Negative Aspekte von Finnland

Alles Interessante über das Land und die Menschen die dort leben (Geschichte, Politik, Gesellschaft und Gesundheit).

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Kathi
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#1 Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Kathi »

Hi Leute,
auch wenn ich Finnland sehr gern mag, möchte ich doch auch mal gern wissen, was an Finnland vielleicht nicht so toll ist. Man möchte ja möglichst breit informiert sein, vor allem wenn man eventuell mal dorthin auswandern möchte. Was gibt es dort also Negatives zu berichten, z.B. aus der Politik, dem Alltagsleben etc.?

MfG, Kathi
Zuletzt geändert von Kathi am 17. Apr 2005 14:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Svea
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#2 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Svea »

Dieses Thema interessiert mich auch sehr :) !
Ich mag Finnland ja auch wirklich sehr gerne, aber ich finde es albern zu sagen, dass alles toll und besser ist als bei uns. Nur leider scheinen einige dann ja gleich beleidigt, wenn man mal ein kritisches Wort sagt :rolleyes: :( ...
Am interessantesten ist es natürlich, wenn Leute, die schon für längere Zeit in Finnland waren, darüber berichten.

Ich kann nur sagen, was mir nicht so gut gefiel:

- Ich wurde oft aus den Leuten nicht richtig schlau. Oft ist man mir sehr reserviert begegnet (z.B. wenn ich alleine irgendwo saß, blieb der ganze Tisch frei, keiner setzte sich zu einem oder fing einfach mal ein unverbindliches Gespräch an oder man antwortete mir auf Englisch, wenn ich mich bemühte Finnisch zu sprechen)

- die Städte sind oft im Vergleich zu deutschen Städten ziemlich "hässlich", was das Stadtbild betrifft. Viele 60er Jahre Bauten, wenig historische Gebäude (das lässt sich vielleicht dadurch kompensieren, dass die Natur meist nicht weit entfernt ist...)

- die Gastlichkeit und Gemütlichkeit was Essen gehen etc. betrifft, habe ich manchmal vermisst

- Backwaren/Brot etc. schmeckten meist irgendwie matschig, fad und gleich

- die Unterkünfte. Im Preis sehr viel teurer als bei uns und vom Niveau meist viel schlechter (ich denke daran, was man uns so alles angeboten hat... :rolleyes: ) und manchmal auch nicht so sauber (die Erfahrung hat eine Freundin von mir auch schon gemacht... :rolleyes: )

- Mir begegneten tagsüber oft alkoholisierte Leute

- Finnland baut ein neues Atomkraftwerk als einzigstes Land der EU (das kann mich ehrlich gesagt sehr aufregen [img]mad.gif[/img] )


...mmmmh...ganz schön lange Liste :D . Ich war erst 2x dort und habe dementsprechend erst wenige Erfahrungen, aber das ist mir eben so aufgefallen...

Jetzt bin ich neugierig auf die anderen Beiträge :) !
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Naali
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#3 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Naali »

In Finnland wird es eher als nicht so üblich angesehen, dass man andere Leute einfach so anspricht und deswegen war es wohl auch so, dass du alleine am Tisch saßt. Das war eigentlich nicht unhöflich gemeint..man wollte nur Rücksicht nehmen. Das ist ganz anders als in Deutschland. Und das Gleiche war auch mit dem Englisch, die Leute denken, sie kommen dir entgegen, wenn sie Englisch sprechen.
Auch Gastlichkeit hängt damit zusammen. Es ist etwas anders als in Deutschland. Der Gast steht etwas weniger im Mittelpunkt und wird auch hin und wieder alleine gelassen. Das ist aber nicht unhöflich gemeint.

Die meisten Städte Finnlands sind sehr jung und daher gibt es wenig historische Bauten. Bzw die Städte waren früher Dörfer aus Holzhäusern, die haben die Zeit nicht überdauert. Viele Städte wuchsen gerade um 1960-1970 sehr stark an, da viele aus dem Norden in den Süden zogen bzw karelische Flüchtlinge aufgenommen wurden. Der Baustil ist leider heute noch zu sehen.

In Finnland gibt es salzige Butter (es gibt auch ungesalzene, aber sie ist nicht so üblich), oft ist im Brot auch weniger Salz drin. Es schmeckt so pur etwas fade. In großen Geschäften kann man auch frischgebackenes Brot kaufen, Bäckereien gibt es aber sehr selten.

Die Bevölkerung ist gegen den Bau des Atomkraftwerkes und es gab hitzige Diskussionen. Seit Jahren wurde darüber diskutiert..aber am Ende gewann leider die Regierung.


Das ist nicht als Gegenargument gemeint, manchmal ist das "warum" ja ganz interessant :)


Was mir nicht so gut gefällt, ist die Feindlichkeit gegenüber bestimmte Ausländer wie Russen oder Südländer. Zwar gibt es überall Ausländerfeindlichkeit , aber hin und wieder habe ich sie durch Erzählungen von Freunden doch ziemlich offen mitbekommen.. Was mir russische Arbeitskollegen erzählen, finde ich sehr schlimm. Und eine Freundin aus dem Iran wurde als Zigeunerin beschimpft. Natürlich hat das auch geschichtliche Hintergründe, aber in der heutigen Zeit sollte man Geschichte zwar nicht vergessen, aber damit umgehen können.
Zuletzt geändert von Naali am 17. Apr 2005 18:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Svea
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#4 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Svea »

Naja, die Gründe dieser Aspekte sind mir schon mittlerweile bekannt (aber vielleicht andere nicht, also trotzdem gut, sie zu posten :) !). Es sind nur Dinge, die ich trotzdem eher als "negativ" empfinde, auch wenn ich weiß, dass es Erklärungen dafür gibt...
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JOanna
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#5 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von JOanna »

Svea schrieb am 17.04.2005 14:42

- die Städte sind oft im Vergleich zu deutschen Städten ziemlich "hässlich", was das Stadtbild betrifft. Viele 60er Jahre Bauten, wenig historische Gebäude (das lässt sich vielleicht dadurch kompensieren, dass die Natur meist nicht weit entfernt ist...)

Jetzt bin ich neugierig auf die anderen Beiträge :) !
Hat auch etwas damit zu tun, dass viele von den alten schönen Gebäuden im Krieg zerstört wurden...


Für euch ist Finnland ein rassistisches Land. Für mich (Finnin) ist Deutschland rassistisch. Ich finde es unglaublich wie z.B. Osteuropäer in Deutschland behandelt werden und habe auch selbst da einige schlimme Erfahrungen gemacht.
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Kathi
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#6 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Kathi »

So hässlich fand ich die Städte eigentlich nicht. Es kommt wohl auch immer drauf an, was man sonst so gewöhnt ist. Ich komme ja aus Bochum, und da gibt es kaum alte Gebäude, es war nach dem Krieg fast ganz zerstört. Da haben die meisten finnischen Städte ein schöneres Stadtbild.
Das mit dem Atomkraftwerk habe ich auch schon gehört. Klar, das ist nicht toll. Aber ich denke, die Regierung hat sich das auch halbwegs überlegt. Sonst müsste man die Energie ja woanders herbekommen, das ist ja meist auch nicht umweltfreundlich, wegen CO2 und so. Obwohl ich radioaktive Verstrahlung als potentielle Gefahr immer noch schlimmer finde.
Das mit der Ausländerfeindlichkeit ist natürlich schade. Leider gibt's das in Deutschland ja auch zu Genüge. Türken und Russen sind hier ja auch nicht bei allen gern gesehen. Ich find's schade, dass die Leute so intolerant sind. :(

MfG, Kathi
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#7 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Naali »

@Joanna: Finnland ist für mich kein rassistisches Land. Ich fand die Erfahrungen nur nicht so gut. Ich schäme mich dann als Finnin für Finnland und auch als Deutsche für Deutschland (im umgekehrten Fall, wenn es in Deutschland etwas Negatives gibt). Ausländerfeindlichkeit gibt es in jedem Land und natürlich auch in Finnland. Deswegen liegt es auch an uns es zu ändern und nicht jemanden nach der Nationalität zu beurteilen.
Zuletzt geändert von Naali am 17. Apr 2005 20:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Svea
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#8 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Svea »

Kathi schrieb am 17.04.2005 19:32
So hässlich fand ich die Städte eigentlich nicht. Es kommt wohl auch immer drauf an, was man sonst so gewöhnt ist. Ich komme ja aus Bochum, und da gibt es kaum alte Gebäude, es war nach dem Krieg fast ganz zerstört. Da haben die meisten finnischen Städte ein schöneres Stadtbild.
Ja, sicherlich kommt es darauf an, was man gewöhnt ist. Ich würde ehrlich gesagt auch jede finnische Stadt dem "Ruhrpott" vorziehen ;) .
Allerdings ist es ja nicht abzustreiten, dass man historisch so interessante und vielfältige Städte mit beeindruckender Architektur wie Potsam, Heidelberg, Rotenburg, Hamburg, Berlin, Lübeck, Münster...etc. niemals in Finnland findet. Und mit solchen Städten ist Deutschland ja nun wirklich gesegnet. Ich denke, da gibt es nichts zu diskutieren, was Finnland betrifft.
Aber dafür gibt es dort ja andere schöne Dinge und die ganz moderne Architektur dort finde ich oftmals auch sehr gelungen :) .
Zuletzt geändert von Svea am 18. Apr 2005 10:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Naali
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#9 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Naali »

das ist in Finnland aufgrund der Geschichte auch gar nicht möglich. Dafür gibt es auch hier Städtchen mit interessanter Innenstadt wie zum Beispiel Porvoo. Einer sehr alten Stadt und der Stadtkern ist auch noch sehr schön erhalten geblieben.
Ganz anders ist dagegen Helsinki. 1808 ist das damalige eher unscheinbare Helsinki vollständig abgebrannt. 1812 wurde Helsinki aufgrund der Nähe zu Russland Hauptstadt und die Russen konnten die Stadt ganz neu gestalten. Sie verpflichteten den deutschen Architekten Engel, der einen monumentalen Stadtkern im Empirestil erichtete. Die ganze Welt sollte sehen, was für eine reiche Stadt Helsinki ist. Ende der 1920 er Jahre setzte sich der Funktionalismus in der Bauweise durch. Diese Bausweise galt damals als sehr modern und viele Städte wuchsen gerade in dieser oder nach dieser Zeit.
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#10 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von christin »

Empirestil? Ist der an den Renaissancestil gelehnt? (hab ehrlich gesagt noch nie was davon gehört) Ich finde die Innenstadt total super. Besonders der Dom und die Gebäude darum sind klasse. Ich hätts als Renaissancestil anhand der Symmetrie und der Säulenordnung deklariert. :D
Sieht jedenfalls super aus. Ich war noch nie so begeistert von Gebäuden :]
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#11 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Peter »

Svea schrieb am 17.04.2005 13:42
"...- Finnland baut ein neues Atomkraftwerk als einzigstes Land der EU (das kann mich ehrlich gesagt sehr aufregen)..." [img]mad.gif[/img]
Der beschlossene Bau des Atomkraftwerkes in Finnland ist wirklich traurig, zumal Finnland hiermit das erste AKW in der EU nach 13 Jahren errichtet. Es ist dann übrigens das fünfte AKW Finnlands. Es handelt sich dabei um ein deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt. Der Neubau soll in Olkiluoto errichtet werden. Der Ort liegt zwischen Porvoo und Kotka. Dort befinden sich bereits zwei AKW´s. Die beiden anderen AKW´s Finnlands befinden sich übrigens in Loviisa. Das liegt etwa 20km nördlich von Rauma direkt an der Küste.

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#12 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Naali »

Gute Beispiele für den Empirestil sind zum Beispiel die Universität oder das Gebäude vom Staatsrat. Engel ist praktisch "Mitbegründer" dieser Bauweise und die Innenstadt ist stark geprägt davon. Auch der Dom ist ein Werk von ihm und gerade dieses Bauwerk gefällt mir sehr gut :)
Aber auch ganz andere Bauweisen gibt es. Das Boulevard Pohjoisespanadi wird dem
Neorenaissance zugeordnet, dann gibt es Häuser im Jugenstil und nach 1917 eine Art Neo-Antike, später dann der Funktionalismus und die Bauweise Aaltos. Eine richtige Reise durch die Epochen also *g*
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#13 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Naali »

Weltweit ist die Kernenergie leider weiter auf dem Vormarsch, Japan plant bis zum Jahr 2010 zwanzig neue Anlagen und China will Kernkraftsleistung bis zum Jahr 2050 auf das 21-fache anheben. in der Ukraine bauen sie 5 Anlagen. Einige Länder der EU wie Schweden, Tschechien, Slowakei oder Ungarn bauen zwar keine neuen AKW´s, aber sie führen leistungssteigernde Maßnahmen durch oder bauen neue Blöcke. Einfach nur erschreckend, wenn man so etwas in der Zeitung liest.
In Deutschland und auch in Finnland kommen etwa 30% des Strombedarfs aus der Atomenenergie. In Frankreich sogar 80% und Litauen 82%. Begien ist 60%, Schweden knapp 50%. Slowakei, Schweiz, Ungarn, Bulgarien eta 40-45%. Spanien, GB, Slowenien, Tschechien eta 20-25%, Russland und Rumänien 10-14% und die Niederlande 3%.

Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie ist es auch nicht so sehr einfach. Es müssen andere Methoden (umweltschonende) gefunden werden und an der Atomenergie hängen tausende Arbeitsplätze. Eine gute Lösung ist sehr, sehr schwierig.
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#14 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von Svea »

Naali schrieb am 18.04.2005 11:48
das ist in Finnland aufgrund der Geschichte auch gar nicht möglich. Dafür gibt es auch hier Städtchen mit interessanter Innenstadt wie zum Beispiel Porvoo. Einer sehr alten Stadt und der Stadtkern ist auch noch sehr schön erhalten geblieben.
Ganz anders ist dagegen Helsinki. 1808 ist das damalige eher unscheinbare Helsinki vollständig abgebrannt. 1812 wurde Helsinki aufgrund der Nähe zu Russland Hauptstadt und die Russen konnten die Stadt ganz neu gestalten. Sie verpflichteten den deutschen Architekten Engel, der einen monumentalen Stadtkern im Empirestil erichtete. Die ganze Welt sollte sehen, was für eine reiche Stadt Helsinki ist. Ende der 1920 er Jahre setzte sich der Funktionalismus in der Bauweise durch. Diese Bausweise galt damals als sehr modern und viele Städte wuchsen gerade in dieser oder nach dieser Zeit.
Das steht ja für mich auch gar nicht zur Diskussion. Helsinki ist die Hauptstadt und in dieser gibt es sehr interessante und schöne Architektur, klar. Porvoo scheint auch wirklich nett zu sein, nur Porvoo ist immer die Vorzeigestadt. Doch Porvoo, Naantali und co. sind ja eher "Ausnahmen". Wieso kann man es nicht einfach mal stehenlassen, dass die allermeisten Städte in Finnland nicht so historisch und architektonisch aufwendig und anspruchsvoll sind wie in Mitteleuropa?!
Das ist doch weder ein Vorwurf noch besagt es, dass Finnland nichts zu bieten hat. Dass es Gründe gibt ist doch klar. Für alles gibt es seine Gründe. Aber man darf es doch feststellen. Wenn jemand z.B. sagt, in Deutschland sei der Boden vielerorts stark versiegelt und die Straßen müssten erneuert werden, ist das doch auch ok.

Edit: Achja, Thema Kernenergie...ich finde das Thema einfach nur traurig. Wie kann man so wenig verantwortungsvoll für die Zukunft sein, frage ich mich :( . Egal wo neue Kraftwerke errichtet werden/alte gefördert: die Leute müssten doch einsehen, dass es keine Zukunft hat, überall den jahrtausende Jahre strahlenden Müll zu verstecken (von entsorgen kann ja keine Rede sein, es ist nur ein Euphemismus). Naja, das ist aber wieder ein anderes langes Kapitel... :rolleyes:
Zuletzt geändert von Svea am 18. Apr 2005 15:32, insgesamt 1-mal geändert.
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#15 Re: Negative Aspekte von Finnland

Beitrag von sunny1011 »

Hallo,

Ist das der Thread, der von meiner verflogenen Euphorie, die ich im Vorstellungsthread erwähnt habe, veranlasst wurde? *schäm*

Natürlich meine ich nicht nur "Negatives", aber Auswanderer (auch innerh. der EU) und Urlauber zu sein, ist ja sicher anders.

Unterschreiben kann ich einiges aus Sveas langer Liste ;)

- Kommunikationsarmut, Manieren und reservierte Gesellschaft. :fear: Als Extrovert bin ich da fehl am Platz. Auch ein "Guten Tag" und eine nicht vor der Nase zuknallende Tür gehören für mich zu guten Manieren. Hier, vor allem in Helsinki, leider unauffindbar!
Wenn man gute Freunde findet, sind sie sehr loyale, aufrichtige und herzliche Menschen, die man fürs Leben gewonnen hat! :]

- nicht immer schöne Architektur : schön und besonders sind z.B. die alte Holzhäuser, Helsinki, Kirche in Petäjävesi, die Naturlandschaften aber eben nicht so viele historische Gebäude. Wir Deutsche haben also einen Grund, auch mal stolz zu sein... Wir (dürfen) zeigen so wenig Nationalstolz. Traurig.

- fehlende Gastlichkeit und Gemütlichkeit beim Essen und eine magere Konditorenkunst :P - Ruisleipä und Hapankorppu (Finncrisp) sind gesund und sehr lecker. Der Rest leider ungeniessbar, vor allem die papigen Brötchen. Für Deutsche gehört zu einem Sonntagsfrühstück ein knuspriges, frisches Brötchen und nicht ein weicher Schwamm aus der Plastiktüte mit Konservierungsstoffen . Die Hotel- und Restaurantstandards sind auch eben sehr simpel, dennoch teuer.

- unaufdringlicher Kundenservice ;) Nach dem Motto: kauf oder geh. Wo bleibt dann der Wettbewerb? Allerdings ist die "Economy of Scale" ein Grund dafür. Das Angebot ist viel kleiner bei 5 Mio. Menschen.

- Alkoholprobleme und wie die Politik sie behandelt sind zum abwinken

- Autos als Luxus im 21. Jahrhundert sind auch ein wenig lachhaft. Die Rostlauben hier versauen die wunderschöne Natur und deswegen macht sich die Politik aber keine Gedanken...

- Monopolismus in der EU - kotimainen (einheimisch) ist immer "besser" und rechtfertigt einen horrenden Preis! Es geht von den überteuerten Finnairflügen, über Lebensmittel und fade, wässrige Treibhausgemüse (Gurken für 6,50 Euro/kg) bis hin zu Propaganda gegen ausländische Investoren und Händler. Damit kann ich mich überhaupt nicht anfreunden.

- Über Rasismus kann man schlecht Vergleiche ziehen, da es auf die individuellen Fälle kommt. Ich hab es in Finnland bis zu einer führenden Position geschafft, leite ein 18-köpfiges Team von Finnen und Ausländern und habe trotz guter Ergebnisse (sowohl bzgl. Business als auch in der Personalführung) sehr schwere Probleme mit meiner Chefin, die mehrmals direkte Anspielungen auf meine Nationalität und das "Anderssein" gemacht hat und ich habe sehr wenig Möglichkeiten, diese abzuwehren.

Tja, um mich in die Gesellschaft einzugliedern habe ich die Sprache erlernt, Kontakte geknüpft, arbeite seit der Auswanderung, werde mich selbst und meine Kultur aber nicht aufgeben.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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