Heirat in Finnland

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Naali
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#1 Heirat in Finnland

Beitrag von Naali »

So..ich kopiere das mal aus einem anderen Thread heraus. Die Infos von Sunny sind ja ziemlich interessant (verdienen ein eigenes Thema :] ) und somit wird es übersichtlicher für Leute, die gezielt Infos zum Thema suchen.

Puolukka schrieb:

Ist zwar kein Tipp und auch kein Trick, aber ne Frage...
Und zwar haben mein Freund und ich auch schonmal über Kinder, Heiraten etc gesprochen - rein hypothetisch, aber trotzdem sind dabei ein paar Sachen ans Licht gekommen, über die ich mir ein paar Gedanken gemacht habe.

Z.B. er ist kirchlich (wenn auch nicht gläubig, aber trotzdem kirchlich irgendwie) und ich nicht. Ich persönlich wäre nie auf die Idee gekommen, mein Kind taufen zu lassen... Aber in Finnland scheint das ja sehr verbreitet zu sein. Traditionell wird das Kind getauft und erst dabei wird der Name verraten, wie Riksu im anderen Thread schon meinte.

Andere Sache, das Heiraten... Mir würde das Standesamt ja reichen, aber er redete von kirchlich. Wenn es nun deswegen wäre, weil es so schön ist in der Kirche zu heiraten, könnt ich das ja noch nachvollziehen... aber finnische Kirchen sind irgendwie langweilig, von Romantik merk ich da nicht viel. Und wenn er sowieso nicht an Gott glaubt...? Ich meine, das kostet doch sicherlich auch nochmal eine ganze Menge Geld, oder...?

Und überhaupt. Wenn ich nun doch "typisch finnisch" heiraten und mein Kind taufen lassen will, muss ich dann selbst in die Kirche eintreten? Das würde ich ehrlich gesagt nur ungern tun. Oder reicht es, wenn einer von beiden kirchlich ist? Wird man dann komisch angeguckt oder wird es toleriert?

Auch mit der Familie wird es kompliziert. Einfach alle einladen, und dann auf eigene Kosten anreisen lassen? Die komplette Familie aus Deutschland? Das wäre ja ein wenig unfair der deutschen Verwandschaft gegenüber. Unterbringen müsste man sie ja auch irgendwo. Getrennte Feiern in FIN und D? Das wäre komisch, wenn die Hälfte fehlt. Nur die wichtigsten aus D einladen und später noch einmal im Familienkreis "nachfeiern", aber ohne viel Trara? Dann sind wieder welche beleidigt, dass sie nicht zu den wichtigsten zählen. Einfach gar keinen einladen kann aber auch nicht die Lösung sein.

Wie haben andere deutsch-finnische Paare das denn alles geregelt?


Sunny schrieb:


Huh, kommt mir bekannt vor - so viele Fragen Und zwar zum Thema Heiraten und nicht Schwangerschaft, also bissl Offtopic:

Bei uns war es andersrum. Ich bin kirchlich, mein Gatte nicht (nie gewesen). In Fin ersetzt die Kirche die standesamtl. Trauung, wenn beide kirchlich sind. Ansonsten lässt die evang. Kirche nach Ermessen einen Segnungsgottesdienst zu ( = "richtig" heiraten aufm Standesamt, schöne Messe in der Kirche). Ich kann Dir sagen, Standesämter sind noch liebloser als die Kirchen - hässlicher Raum, verkrampft, die Beamtin in einer sackartigen Robe, aber meine Freundin (inoffiziell als Standesbeamtin) hat alles gerettet. Die Beamtin hat allerdings für mich alles auf Deutsch vorgelesen

Ich hab vor der Hochzeit lt. meinem langjährigen Wunsch von katholisch zu evangelisch gewechselt. Alles kein Problem, da ich aus der kath. Kirche nicht mehr austreten musste, weil ich in D keinen Wohnsitz mehr hatte.

Du musst nicht der Kirche beitreten wegen der Hochzeit oder Taufe. Allerdings muss sich der nicht-kirchliche Partner bereit erklären, den anderen in der Ausübung des Glaubens nicht zu behindern und evtl. Kinder im Glauben zu erziehen ggf. taufen zu lassen. Ich kenne wieder auffällig viele Erwachsene, die nicht getauft sind in Finnland. Das hat Seltenheitswert in D. Komisch angeguck wäre man auf einem Dorf. In Helsinki oder anderen Städten macht es nix. Mein Mann kommt ab und zu mit zum Konzert oder Weihnachtsmesse, hat einen guten Draht zum Pastor, der uns sogar manchmal besucht Ausserdem ist er ungetauft eine Art "Pate" Vertrauensperson für unseren Neffen. Lediglich durfte er die Patenurkunde nicht bekommen, aber durfte an der Zeremonie als Pate teilnehmen. Undenkbar in der kath. Kirche!

Wenn man eine romantische Zeremonie will, dann steuert man die deutsche Kirche in Helsinki an, vor allem den Hauptpastor - ein wunderbarer Mensch . Kann ich nur empfehlen. Ich könnte mit der finnischen Zeremonie auch nicht viel anfangen. Man kann einen Ablaufvorschlag selbst ausarbeiten und z.B. deutsch-finnische Elemente einbauen. Oder den Porvoo Dom buchen, bis dahin müsste er wieder stehen und ist immer einige Jahre im voraus ausgebucht.

In der Kirche haben wir keinen Cent bezahlen müssen. Auch aufm Standesamt nicht. Die Kosten hat nur in D das Ehefähigkeitszeugnis verursacht, und zwar nicht wenig (Übersetzungen, Auszüge, Urkunden, Gebühr, etc.). Die finnische Seite hat es nur zur Ansicht gebraucht und KEINE Übersetzung verlangt. Ansonsten gab es keine Heiratsgebühr, ganz anders in D. Bezahl haben wir nur das gebuchte Chor-Ensemble (etwa 200 euro wenn ich mich richtig erinnere). Spenden darf man.

In Finnland erwartet man bei einer Hochzeit nicht, dass alle Anreisekosten bezahlt werden. Ich muss sagen, finnische Gäste, die auch von weit weg kamen, waren unkomplizierter als Deutsche. Ich hab den Deutschen bis aufs kleinste Detail geholfen, die Reise zu planen, Flüge zu buchen, Unterkunft zu finden. Es gab auch Airport-Shuttle by Bride and Groom. Ich war froh dass sie da sind, aber manche haben sich echt angestellt. Den Stress würde ich mir nicht nochmal antun. Bezahlen mussten sie selbst. Daher haben wir sie gut ein Jahr im Voraus informiert. Ein gemischtes Fest ist schon schön, nur leider kann man die peinlichen Spiele und nicht alles im vollen Umfang haben, denn die Sprache ist vor allem bei älteren Gästen eine Barriere. Schön war es trotzdem Geteilt würde ich es nicht machen, denn da stündest Du alleine da und hast womöglich doppelte Kosten. Es ist sogar üblich in Fin, Geld für Getränke zu verlangen, fänd ich aber ein wenig übertrieben.

Wenn ich es nochmal machen würde (werde ich aber nicht ), dann käme für mich lieber eine deutsche standesamtl. Trauung und Kirche in Fin in Frage. So könnte man mit den, die nicht nach Fin gekommen sind, in kleinem Rahmen feiern. Und alles zeitl. nicht zu weit ausseinander (hatten nur einen Tag zwischen standesamtl. und Kirche).

Viel Erfolg schon mal.
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Naali
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#2 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von Naali »

Apropos standesamtliche Trauung:

"Anmeldung" zur standesamtlichen Trauung ist eine Woche vorher (oder länger..aber eine Woche ist Pflicht). Bei Ausländern sind, wie Sunny schon schreibt, Papiere notwendig. Bei Doppelbürgern ist entscheident, wie lange sie die finnische Staatsbürgerschaft schon haben. Ist es noch nicht so lange, dann brauchen sie aus dem anderen Land noch ein Ehefähigkeitszeugnis. Bei "langjährigen Doppelbürgern" (z.B. seit Kindheit an) braucht man keine Unterlagen aus dem anderen Land.
Sie brauchen zur Anmeldung wie alle finnischen Staatsangehörigen auch, nur einen Pass und persönliches Erscheinen auf dem Amt zur Anmeldung. Außerdem muss das Formular ausgefüllt werden.
Die Trauung ist sehr kurz und dauert etwa 10min. Ich fand es allerdings sehr feierlich, unverkrampft und schön.
Normalerweise ist die Trauung natürlich auf Finnisch, aber wenn man der finnischen Sprache nicht mächtig ist, ist (natürlich :D ) auch eine andere Sprache möglich. Bei meiner russischen Freundin fand z.B. alles auf Englisch statt.
Trauzeugen sind notwendig, aber zur Not können das auch Mitarbeiter des Magistrats sein. Bei mitgebrachter Kamera fotografieren sie die ganze Zeremonie auch. Außerdem wird vorher nach dem Ablauf gefragt. Manche wollen ja Ringe erst bei der kirchlichen Trauung tauschen oder haben sonstige Wünsche.

Die Trauung selber und auch das Einreichen der Papiere kostet nichts.
Zuletzt geändert von Naali am 21. Nov 2006 11:24, insgesamt 1-mal geändert.
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#3 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von sunny1011 »

Kleine Korrektur:

- Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, dass ich mich am Heiratstag ausweisen musste (nur bei Anmeldung). Ganz anders in Deutschland. Zur Sicherheit, Pass doch lieber mitnehmen :D

- Ob Zeugen Pflicht sind, kann ich nicht sagen, allerdings spielen sie keine grosse Rolle. Sie mussten sich nicht ausweisen, keine Personaldaten angeben, nix verstehen, nichts unterschreiben. Meine Freundin hat's belächelt, weil sie ja selbst Standesbeamtin in D ist und fand es ein bisschen zu locker ;)

- Wenn man der Sprache nicht mächtig ist (war ich aber; das Deutsche war eine Geste der Standesbeamtin - fand ich Spitze), wird ein Pflichtübuersetzer nicht automatisch vorgeschlagen. In D ein Muss, schliesslich soll man auch wissen worum es geht :D Es kann sein, dass EU Ehen lockerer behandelt werden. Ich bin mir sicher, dass Finnland sehr genau ein Auge auf potentielle Scheinehen hält.

- Vorteil: absolut null Gebühren (ausser Ehefähigkeitszeugnis; hier Riesenunterschiede, Holland 10 Euro, Deutschland ~90 Euro, Finnland kA)

- Mir hat die Ausstattung des Standesamtes überhaupt nicht gefallen, feierlich ist für mich was anderes. Meine Freundin gestaltet in D Eventtrauungen auf Burgen usw. und auch das Standesamt hat einen schönen Raum. Ich bin mir nicht sicher, wie man in Fin Eventtrauungen organisiert. Ich glaube es ist nur eine deutsche Vorgabe, dass man unterm Dach heiraten darf, also wäre eine Trauung (a la Ami) unterm freien Himmel möglicherweise machbar (und nett) in Finnland, vorausgesetzt das Wetter spielt mit :D

- Die Länge hängt davon ab, was man abspricht. Unsere war gut 20-30 Min lang. Es können persönliche Beiträge eingebunden werden, man wird zuvor gefragt, ob man sich küssen möchte etc. Das alles dauert ja...
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#4 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von Naali »

-Trauzeugen SIND Pflicht. Aber diese Aufgabe können auch Mitarbeiter des Magistrats übernehmen. Man muß also keine Trauzeugen mitnehmen.

-Bei meiner Freundin war es kein Pflichtübersetzer, sondern die Standesbeamtin sprach automatisch Englisch.

-"Standartzeremonie" dauert ca. 10min (vorlesen der üblichen Sätze ( :D ), Ringe tauschen, küssen ( :D ). Alles wird abgesprochen.

-Die Zimmer in den Magistraten sind sicherlich verschieden eingerichtet. Ich fand es sehr feierlich. Überraschend feierlich sogar..hatte mit etwas ganz anderem gerechnet.
Zuletzt geändert von Naali am 21. Nov 2006 15:25, insgesamt 1-mal geändert.
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#5 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von sunny1011 »

Ich hab lediglich versucht alle Möglichkeiten zu beleuchten. Es gibt mehere Aspekte, die die Heiratswilligen mit dem Beamten besprechen, als was Du bei Deiner Freundin mitbekommen hast. Ich finde das nützlicher als bei jedem Punkt aus Prinzip zu widersprechen, weil es bei Deiner Freundin nicht so war ( Bild )

Pflicht ist lediglich die Beantwortung der Frage (es sei denn man will gar nicht heiraten :D ). Abgesprochen und optional ist auch ob nur die Frau einen Ring angesteckt bekommt (durchaus üblich) oder ob Ringe tauschen, oder keine Ringe tauschen (üblich bei Paaren die später noch einen Segnungsgottesdienst feiern, oder die keine Ringe haben), und ob wir uns küssen möchten (vllt aus Rücksicht auf verschiedene Kulturen). Die von Loja im Gedicht zauberhaft beschriebene Erfahrung: Wir haben bejaht im Vorgespräch, dass wir uns küssen wollen, dann hat unsere Beamtin nur miteiner gespitzten Schnute den richtigen Moment in der Zeremonie angedeutet (statt "sie dürfen die Braut küssen" :D ). Also im Prinzip sind es keine Muss-Teile der Zeremonie, die die Tatsache "verheiratet zu sein" bekräfigen.

Die Dauer hab ich nicht mit der Stoppuhr gemessen, kommt hin, ist individuell (auch die Sprechgeschwindigkeit des Beamten).

Pflichttrauzeugen - ja, alledings sehe ich da persönlich nicht unbedingt viel Sinn, wenn sie nichts unterzeichnen, verstehen und/oder im Amtspapieren erscheinen als Petra Mustermann aus D (ohne Adressenangabe und Ausweis) nie wieder auffindbar sind :D Rechtlich null Einfluss.

Welche Sprachen ein Beamter sprechen/ablesen kann ist sehr unterschiedlich. Ob ein (Pflicht-)Übersetzer zugeteilt wird, liegt im Ermessen der Beamten, wie auch vieles in Fin, also ist weder die Trauung Deiner Freundin noch meine das Mass aller Dinge.
Zuletzt geändert von sunny1011 am 21. Nov 2006 14:02, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#6 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von Naali »

*g* es war nicht nur bei meiner Freundin so :D






PS: Ich habe nicht gesagt, dass Ringe tauschen usw Pflicht ist. Ebenfalls auch nicht das Küssen. Bei der Dauer redete ich auch von "etwa" und "ca" und nicht "es dauert exakt 10min" :rolleyes: :D
Ich habe auch nur von meinen Erfahrungen berichtet, mehr nicht. Nur bei den Trauzeugen habe ich "widersprochen".


:rolleyes:
Zuletzt geändert von Naali am 21. Nov 2006 15:23, insgesamt 1-mal geändert.
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#7 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von sunny1011 »

Einige Vorbereitungsfakten (für standesamtlche Eheschliessung):

Ehefähigkeitszeugnis für den deutschen Heiratwilligen (im folgenden HW genannt :D ) - Heirat in Finnland, benötigte Unterlagen:

- Geburtsurkunde (Original) des dt. HW
- Auszug aus dem finnischen Bevölkerungsregister mit Angaben zu den Eltern und Familienstand / Ote Väestotietojärjestelmästä (virkatodistus) Gebühr ~4 Euro (mit Übersetzung - leider, auch wenn es nur eine formelle Tabelle ist...)
- Kopie der Reisepässe beider HW
- Wohnsitzmeldebescheinigung beider HW (mit Übersetzung), in Finnland asuinpaikkatodistus - auch hier nur 1/2 Seite Tabelle, die übersetzt sein muss)

Das Ehefähigkeitszeugnis ist nur begrenzt gültig, [4-6 Monate, muss überprüfen]. Man beantragt es im Amtsbezirk des letzten Wohnsitzes in D.

Für die Übersetzung der Dokumente für das deutsche Standesamt sollte man knapp 100-150 Euro einplanen (bei mir war es 1,60 Euro pro Zeile) und muss von einem vereidigten Übersetzer übersetzt und beglaubigt werden. Hierzu würde ich eine/n Deutsche/n vorziehen, weil in die Muttersprache übersetzt wird und der Preis ungefähr 50% billiger ist. Auch damit rechtzeitig anfangen.

Das deutsche Ehefähigkeitszeugnis kostet ab 33 Euro (kann von Region zu Region und je nach Aufwand unterschiedlich ausfallen, wenn frühere Scheidungen/Kinder eingetragen werden müssen, etc. Bei mir war's 55 Euro (und ich hatte nix zu verbergen :D ). Finnland hat ausdrücklich nach einer Apostille verlangt (Echtheitsbestätigung). Die kostete 20 Euro extra. Lt. meiner Freundin, überhaupt nicht üblich in anderen Ländern, weil das Zeugnis bereits aus einer anerkannten Stelle (dt. Standesamt) stammt.

Das finnische Standesamt hat keine Übersetzungen oder weitere Dokumente verlangt (obwohl die Botschaft darauf hinweist, dass alle deutschen Unterlagen übersetzt werden müssen). Das kann aber je nach Ermessen entschieden werden, also vorab erfragen.

Heiratsurkunde

- man unterschreibt keine offiziellen Papiere bei der Trauung, wie in D
- Trauzeugen unterschreiben gar nix, werden im Vihkimisilmoitus lediglich mit Vor-/Nachnamen und ohne hetu eingetragen
- Die finn. Heiratsurkunde beinhaltet: Namen vor der Heirat, hetu Sozialversicherung und Wohnort [bei Ausländern auch die Staatsangehörigkeit] der beiden HW
- Namen nach der Eheschliessung (z.B. ob Mann/Frau ihren eigenen Namen behält, den gemeinsamen Namen oder einen Doppelnamen, je nach Wahl)
- Datum und Ort
- Unterschrift des Standenbeamten

mehr nicht.

Angelegenheiten in der deutschen Botschaft (nach der Heirat)

Jetzt fängt's an :twisted:

Bisher gab es einen Konflikt in der Rechtsprechung zwischen Finnland und Deutschland. Ich weiss nicht, ob sie inzwischen diese Vorschrift abgeglichen haben. Für die Ausstellung von Pässen (bei Namensänderung) benötigt man die Amtsurkunde zur Eheschliesslung ("Todistus toimiteutusta avioliiton esteinden tutkinnasta / vihkimisilmiotus"), nicht die Heiratsurkunde ("Vihkimistodistus"). Nur die darf das finn. Standesamt (Maistraatti) nicht herausgeben/kopieren. Sie ist umfangreicher und dokumentiert die gesamten Details der Eheschliessung. Grund mitunter wg. den Namen der dritten Partei ?( (hehe, finn. Datenschutz, sowas!). Also schon mal viel Spass beim hin und her rennen und überzeugen, alle HWs - es lohnt sich :D

Wenn die finnische Heiratsurkunde später in D verwendet werden soll, sollte man sie der örtl. Registerbehörde zur Echtheitsbestätigung (Apostille) vorlegen (s.o. finn. Anforderung an das Ehefähigkeitszeungnis). Eine Legalisierung durch die Botschaft ist nicht notwendig.

Ich muss sagen, in Deutschland lief alles wie am Schnürchen. Lästig waren nur die Übersetzerkosten, aber bei so einer Sprache kann man die Notwendigkeit nachvollziehen. Wie gesagt, in Finnland waren kaum Gebühren fällig. In Finnland war folgendes positiv:
- deutsches Ehefähigkeitszeugnis wird idR ohne Übersetzung akzeptiert
- im Gespräch wird nach Ermessen entschieden, ob ein Dolmetscher anwesend sein muss
- in den meisten Ämtern existieren Vorlagen zu den Eheschliessungsfragen in den gängigsten Sprachen, die vom Standesbeamten nach Wunsch vorgelesen werden
- die Eheschliessungsinformation wie Namensänderung wird an mehrere Stellen automatisch weitergeleitet (neue KELA Karte war innerh. 1 Woche im Briefkasten)

Jetzt mach ich das dicke Familienbuch wieder zu Bild
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#8 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von Naali »

Wie gut, dass ich Doppelbürgerin bin :D


Übrigens ist es auch in Finnland so, dass entweder eine getrennte Namensführung möglich ist (jeder behält seinen ursprünglichen Namen), eine gemeinsame oder ein Doppelname für einen Ehepartner. (entweder der eigene oder der Name des Ehepartners wird vorangestellt). Bei getrennter Namensführung muß der Familienname für das Kind bestimmt werden. Dieser Name gilt dann auch für alle weiteren Kinder. Ein Doppelname für die Kinder ist nicht möglich.
Zuletzt geändert von Naali am 21. Nov 2006 18:56, insgesamt 1-mal geändert.
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#9 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von sunny1011 »

Auch interessant: Wenn bei der getrennten Namensfürhrung eine solche Bestimmung über den Namen der Kinder vorab nicht getroffen wurde, erhält das Kind den Namen der Mutter :thumbsu: Für mich persönlich wäre das eh nix mit getrennten Namen, aber es ist neuerdings durchaus weit verbreitet. Auch, dass der Mann den Namen der Frau annimmt.
Zuletzt geändert von sunny1011 am 21. Nov 2006 19:14, insgesamt 1-mal geändert.
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#10 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von Naali »

Ich finde die verschiedenen Möglichkeiten gut, denn so ist man nicht "gezwungen" den Namen des Mannes anzunehmen. In manchen (auch europäischen) Ländern ist das ja leider noch fast ein "Muss".
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#11 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von Jan »

sunny1011 schrieb am 21.11.2006 18:28

Für die Übersetzung der Dokumente für das deutsche Standesamt sollte man knapp 100-150 Euro einplanen (bei mir war es 1,60 Euro pro Zeile) und muss von einem vereidigten Übersetzer übersetzt und beglaubigt werden. Hierzu würde ich eine/n Deutsche/n vorziehen, weil in die Muttersprache übersetzt wird und der Preis ungefähr 50% billiger ist. Auch damit rechtzeitig anfangen.
Den Übersetzer muss ich haben. Nach meiner standesamtlichen Trauung in Finnland habe ich erstmal suchen müssen, wer mir die Unterlagen übersetzt. Per Nachnahme kam es dann zurück. Der Spaß hat aber weit mehr als 150 Euro (oder damals 300 DM) gekostet. Straft mich lügen, ich meine es waren knapp 700,- DM.
Ich bin nicht DICK, lediglich mein Biotyp hat sich geändert!!! (Ronaldo)
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#12 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von sunny1011 »

@Jan

Ich meine die obigen Dokumente (nur Fin-Dt). Die Gesamtrechnung war 114 Euro. Fand ich günstig. Ich kann Dir die Kontaktdaten per PM schicken. Alles ging per Fax und später per Post + Überweisung :)

EDIT: Vorab gefaxt wegen Kostenvoranschlag damit es schneller geht, dann nachgeschickt m Original - ja. Ich würde mich da auf einen Übersetzer (vor allem vereidigten und mit Dr. Titel) verlassen, macht es ja nicht zum ersten Mal.
Zuletzt geändert von sunny1011 am 22. Nov 2006 10:13, insgesamt 1-mal geändert.
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#13 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von Naali »

Wenn die Papiere nur gefaxt wurden muss der Übersetzer einen Zusatz beifügen, dass er das Original nicht gesehen hat. Zum Beispiel so "Von Fernkopie übersetzt worden". Wahrscheinlich macht es nichts aus, aber ich wollte nur darauf hinweisen.
Zuletzt geändert von Naali am 22. Nov 2006 08:24, insgesamt 1-mal geändert.
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#14 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von sunny1011 »

Finnen, die mit Ausländern verheiratet sind, können künftig womöglich den Richtlinien des Scheidungsrechts des anderen Landes unterliegen :twisted:

Die EU-Kommission will das Scheidungsrecht vereinheitlichen. Wenn das andere Land schärfere Massnahmen vorsieht, würden sie dann auch in Finnland für scheidungswillige Finnen gelten, um sich von dem ausländischen Partner scheiden zu lassen. In Finnland gehört Scheidung zum Grundrecht und bedarf nicht der Einwilligung des anderen Partners.

Finnland stimmt dem Vorschlag der Kommission nicht zu. Auch Holland und Schweden sind dagegen.
Divorcing Foreign Spouse Could Get More Complicated

Finns married to foreigners could have a more difficult time getting a divorce in the future, if the European Commission's current plan to standardise divorce procedures is approved. The matter was reported in the newspapers Turun Sanomat, Kaleva and Etelä-Suomen Sanomat.

According to the new regulation, Finnish courts handling divorces could be forced to adapt to another country's laws that are stricter than their own. It's also possible that a Finn living abroad could no longer be granted a divorce in accordance with Finnish law.

Finland does not approve of the Commission's proposal because it does not want to make the situation more difficult for its citizens. In Finland, divorce is seen as a basic right, which can be granted without permission from one's spouse. Other EU countries, including Sweden and Holland, have also criticised the proposal.

The aim of the Commission's proposal is to help countries recognise judgments handed down in other countries. Currently divorce laws vary greatly within the EU.
YLE
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#15 Re: Heirat in Finnland

Beitrag von sunny1011 »

Heute findet ein Wedathon in der Kirche von Vantaa. Bis 4 Uhr wird dauergeheiratet :D Schreckliche Vorstellung, aber wer mag so eine Abfertigung - mal was anderes.

ein http://www.hs.fi/english/article/Up+to+ ... 5249420061
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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