Regierung + Wahlen in Finnland

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sunny1011
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#46 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von sunny1011 »

Erste Hochrechung (20:00 Uhr)

53,9% Für Tarja, 46,1% für "Sau"li
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
Naali
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#47 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Naali »

Gerade haben die Wahllokale geschlossen und knapp 47% der Stimmen sind ausgezählt. Gegen 21.00/21.30 wird das Ergebnis voraussichtlich feststehen. Es bleibt spannend :)
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Naali
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#48 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Naali »

Knapp 99% der Stimmen sind jetzt ausgezählt.

Halonen: 51,8%

Niinistö: 48,2%

Halonen hat 113447 Stimmen mehr als Niinistö. Interessant: Heute am Wahltag bekamen sowohl Halonen als auch Niinistö etwa 50% der Stimmen. Halonen bekam aber mehr Stimmen bei den "Vorabwahlen"..deswegen ist sie jetzt bei über 50%.
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Klaus
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#49 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Klaus »

Auf Åland hat Tarja Halonen klar gewonnen, hier hat sie mehr als 2/3 der Stimmen erhalten, genauer 67,4% der Stimmen. Die Wahlbeteiligung auf Åland ist mit 61,9% wieder relativ gering ausgefallen, aber immerhin war sie höher als beim 2. Wahlgang 2000 (61,6%).

In Finnland lag die Wahlbeteiligung bei 77,2%, etwas weniger als beim 2. Wahlgang 2000 (80,2%).
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lars
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#50 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von lars »

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Hans
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#51 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Hans »

Klaus schrieb am 27.01.2006 13:29
Ja das ist richtig. Hälsningar från Sauli. Aber mein Problem war eigentlich nicht Tervesiä, sonder Sauli. Ist das der Vorname von Niinistö?
Genau, das is ausnahmsweise kein Attribut von mir. :)

Ja, spannend wars, zwischen Auszaehlung von 45 - 75 Prozent, dann wurds langsam klar(er). Schlimm finde ich bei den ganzen Wahlsendungen die Vermischung der Prozentanzeige der ausgezaehlten Stimmen und der (erst ab 65, 70 %) dazukommenden Hochrechnungen, das is doch alles relativ ungeschickt gemacht ... da lob ich mir doch wieder mal unseren Uli aus Deppendorf. :)

Aber, was zaehlt ist das Ergebnis, und ein besonderes HURRAH auf die ålandinseln. :)
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Klaus
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#52 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Klaus »

Ich lese gerade, die Hochburg von Tarja Halonen ist Åland. Am wenigsten Stimmen hat sie in Österbotten geholt, 43,1%. Aber ob die mehr als 8.000 åländischen Stimmen so einen entscheidenen Einfluss gehabt haben, ist bei der viel größeren Anzahl der Wähler in Finnland fraglich. :)
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#53 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Naali »

Hier die Hochburgen von Niinistö und Halonen.

Niinistö:

Alahärmä: 78,1%
Kauniainen: 75,1%
Kortesjärvi: 75,1%
Lappajärvi:74,4%
Halsua:74,1%

Halonen:

Kökar:78,2%
Lemland:72,0%
Kemi:70,4%
Saltvik:70,4%
Kumlinge:69,4%


Ist schon ziemlich beeindruckend..In der Zeitung ist eine Karte mit den jeweiligen Bezirken, wo entweder Niinistö oder Halonen die Nase vorn hatten..ist echt ziiiemlich stark rot (Halonen) und blau (Niinistö) gescheckt. Fiftyfifty-Präsidentin *g*
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sunny1011
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#54 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von sunny1011 »

Der Brüller aus den Nachrichten: "Sau"li hat sich gerade den letzten Aufsteller mit seiner Postur gekrallt (sieht aus wie der Starschnitt aus der Bravo) . Vielleicht für zuhause? Ganz schön dämlich sich damit erwischen zu lassen... Einer hat es für ihn getragen, immerhin ;)
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#55 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Klaus »

Ist wohl eine Art Nordost - Südwest Gefälle oder wie sieht das in etwa auf der Landkarte aus?
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#56 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von hullu poro »

sunny1011 schrieb am 30.01.2006 19:22
Der Brüller aus den Nachrichten: "Sau"li hat sich gerade den letzten Aufsteller mit seiner Postur gekrallt (sieht aus wie der Starschnitt aus der Bravo) . Vielleicht für zuhause? Ganz schön dämlich sich damit erwischen zu lassen... Einer hat es für ihn getragen, immerhin ;)
lol das find ich gut :D :D
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#57 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Klaus »

Ah, hab gerade eine Karte gefunden im Hufvudstadsbladet. Ist ja lustig, der Norden (Lappi) und der Süden rot, die Mitte (Oulu und Vasa) blau.
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#58 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Naali »

und der äußerste Norden wiederum blau :)
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Hans
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#59 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Hans »

Und die roten Gegenden sagen nicht unbedingt was ueber die "sonstige politische Einstellung aus", hab ich schon bemerkt. Gegenden, wo sonst Keskusta uneinholbar stark ist, sind teilweise trotzdem "rot" geworden, da die Bauern dort wohl keine Lust hatten, wählen zu gehen, und die geringe Wahlbeteiligung dort evtl. Tarja geholfen hat ...
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#60 Re: Regierung + Wahlen in Finnland

Beitrag von Syysmyrsky »

Artikel vom 31.01.2006 aus "Neues Deutschland"

Zitterpartie für »Rote Tarja«
Tarja Halonen bleibt für weitere sechs Jahre Finnlands Präsidentin

Von Bernd Parusel, Stockholm

Tarja Halonen hat sich in der Stichwahl um die finnische Präsidentschaft am Sonntag knapp gegen ihren konservativen Herausforderer durchgesetzt.
Es wurde eine Zitterpartie, aber sie hat es doch geschafft. 51,8 Prozent der finnischen Wähler bescherten Tarja Halonen am Sonntag eine zweite Amtszeit. Ihr konservativer Gegner Sauli Niinistö musste sich mit 48,2 Prozent geschlagen geben. Die Wahlbeteiligung lag bei 77,2 Prozent. Noch am Wahlabend gratulierte Niinistö der alten und neuen Präsidentin mit den Worten »Madame hat gewonnen, der Mann hat verloren« – und einem galanten Handkuss. Er sei »wirklich ein Luxemburger geworden«, kommentierte die lächelnde Wahlsiegerin die in Finnland unübliche Geste. Niinistö will nach seiner Niederlage nach Luxemburg zurückkehren und seine Arbeit als Vizepräsident der Europäischen Investbank fortsetzen.
Die 62-jährige Halonen war am Wahlabend sichtlich erleichtert. Monatelang war ihr ein klarer Sieg prognostiziert worden, doch dann schrumpfte ihr Vorsprung, und kurz vor der Stichwahl lag der Ex-Finanzminister fast mit ihr gleichauf. Dem Witwer mit dem Image eines Lebemanns gelang es, Stimmung für einen politischen Wechsel zu verbreiten. Wortgewandt hatte er »Mut zur Veränderung« eingefordert, Zukunftsvertrauen ausgestrahlt und erklärt, in Zeiten der Globalisierung müssten sich die Menschen immer wieder an neue Verhältnisse anpassen. Mit dieser Einstellung sei er der wahre »Präsident der Arbeiter«.
Die von Sozialdemokraten und Linksbündnis nominierte Halonen warb dagegen damit, eine erfahrene »Präsidentin für das ganze Volk« zu sein, die auf die kleinen Leute höre, gute Beziehungen zum Nachbarn Russland pflege und für eine gerechte Globalisierung eintrete. Halonen vertraute auf ihr positives Bild in der Bevölkerung. Sie ist vor allem als warmherzig, unverfälscht und volksnah, wenn auch zugleich als stur bekannt. Aufgewachsen in einem Helsinkier Arbeiterviertel war sie die erste in ihrer Familie, die studierte. Schon bevor sie Justiz- und später Außenministerin wurde, setzte sie sich für Gleichberechtigung, Minderheiten und Menschenrechte ein. Noch heute sind es die Helsinkier gewohnt, ihre Präsidentin ungeschminkt und im Jogginganzug die Prachtstraße Esplanadi entlanglaufen zu sehen. Im Wahlkampf bekam Halonens Image jedoch Schrammen. Ihrem Herausforderer gegenüber wirkte sie manchmal nervös und gereizt. Erst am Sonntagabend konnte sie sich wieder richtig freuen. Nun kehre die Politik zurück, sagte sie.
Obwohl sich die Zuständigkeit des finnischen Präsidenten weitgehend auf die Außenpolitik beschränkt, will sich Halonen stärker als bisher um soziale Probleme im Inland kümmern. Suomi ist zwar ein entwickelter Wohlfahrtsstaat, verfügt über ein weltweit bewundertes Bildungswesen und verzeichnete zuletzt Wirtschaftswachstumsraten von über drei Prozent. Die Arbeitslosigkeit liegt jedoch mit rund acht Prozent höher als in den anderen nordischen Ländern, und Halonen spricht häufig von »versteckter Armut«.
Dass die Internationalisierung der Wirtschaft auch an Finnland nicht vorbeigeht, und der Druck auf Arbeiter und Angestellte spürbar zunimmt, für den Erhalt ihrer Jobs schlechtere Arbeitsbedingungen hinzunehmen, hat Beobachtern zufolge dazu beigetragen, dass eine Mehrheit trotz der von Niinistö beschworenen Wechselstimmung für Halonen votierte. Obwohl der Wahlkampf der letzten zwei Wochen in den Augen finnischer Politikwissenschaftler recht oberflächlich, wie ein »Zirkus« oder »Schönheitswettbewerb«, geführt wurde, gelang es Halonen, mit sozialen Themen zu punkten.
Gleichzeitig erlebte Finnland auch eine ungewohnt deutliche Blockbildung zwischen Rechts und Links. Nachdem der Präsidentschaftskandidat der Zentrumspartei, Premierminister Matti Vanhanen, in der ersten Runde ausgeschieden war, schlug er sich, obwohl er in Helsinki zusammen mit den Sozialdemokraten regiert, überraschend klar auf die Seite des konservativen Niinistö. Wie das Wahlergebnis zeigt, überwogen zwar die Stimmen der sozialdemokratischen, linken und grünen Wähler gegenüber dem bürgerlichen Block aus Konservativen, Christdemokraten und Zentrum. Das knappe Resultat weist jedoch darauf hin, dass dies nicht immer so sein muss. Schon nächstes Jahr steht Finnland ein weiterer Wahlkampf ins Haus. Dann wird ein neues Parlament gewählt.
Hinter einem denglisch-babylonischen Sprachgewirr kann man sich wunderbar verstecken, Wissenslücken vertuschen und Kompetenz vorgaukeln.
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