flaskx hat geschrieben: ↑4. Feb 2022 19:06
Auch waren die Campingplätze früher viel voller und viele Menschen hatten nur ein Zelt oder einen einfachen Wohnwagen dabei. Heute muss es ein 9m Wohnmobil sein.
Früher hat man unter "campen" ja auch noch "zelten" verstanden. Heute muss man bei dem Begriff schon dazu sagen, dass man nicht auf Rädern schläft.
Bullerbü? Weiß nicht: Die vielen Alkoholiker wirst Du wahrscheinlich heute eher nicht so vermissen, oder?
@Hansss: Was ist denn nach Deinem Empfinden besser geworden, seit Du das erste Mal in Finnland warst?
Ich habe auch schon überlegt, was ich zu meinen persönlichen Erfahrungen schreiben könnte (erste FIN-Reise war 1996, wirklich jedes Jahr nach FIN reise ich aber erst seit 2003). Das mit dem früher größeren Vertrauen (z. B. bei Fahrradverleih) hatte ich schon mal in dem hier im ersten Beitrag verlinkten Thread erwähnt. Ansonsten war halt Einiges gefühlt persönlicher/uriger usw. und nicht ganz so auf Massenkommerz aus, wie es heute teilweise rüberkommt.
Natürlich trifft man nach wie vor immer wieder auf supernette Menschen, das hat sich überhaupt nicht geändert, aber ich würde sagen, die Dienstleistungen für Touris sind oberflächlicher und kommerzorientierter geworden. Beispiele:
- in Kilpisjärvi war ich 2001 zum ersten Mal, da war noch das Wanderzentrum im Norden der Hauptanlaufpunkt für Wanderer bezügl. Karten, Infos, etc. 2003 kam das Luontotalo (heute Luontokeskus) in Süd-Kilpis neu dazu, aber das Wanderzentrum war immer noch gut aufgestellt. Ich habe z. T. dieselben Mitarbeiter wie 2 Jahre zuvor angetroffen und sie konnten mir für meine bestehende Halti-Wanderung die benötigten Auskünfte geben (ich war damals noch quasi unerfahren im Solo-Mehrtages-Wandern). Ich glaube, schon ein Jahr später saßen da nur noch irgendwelche gelangweilten Studenten aus Süd-FIN rum, die von der Gegend weniger Ahnung hatten als ich Ausländerin.
- die Unterkünfte: Früher gab es noch ziemlich viele verschiedene Unterkünfte für eher schmale Geldbeutel (auch noch zu Beginn der Euro-Zeit). Irgendwann haben sich die Preise für einfache Hütten in wenigen Jahren quasi verdoppelt. Natürlich müssen die Leute von was leben, so gesehen kann man das ihnen nicht pauschal vorwerfen. Aber am Ende sieht es dann so aus, dass quasi nur noch "Bettenburgen" für betuchte Gäste dazu gebaut werden. Und die meisten Leute werden immer anspruchsvoller und immer weniger geben sich mit einfachen Campinghütten zufrieden, bei denen sie sich das Wasser mit dem Eimer draußen holen müssen. usw.
- die Linienbusse: Immer mehr Linien werden gestrichen. Bis vor ein paar Jahren haben diese Busse auch noch die Post unterwegs eingeworfen, aber das ist eine andere Geschichte. Manchmal kommt jetzt auch ziemlicher Zeitstress auf, ist so mein Eindruck, aber ansonsten ist es eigentlich schon noch so wie "früher": Man kann sich irgendwo an der Landstraße absetzen lassen oder einsteigen. Wenn man öfter fährt, kennt man irgendwann die Busfahrer. Letzten oder vorletzten Sommer ist es mir gerade wieder passiert, dass ein Busfahrer in Ostlappland mich gefragt hat, ob er mich nicht vor X Jahren mal auf dieser und jener Strecke in Westlappland dabei hatte. Oder es wird mal extra ein kleiner Abstecher gemacht, wenn man fragt: "Wo muss ich aussteigen, wenn ich zu X will?" und X ist ein bisschen weiter weg usw.
- Was sich auch nicht geändert hat, finde ich, ist die Hilfsbereitschaft und allgemeine Freundlichkeit der meisten Menschen, die man trifft. Im Sommer 2012 hatte ich eine Knieverletzung, nur so 7-8 km von der nächsten Straße entfernt, und 2 Tageswanderer (Vater mit Sohn, mit 1 kleinen Rucksack) haben mir angeboten, mit mir langsam zur Straße zu laufen und meinen großen Rucksack zu tragen (ich hab abgelehnt, da ich erst nochmal die Nacht abwarten wollte). Letzten Sommer hatte ich ein Transportproblem zwischen FIN und N, da ein Teilstück wegen Corona nicht mit dem Bus befahren wurde, Taxi gab es nicht. In meiner Verzweiflung hab ich halb Karigasniemi angerufen, u. a. auch im Supermarkt, ob jemand wüsste, wie ich am selben Abend nach Karasjok kommen könnte. Der "Kauppias" sagte, er könne mich nach Ladenschluss fahren (er wohnt in Karasjok), aber mein Bus sollte erst 1 Std. später in Karigas ankommen. Als ich dann eine frühere Mitfahrgelegenheit vom Ausgangspunkt bis Karasjok gefunden hatte und wir in Karigasniemi zum Einkaufen angehalten haben, hab ich dem Typen erzählt, dass ich das vorher am Telefon war, und er sagte, er habe nach unserem Telefonat schon überlegt, ob er nach Ladenschluss auf mich warten solle, um mich dann zu fahren. Das sind jetzt nur 2 Sachen, die mir so einfallen.