Oft wird es nach dem Buch vorgegangen und es reicht eben nicht aus Es gibt allerdings mehr und mehr Fortbildungsangebote, die sich dann in der Praxis für eine erfahrene deutsche Krankenschwester nicht unbedingt als was neues erweisen, aber man hat danach entsprechende Papiere.helene hat geschrieben:Wie sieht es mit dem Fachschulabschluss aus?
Da würde ich die Flinte aber nicht ins Korn werfen, denn momentan wird sogar auf den Philippinen in einer grossangelegten Aktion von Opteam rekrutiert, weil es an finn. Bewerbern fehlt (im öffentlichen Bereich). Seit Jahren sind finn. (gut) ausgebildete medizinische Kräfte auf der Wirtschaftsflucht nach Schweden, Norwegen, UK. Da allerdings die Gesellschaft selbst längst nicht so offen ist, sich auf "fremde" mit nicht perfekten Sprachkenntnissen einzulassen, muss diese schwierige Sprache und lokale medizinische Standards zu erlernen und mit einem entsprechenden Widerstand rechnen, ohne es persönlich zu nehmen. Nicht zuletzt ist es aber auch eine Kostenersparnis, denn gezahlt wird in Fin etwa 1600 e brutto für die ausländischen Krankenschwester (für sie bedeutet es jedoch fünf-sechsfach mehr als auf den Philippinen, nur es ist schon enorm schwierig, die finn. Lebenshaltungskosten damit zu bestreiten). Ich schätze, das würden sie einer Deutschen mit Erfahrung nicht anbieten, aber 2500 Euro ist schon ziemlich viel in dieser Branche, sogar nach den harten Tarifverhandlungen vom letzten Jahr, die uns einen Riesenstreik beschert haben.helene hat geschrieben:Ich bin Krankenschwester mit zig Jahren Berufserfahrung. Würde gern wieder stationär arbeiten.
Ehrlich gesagt, nein, aber es ändert sich neuerdings viel. Man kann es pauschal schlecht sagen, je nachdem wen man vor sich hat (ältere, jüngere, Leute, die sehr einheimisch eingestellt sind, oder offen und neugierig). Es kann passieren, dass man die richtige Stelle findet, aber man muss manchmal eine langen und frustrierende Suche auf sich nehmen (und sie vor allem finanzieren). Ich bin superzufrieden, bin aber in einer jungen, dynamischen Branche tätig und habe acht Jahre lang die schwere Sprache gelernt (und dabei das Glück gehabt, in internationalen Umgebung zu arbeiten). Jetzt hab ich auch den Einstieg in einer sehr lokalen Umgebung geschafft und fühle mich gut integriert und akzeptiert (mit all meinen Fehlern ). Finnen, die auf die neue Welle des Multikulti vorbereitet sind, die Neuen selbstbewusst als Kollegen und keine Konkurrenten ansehen, sind sehr angenehme Zeitgenossen, hilfsbereit und angenehm im Umgang. Momentan merkt man die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt und das Leute langsam umdenken. Was in D von Kebabbude bis zum Putzdienst und Obsthändler passieren kann, nämlich, dass jemand fehlerhaft und mit Akzent spricht, löst hier vor allem bei der älteren Generation oftmals noch Widerstand und Schmollen. Aber Not macht erfinderisch.helene hat geschrieben:Sind die finnischen Kollegen offen für die Integration eines Neuen?
Viele die in Finnland hier im Forum sind wieder weggezogen, und sind nicht mehr so aktiv hier, aber ja, gab's.helene hat geschrieben:Hat jemand Krankenhaus-Erfahrung in FIN, als Mitarbeiter oder Patient? Welcher Unterschied zu D?
Patienterfahrungen sind sehr unterschiedlich. Die meisten Berufstätigen haben eine private Zusatzleistung des Arbeitgebers und den Vorteil, eine Private Grosspraxis in Anspruch zu nehmen, ohne dazu zu bezahlen. Die öffentlichen Leistungen sind derzeit überlastet und es gibt ziemlich lange Warteschlagen, je nachdem wo (mein Zahnarzttermin war 14 Monate Wartezeit in einer Stadt von 40.000 Einwohnern, Wartelisten wurden zeitweise sogar gesperrt). Die Leistungen, die nicht vom Arbeitgeber abgedeckt sind, sind recht teuer (aber sicherlich günstiger als ein Ärztehonorar, wenn man ihn in D aus eigener Tasche bezahlen würde). Dann allerdings muss man die Rechnung bar bezahlen und eine Rückerstattung von der zentralen Sozialversicherungsanstalt einfordern, bleibt aber idR auf gut 70-80% der Kosten sitzen, da die Tarife, die der Abrechnung zu Grunde gelegt werden sind nur ein Bruchteil des tatsächlichen Ärztehonorars. Die Gebühren in den öffentl. Gesundheitszentren sind allerdings recht niedrig (15e Eigenanteil).
Zwar gibt es hier einen Thread über die Sozialversicherung, aber es ist voll von Zeitungs-horrorgeschichten und indiv. Erfahrungen, also davon sollst Du Dich nicht abhalten lassen. Die Politiker arbeiten derzeit an einer gründlichen Sanierung, da die eingeführte "Behandlungsgarantie", sprich, dass jeder im öffentl. System die Garantie hat, spätestens in einem halben Jahr dran zu kommen, vielerorts (besonders in Hinsicht auf OP-Termine und zahnärztlicher Versorgung) nicht eingehalten werden konnte. Inzwischen "kaufen" grössere Städte wie Helsinki Gutscheine zu Privatpraxen und verteilen sie an Behandlungsbedürftige, sprich, sie dürfen die privaten Dienste zu der günstigen Gebühr in Anspruch nehmen, weil das öffentliche System der Pflicht nicht nachkommen kann.
Deutsche Mitarbeiter haben idR einen guten Ruf, also man kann es immer probieren. Berufserfahrung muss schlichtweg auch überzeugen. Viel Erfolg!
Alles nur meine pesönliche Sicht der Dinge und Neuigkeiten aus der Presse.