braucht man nicht mehr zum Standesamt, da die finnische Kirche Kirchenzugehörige "verheiraten darf". Anders als in Deutschland.

War trotzdem schön - auch wenn nur "Segnungszeremonie". Ich könnte ich bis heute davon schwärmen. Für mich nicht wegzudenken... ) Das Standesamt in Porvoo wurde nur durch die Rede meiner deutschen Trauzeugin aufgelockert. Ansonsten, sehr seltsam, ohne einen persönlichen Touch, eine komische Robe und ein hässlicher Raum.

[Naali]

Ein Bekannter von mir hier trat in seiner Jugend aus der Kirche aus und extra für die Hochzeit wieder ein(seine Frau wollte auf jeden Fall kirchlich getraut werden und er eigentlich auch) Dannach wieder aus. Sowas finde ich eigentlich weniger gut

[sunny1011]

Naali schrieb am 03.07.2005 10:46
Dannach wieder aus. Sowas finde ich eigentlich weniger gut

Ich ebenfalls. Man muss sich treu bleiben, und das taten sowohl mein Mann als auch ich. Wenn es nicht ginge, müsste ich auf die Segnung verzichten. Bin aber froh, dass es in dieser Form geklappt hat.

[OB1]

Ich kann nur bestätigen, dass Sunny´s Trauung/Segnung wunderschön war! :]